Der FCB braucht diese Punkte für seine Aufholjagd. Wer steht bei YB zwischen den Pfosten? Das liegt für die Nati an der EM drin. Willkommen beim Fussball-Talk.
Fussball-Talk
Die Schweizer Nati trifft an der EM auf Deutschland, Ungarn und Schottland. Die nötigen Tugenden sind ein Thema im Fussball-Talk. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Nati fährt mit Murat Yakin an die EM 2024 – und erhält eine machbare Gruppe.
  • Der FCB holt in Ouchy nur einen Punkt, YB muss gegen Servette mit einem 1:1 leben.
  • Nach einem weiteren Racioppi-Bock wird in Bern über einen Goaliewechsel spekuliert.
  • Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
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Nau.ch: Gastgeber Deutschland, Ungarn und Schottland – wie zufrieden seid Ihr mit der Nati-Gruppe an der EM 2024? Ihr habt euch ja beide die Deutschen gewünscht!

Mischi Wettstein: Wir können uns über diese Gruppe sicher nicht beklagen. Aber es ist auch trügerisch: Auf dem Papier lockt Platz 2. Aber nur wenn wir uns wieder der Tugenden besinnen, mit welchen die Schotten bestimmt antreten werden: Kämpfen, Kratzen, Beissen um jeden Ball – also mit dem nötigen Herzblut auf dem Platz stehen! Wenn das nicht gelingt, droht auch eine böse Überraschung.

Schweizer Nati
Murat Yakin trifft mit der Schweizer Nati an der EM 2024 auf Deutschland, Ungarn und Schottland. - keystone

Wir müssen uns bewusst sein: In dieser Gruppe wird uns nichts geschenkt! Im optimalen Fall wartet natürlich das absolute Highlight im letzten Gruppenspiel: Wenn unsere Nati und Deutschland bereits für den Achtelfinal qualifiziert sind. Aber dieses Szenario müssen sich die Yakin-Boys zuerst hart verdienen.

Christoph Böhlen: Schade, haben wir nicht noch gleich das Eröffnungsspiel erhalten. Aber ansonsten ist das eine Traumgruppe für die Nati! Es hätte uns deutlich heftiger treffen können, auf die Ösis warten zum Beispiel Frankreich und die Holländer! Aus meiner Sicht ist der Achtelfinal Pflicht.

Schweizer Nati
Die Schweizer Nati will an der EM 2024 mindestens in den Achtelfinal. - keystone

Nau.ch: Mischi, letzte Woche hast Du im Fussball-Talk eine frühe Entscheidung des SFV-Zentralvorstands in der Trainer-Frage angekündigt. Diese folgte schon am Dienstag, Murat Yakin bleibt im Amt. Zufrieden?

Mischi Wettstein: Natürlich, aber überraschend kommt das nicht. Wir haben mehrfach erklärt, wieso Muri der richtige Trainer für die Schweizer Nati ist. Dass er jetzt mindestens bis nach der EM 2024 bleibt, zeigt, dass wir kompromisslos auf das richtige Pferd gesetzt haben.

Nau.ch: Wechseln wir in die Super League. Trotz Wetter-Chaos konnten einige Spiele planmässig durchgeführt werden. Am Samstag patzt der FCB bei Ouchy. Wie habt Ihr das Spiel gesehen?

Mischi Wettstein: Ich habe die Partie intensiv vor dem TV verfolgt und bin der gleichen Meinung wie Trainer Fabio Celestini: Die zweite Halbzeit war einfach zu wenig von den Baslern! Es stellt sich die Frage: Stottert der FCB diese Woche weiter? Es warten Lugano (1:0 über FCL) und GC (Kantersieg gegen Lausanne). Beide haben Rückenwind nach ihren Siegen am Wochenende.

Holt der FC Basel in dieser Woche nicht sechs Punkte, dann wird es nichts aus der grossen Aufholjagd. Sie haben es aber immer noch in den eigenen Füssen. Und bevor es punktemässig nicht mehr möglich ist, traue ich dem FCB eine erfolgreiche Aufholjagd unter die Top-6 zu.

FC Basel
Thierno Barry versuchte gegen Lausanne-Ouchy einen Fallrückzieher und scheiterte. Dafür wird der Neuzugang des FC Basel im Netz kritisiert. - Keystone

Christoph Böhlen: Dem FCB fehlt es in der Offensive an Qualität! Da wurde viel Geld investiert – das hat sich bisher noch überhaupt nicht ausgezahlt. Dass mit Fabian Frei ein Defensivspieler derzeit Topscorer ist, sagt eigentlich alles aus. Mit diesem lauen Lüftchen rücken die Top-6 in weite Ferne.

Mischi Wettstein: Wenn ich mich da an die letzten Aktionen von Barry erinnere, hätte ich da schon ein paar Fragen. Ob man da tatsächlich den Spieler bekommen hat, den man holen wollte? Denn bis jetzt war Barry eine Mogelpackung zum Kopfschütteln. Aber schon oft schlüpfte aus einer hässlichen Raupe noch ein schöner Schmetterling. Wäre ich FCB-Fan, würde ich die Hoffnung noch nicht ganz begraben!

Mischi Wettstein
Mischi Wettstein ist Fussball-Chefreporter bei Nau.ch. - Nau.ch

Nau.ch: Am Sonntag lässt Meister YB im Spitzenspiel gegen Servette Federn. Ein verdientes Remis aus Genfer Sicht?

Mischi Wettstein: Servette hat mir in der ersten Halbzeit sehr gut gefallen. YB kam dann aus zwei Gründen auf: Trainer Raphael Wicky hat die Zeichen der Zeit erkannt und schon in der Pause die richtigen Wechsel getätigt. Zudem hat Servette der Tatsache Tribut gezollt, dass man nach der Europa League zwei Tage weniger Pause hatte. Unter dem Strich ist das Unentschieden gerecht.

Christoph Böhlen: Spätestens nach 50 Minuten lief das Spiel im Kühlschrank Wankdorf nur noch in eine Richtung. Servette kann sich bei Goalie Jérémy Frick bedanken, dass man sich nicht noch 2-3 Treffer einfängt. Natürlich: Die Genfer haben in der ersten Halbzeit überzeugt – aber auch nur, weil YB es zugelassen hat! Beim Heimteam waren nicht alle pünktlich auf dem Platz, das darf so nicht passieren.

YB
Jean-Pierre Nsame verzweifelt am Sonntag an Servette-Keeper Frick. - keystone

Nau.ch: Für Diskussionen sorgt in Bern die Goalie-Frage: Zum wiederholten Mal schwächelt Anthony Racioppi mit dem Fuss. Folgt bald wieder der Wechsel zu David von Ballmoos?

Mischi Wettstein: Anthony Racioppi wurde mir generell zu schnell als Super-Torwart bewertet! Er hat seinen Job als Vertreter von «Dävu» gut gemacht. Aber in den letzten Spielen hat er YB mit seinem riskanten Spiel im Strafraum regelmässig in Probleme gebracht. Ich kann mir gut vorstellen, dass David von Ballmoos auf der Bank zumindest innerlich langsam mit den Hufen schart!

Hier unterläuft YB-Keeper Racioppi ein Fehler, der folgenlos bleibt. - SRF

Christoph Böhlen: Da bin ich anderer Meinung! Racioppi ist ein Top-Goalie und seit Monaten der wichtige Rückhalt für YB. Seine Patzer mit den Füssen sind ärgerlich, aber das kann passieren. Auf der Linie und im 1:1 ist er brutal stark, das hat man auch gegen Roter Stern gesehen. Stellt er seine technischen Wackler ab, muss sich «Dävu» noch ein wenig gedulden.

Wer soll am Mittwoch im YB-Tor stehen?

Nau.ch: Mit dem 1:1 hat YB erneut Federn gelassen, wie bereits gegen Leader FCZ. Ist das Meisterrennen in dieser Saison doch plötzlich spannender als erwartet?

Mischi Wettstein: Die Mannschaft von Servette war gestern bestimmt nicht schlechter, als die, die bei YB auf dem Platz stand. Man darf nicht vergessen, dass beim Meister Itten, Imeri, Niasse, Benito, und Males verletzt gefehlt haben.

Christoph Böhlen: Es gab von Beginn an keinen Grund, an einen YB-Alleingang zu glauben! Mit der Champions League im Hinterkopf war klar, dass die Hinrunde für die Berner einige Stolperfallen aufweist. Zudem geht gerne vergessen, dass YB mit Rieder, Fassnacht und Zesiger drei absolute Leistungsträger abgegeben hat. Ich sehe das Wicky-Team immer noch als Topfavorit auf den Titel, aber es wird sicher knapper, als viele erwartet haben.

Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?

Mischi Wettstein: Der heftige Schneefall hat uns in die aktuelle Tabelle gespuckt! Mit den Nachtragsspielen aus Runde 5 wären ab dem kommendem Mittwoch alle Teams bei 16 Spielen gewesen. Jetzt bleibt die Tabelle aber ungenau, weil es wetterbedingt wieder zu Verschiebungen kommt.

Christoph Böhlen: Der FC Luzern hat sich offenbar mit dem «FCSG-Syndrom» angesteckt! Das 0:1 in Lugano war bereits die fünfte Auswärtspleite in Serie. In der Auswärtstabelle der Super League sind nur GC, Basel und Lausanne-Ouchy schwächer klassiert. Ganz anders zuhause: Dort hat nur der FCSG mehr Punkte geholt als das Frick-Team.

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen ist Sportchef bei Nau.ch. - Nau.ch
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