Nach der englischen Woche führt YB die Tabelle wieder mit fünf Punkten an, weil die Konkurrenz nachlässt. GC steckt in der Krise! Willkommen beim Fussball-Talk.
YB Fussball-Talk
Trotz 0:2-Rückstand holt YB einen Punkt in St. Gallen. Trotzdem gibt es kurz einen Zoff. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • GC wartet seit sieben Spielen auf einen Sieg und verliert in Yverdon 2:3.
  • YB holt gegen den FCSG noch einen Punkt und baut den Vorsprung aus.
  • Servette und Lugano lassen am Wochenende Punkte im Meisterrennen liegen.
  • Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
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Nau.ch: Der FCSG verspielt in der letzten Woche dreimal einen Sieg in der Schlussphase, zuletzt beim 2:2 gegen YB. Was machen die Ostschweizer falsch?

Mischi Wettstein: Vorneweg: Dem Ostschweizer Publikum muss ich ein Kränzchen winden! Die Stimmung war gestern super, das ist «Fussball-Feeling» pur. Auch wenn es dem FCSG nicht optimal läuft, stehen die Fans hinter ihrem Team.

Die Mannschaft wollte das auch zurückgeben und hat das über weite Strecken des Spiels recht gut gemacht. Fast wäre es aufgegangen, aber wenn man zwei so einfache Tore kassiert, wird es schwierig: Zuerst hat Ganvoula zu viel Platz und dann verliert Vallci den entscheidenden Kopfball gegen Itten.

Da muss man sich nicht wundern, wenn es am Ende nicht zum Dreier reicht. Wie YB in der Schlussphase Moral zeigt, ist eindrücklich. Aber leider auch schlecht für uns neutrale Zuschauer: Der Meisterkampf wird wieder ziemlich langweilig.

YB FCSG
YB und der FCSG liefern sich erneut einen Schlagabtausch. - keystone

Christoph Böhlen: YB hat in der englischen Woche aber auch nur fünf Punkte geholt, wieso sollte das vorentscheidend sei?

Mischi Wettstein: Servette hat in einer wichtigen Woche versagt und dreimal verloren! Zwar hat der FC Lugano geliefert und den Rückstand um zwei Punkte verkürzt. Doch sechs Punkte Rückstand auf YB sind viel. Mit einem Sieg in Winterthur hätten die Tessiner für mehr Spannung sorgen können.

Christoph Böhlen: Mir ist das alles zu vorschnell! YB wirkt in der Rückrunde weiter instabil und kann jederzeit wieder einen Rückschlag einfangen. Dann sind es plötzlich nur noch zwei, respektive drei Zähler auf Servette und Lugano.

Dass die Berner gestern auf den Rückstand reagieren, ist stark. Aber dass es zuvor schon wieder kleine interne Mätzchen gab, wie zwischen Elia und Males vor einem Freistoss, zeigt die Sorgen auf. Es fehlen klare Leader auf dem Platz! Und: Mir ist das Zentrum bei YB zu dünn besetzt, um schon wieder von einer Vorentscheidung zu sprechen. Aber so wie die Konkurrenz jetzt wieder Punkte liegen lässt, sieht es aus, als würde YB zum Titel schleichen.

Mischi Wettstein
Mischi Wettstein ist Fussball-Chefreporter bei Nau.ch - Nau.ch

Nau.ch: Wechseln wir ans andere Ende der Tabelle: Krisen-Club GC verliert in der englischen Woche dreimal. Wie geht es weiter?

Mischi Wettstein: Trainer Bruno Berner holt mit seinem Team 0 von 9 Punkten, wartet seit sieben Spielen auf einen Sieg! Der Auftritt in Yverdon war keine Untergangs-Leistung, aber im Fussball zählen Punkte und Tabellenplätze.

Für mich ist klar: Die Hoppers brauchen einen neuen Impuls und der kann nur von der Seitenlinie kommen. Es ist nicht persönlich gegen Bruno Berner – aber bei GC ist es Zeit für einen Trainerwechsel!

Wir hören jedes Wochenende die gleiche Durchhalte-Leier – ich kann es nicht mehr hören! So geht es wohl auch den Spielern und den Fans. GC braucht Punkte – Schluss, Ende, Amen! In diesem Zustand riskieren die Verantwortlichen den Klassenerhalt der Grasshoppers!

Christoph Böhlen: Bei GC müssen jetzt die Alarmglocken schrillen! Zwar ist Ouchy nach wie vor sieben Punkte zurück. Aber in der aktuellen Form wird es in einer allfälligen Barrage gegen den FC Thun brutal schwierig.

GC
Bruno Bernern kassiert mit GC gegen Yverdon eine weitere Niederlage. - keystone

Nau.ch: Schliessen wir den Sonntag in Luzern ab, der FCL verpasst es, zu Hause gegen Lausanne zu gewinnen.

Mischi Wettstein: Fünf von neun Punkten aus der englischen Woche sind genau zwei zu wenig! Sonst wäre man zumindest vorübergehend über dem Strich. Jetzt wartet der schwierige Gang nach Bern am Sonntag, das wird für die Luzerner zu Herkulesaufgabe.

Gewinnt der FCSG zu Hause gegen Yverdon und holt Winterthur bei Ouchy einen Punkt, könnte der Kessel mit den Top 6 schon am kommenden Sonntag geflickt sein. Mit dem schlechteren Ende für Luzern.

Christoph Böhlen: Platz 7 wäre für den FCL aber eine herbe Enttäuschung? Das Ziel «Championship Group» zu verpassen, würde nicht zu den Innerschweizer Ansprüchen passen. Woran liegt das?

Mischi Wettstein: Es hat mir nicht gefallen, was ich gestern am TV gesehen habe. Das war schlicht zu wenig vom FCL.

Nau.ch: Bleiben wir in der unteren Tabellenhälfte: Der FCB kann also doch noch gewinnen?

Mischi Wettstein: Das sind ganz wichtige drei Punkte für die Bebbi – Totgesagte leben eben doch länger! Bei Ouchy muss man erst einmal gewinnen, vor allem bei den vielen Ausfällen im Team.

Und es zeigt, wie überraschend das Fussballer-Leben sein kann: Bis zum Winter haben alle über «Stolperi» Thierno Barry gelacht. Jetzt wird er zum Retter und zieht sein Team aus dem Sumpf. Einen grossen Anteil daran hat bestimmt Trainer Fabio Celestini, der ihn aufgepäppelt hat. Da haben sich Geduld und Vertrauen ausgezahlt.

Thierno Barry
Thierno Barry trifft gegen Ouchy für den FC Basel. - keystone

Christoph Böhlen: Ob es mit den vielen Verletzten zu tun hat oder nicht: Dass Taulant Xhaka beim FCB wieder auf dem Platz steht, ist Gold wert. Gerade im Abstiegskampf sind die Tugenden Kampf, Einsatz und Wille gefragt – und die bringt keiner so mit, wie der FCB-Routinier.

Nau.ch: Am Samstag büsst zudem Servette wichtige Punkte im Titelrennen ein und verliert gegen den FCZ mit 0:1.

Mischi Wettstein: Da muss ich gegen den VAR wettern: Wie kann man das Foul von Marchesano an Tsunemoto vor dem Tor nicht sehen? Waren die in Volketswil auf der Toilette oder haben sie geschlafen? So macht der VAR keinen Sinn – und es hat auch grobe Folgen: Der FCZ hat die Top 6 mit dem Dreier fast auf sicher, die Genfer büssen dafür schon wieder wichtige Punkte im Titelrennen ein.

Was mir nicht gefällt: Dass bei Servette jetzt plötzlich Bedia fehlen soll, der im Winter zu Union Berlin abwanderte (und dort gar nicht reüssiert). Als es Servette lief, hat Bedia auch niemand vermisst.

Dem Tor des FCZ geht ein Foulspiel von Marchesano voraus. - SRF

Christoph Böhlen: Es war zu erwarten, dass Servette nicht ohne Ausrutscher durchkommt. Dass es in der englischen Woche aber gleich null Zähler aus drei Spielen sind, kommt doch überraschend. Am Sonntag wartet zudem kein einfaches Spiel: Die Grenats müssen zum FCB ins Joggeli reisen.

Wer wird Schweizer Meister?

Nau.ch: Schliessen wir den Samstag mit dem 2:2 zwischen Winterthur und Lugano ab. Mischi, wie war es auf der Schützenwiese?

Mischi Wettstein: In dem kompakten Fussballstadion herrscht einfach immer eine Top-Stimmung, die «Schützi» ist bis auf den Gästesektor immer ausverkauft. Der FCW ist eine ehrliche Mannschaft, die Freude macht. Jeder Spieler lebt den Teamgedanken und gibt immer alles – zumindest wirkt es von aussen so.

Das ist absolut der Verdienst von Trainer Päti Rahmen. Er holt aus den bescheidenen Mitteln in Winterthur das Maximum raus. Gegen das starke Lugano, nach zwei Niederlagen in der bisherigen Saison, zweimal einen Rückstand aufzuholen, ist aller Ehren wert.

Schade ist das Remis einzig mit Blick auf den Titelkampf: Zwei Punkte mehr für die Tessiner hätten die Tür zu YB einen Spalt weiter geöffnet. Denn die Berner sind alles andere als souverän unterwegs.

Patrick Rahmen
Patrick Rahmen hat mit Winterthur seit dem 30. Januar nicht mehr verloren. - keystone

Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?

Mischi Wettstein: Der FC Aarau verliert auch Spiel zwei nach Alex Frei, gegen Schaffhausen kassiert man zu Hause 1:2-Niederlage.

Christoph Böhlen: Ich blicke kurz über die Landesgrenze hinaus: Am nächsten Wochenende kann Bayer Leverkusen erstmals deutscher Meister werden. Ich habe bis zum Schluss befürchtet, dass die Bayern irgendwo einen zweiten Gang finden und die Werkself einbricht.

Dass das «Vizekusen» aus meiner Jugend jetzt bald der Vergangenheit angehört, kann ich kaum glauben. Aber es ist hochverdient – und das auch dank Nati-Captain Granit Xhaka, der eine fantastische Saison spielt.

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen ist Sportchef bei Nau.ch. - Nau.ch
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