50 Tage bis zur Fussball-WM in Russland: Das Land freut sich auf begeisterte Gäste und hohe Einnahmen. Bei den weniger willkommenen Besuchern glauben die Organisatoren, sie gut im Griff zu haben.
Offiziell liegen die Kosten der WM bei mehr als zehn Milliarden Euro.
Offiziell liegen die Kosten der WM bei mehr als zehn Milliarden Euro. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • WM-Gastgeber Russland erwartet vom Turnier einen Wirtschaftsschub.
  • Vom Nach-WM-Tourismus erwartet das Land Zusatzeinnahmen von rund 3 Milliarden Franken.
  • Wirtschaftsexperten bezweifeln jedoch diese rosigen Prognosen.

Russland erwartet von der Fussball-WM langfristig einen Schub für seine Wirtschaft. Die Investitionen in den Vorbereitungsjahren seit 2013 hätten bereits ein Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beigetragen. Das sagte der Vorsitzende des Organisationskomitees, Vizeministerpräsident Arkadi Dworkowitsch, am Mittwoch in Moskau. Ohne WM wäre die Wirtschaft in den Krisenjahren noch stärker geschrumpft, analysierte er. Nach Rückgängen 2015 und 2016 hat Russland erst 2017 wieder leichtes Wachstum verzeichnet.

50 Tage vor Anpfiff des Turniers am 14. Juni stellte Dworkowitsch mit dem Generalsekretär des Komitees, Alexej Sorokin, eine Studie zu den erwarteten wirtschaftlichen Auswirkungen vor. Der Nach-WM-Tourismus soll demzufolge in den kommenden fünf Jahren je 150 Milliarden bis 210 Milliarden Rubel Zusatzeinnahmen (rund 3 Mrd. Franken) bringen.

Alexej Sorokin, Generalsekretär des Organisationskomitees der Fussball-WM 2018, spricht während einer Pressekonferenz.
Alexej Sorokin, Generalsekretär des Organisationskomitees der Fussball-WM 2018, spricht während einer Pressekonferenz. - dpa

Offiziell liegen die Kosten der WM bei mehr als zehn Milliarden Euro. Dworkowitsch betonte, es sei viel in dauerhaft nutzbare Infrastruktur wie Flughäfen, Strassen, Hotels oder Krankenhäuser investiert worden. Er nannte die Ausrichtung der WM «den Traum einer ganzen Generation in unserem Land».

Zweifel an Prognosen

Wirtschaftsexperten zogen die rosigen Prognosen in Zweifel. «Wenn die Wirtschaft nicht insgesamt stärker geöffnet wird, wird auch die neue Infrastruktur nicht genutzt werden», sagte Chefökonomin Natalia Orlowa von der Alfa Bank der Zeitung «Wedomosti». Russlands Image als Reiseland sei nicht gut genug, um nach der WM viele Touristen anzuziehen, meinte Wladimir Tichomirow von der Finanzgruppe BCS.

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