«FCB-Shaq hat Schiri-Bonus! FCZ muss Malenovic-Versteckis beenden»
Der FCB kommt gegen zehn Berner nicht über ein 0:0 hinaus. Bei YB kehrt Gerardo Seoane zurück. Und beim FCZ kriselt es weiter. Willkommen beim Fussball-Talk.

Das Wichtigste in Kürze
- Der FCZ kassiert beim 1:2 gegen Lausanne die fünfte Niederlage in Serie.
- YB trotzt beim Comeback von Trainer Gerardo Seoane Verletzungen und einer Roten Karte.
- Der FCB muss sich im Wankdorf mit einem 0:0 begnügen.
- Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
Nau.ch: Starten wir mit dem 0:0 zwischen YB und dem FCB. Ihr wart beide im Stadion – wie fällt das Fazit aus?
Mischi Wettstein: Dieses «Gigantenduell» der zwei grössten Schweizer Clubs war für mich kein Highlight! Ich bin enttäuscht und hatte mir von diesem Spiel mehr erhofft. Zum Vergleich: Der Klassiker FCB-FCZ war ein tolles Spiel, da hatten die Bebbi klare Torchancen. Aber nicht so gestern. Erst nach einer knappen Stunde kommt das Magnin-Team überhaupt zu einer Möglichkeit.
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Da war Sand im Getriebe, die Flügelzange Otele/Traoré hat offensiv nicht gegriffen. Klar, dass die Bebbi nach dem Spiel nicht zufrieden waren. Bei dieser Ausgangslage hätte man gewinnen müssen.
Christoph Böhlen: Also enttäuscht hat gestern nur der FC Basel. Wer seit 2016 auf einen Sieg im Wankdorf wartet, muss mehr liefern. Zumal das Comeback von YB-Trainer Gerry Seoane nicht schwieriger hätte verlaufen können: Erst fällt Benito kurzfristig aus, dann Edimilson – und dann fliegt Gigovic auch noch vom Platz…

Nach dem Trainerwechsel von Contini zu Seoane war ab Freitag eine ganz neue Energie rund um YB zu spüren. Auch die Vorfreude vor dem Spiel war bei vielen Fans so gross, wie lange nicht mehr.
Und es ist beeindruckend, was Seoane in den zwei Tagen bereits geschafft hat: Die Wackel-Abwehr steht trotz etlicher Ausfälle plötzlich solid. Und das gegen die eigentlich beste Offensive der Liga.
Ein Paradebeispiel, was ein Trainerwechsel auslösen kann, ist Sandro Lauper: Er hatte unter Contini einen schweren Stand – gestern zeigte er, wie wichtig er für YB sein kann.
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Mischi Wettstein: Schlussendlich gab es für beide nur einen Punkt. Der eigentliche Sieger aus dem Duell YB gegen den FCB heisst … FC Thun!
Nau.ch: Zum Leader kommen wir dann später noch. Aber was sagt ihr zur Ellbogen-Szene von Xherdan Shaqiri gegen Ebrima Colley in der Nachspielzeit?
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Christoph Böhlen: Für mich gibt es da keine zwei Meinungen: Das ist ein klarer Schlag, mit voller Absicht und muss Rot geben. Schliesslich fliegt Gigovic nach der Pause ja auch vom Platz – und der rutscht offensichtlich einfach aus.
Aber das ist genau das, was mich stört: Ich mag Xherdan Shaqiri als Spieler sehr – aber er geniesst einen unfassbaren Schiri-Bonus. Shaq darf 90 Minuten lang reklamieren und mit dem Schiri diskutieren, sieht nie Gelb.
Und jetzt darf er sogar den Ellbogen auspacken und wird verschont? Ich bin sicher: Jeder andere Spieler in der Super League wäre nach dieser Szene vom Platz geflogen.
Mischi Wettstein: Shaq hat sich dieses Bonus in seiner Karriere erarbeitet, weil er schon so oft auf die Socken bekommen hat. Und weil man einen Spieler mit seiner unbestrittenen Extraklasse auch zurecht mehr in Schutz nehmen muss.
Im Frust, auch nach neun Jahren in Bern gegen zehn YBler nicht zu gewinnen, und in den Emotionen passieren solche Sachen. Dein Ebrima Colley hat wohl auch noch etwas dazu beigetragen.
Christoph Böhlen: Sorry, Mischi: Aber das ist einfach Schwachsinn. Die Regeln sollten für alle gelten – ob jetzt für Shaqiri oder einen 17-jährigen Junior. Ich habe wirklich gehofft, dass ein Spitzenschiri wie Fedayi San mehr Mut beweist. Aber offenbar haben vor Shaq alle die Hosen voll…

Mischi Wettstein: Auf jeden Fall war auch YB-Sportboss Christoph Spycher deiner Meinung. Ich habe gesehen, wir er Schiri San seine Meinung im Kabinengang noch klipp und klar übermittelt hat. Aber: Es war ein 50:50-Entscheid. Jetzt nagle mir Shaq dafür nicht an die Wand!
Tapetenwechsel: Wäre ich gestern statt nach Bern nach Luzern gefahren, hätte ich wenigstens ein paar Tore gesehen…
Nau.ch: Merci für die Überleitung: Der FCL schiesst GC gleich mit 6:0 aus dem Stadion.
Christoph Böhlen: Aus diesem GC werde ich nicht schlau: Auf das 0:5 gegen den FCSG reagieren die Hoppers mit einer guten Leistung gegen YB, verpassen den Sieg beim 3:3 nur knapp. Und jetzt lassen sie sich wieder derart abschiessen?
Mischi Wettstein: Was habe ich dir schon nach dem 0:5 gesagt? Es wird nicht das letzte Mal sein, dass es für das junge Team der Hoppers eine Packung absetzt.
Für ein Urteil über die Wundertüte GC ist es mir aber noch zu früh: Es wartet das brisante Kellerduell gegen Winterthur am Wochenende: Mit einem Sieg sind die Hoppers wieder an einem Nicht-Barrageplatz dran. Aber bei einer Niederlage beträgt der Vorsprung nur noch einen Punkt.

Christoph Böhlen: Für den FC Luzern ist es übrigens der erste Heimsieg in dieser Saison. Die Innerschweizer springen in die Top 6 und dürfen sich erst noch über das Traumtor von Di Giusto freuen.
Mischi Wettstein: Für Matteo freut es mich besonders, das war das Tor des Monats! Aber beim FCL sage ich: Aufgepasst! Das Frick-Team hat den Hang dazu, nach einem Sieg schnell abzuheben. Es wartet jetzt der Gang in den Letzigrund zum FCZ. Und da kommt es am Samstag zur bösen Überraschung: Die Zürcher bezwingen den FCL!

Christoph Böhlen: Wie bitte? Wie will dieser FCZ denn aktuell überhaupt jemanden schlagen?
Mischi Wettstein: Ich werde vor Ort sein und sehen wie der FC Zürich plötzlich seine Torchancen nutzt und den FCL ohne Punkte nach Hause schickt.
Nau.ch: Dann bleiben wir doch gleich beim FC Zürich: Nach der 1:2-Heimpleite gegen Lausanne ist weiterhin der Wurm drin.
Mischi Wettstein: Schauen wir uns doch mal die Fakten an: Es sind jetzt fünf Niederlagen in Serie, man kassiert zu viele Tore und schiesst zu wenige. Die Mannschafts-Zusammenstellung ist nicht optimal – dafür ist ein Mann verantwortlich. Und der versteckt sich.
Böhli: Kennst du einen Club, der fünfmal in Serie verliert – und bei dem der Sportchef danach nicht hinsteht?
Christoph Böhlen: Natürlich nicht, das ist unvorstellbar. Ich weiss nicht, was der FCZ damit bezweckt, wenn man Milos Malenovic zu schützen versucht. Er ist der starke Mann im Club, für diesen Weg hat man sich entschieden. Dann gehört es eben auch dazu, dass man hinsteht.
Aber so wie ich bei deinem Interview mit Ancillo Canepa gehört habe, wird weiterhin vieles schöngeredet. Und der Sportchef ist beim FCZ unantastbar. Ich weiss nicht, in welcher Traumwelt sich der FCZ bewegt…

Mischi Wettstein: Mit dem Nichterscheinen werden die Gerüchte und Nebenschauplätze rund um den Club nur noch mehr genährt. Würde Milos mal hinstehen, könnte man vieles klären. Aber so wachst das Misstrauen gegenüber Milos Malenovic mehr und mehr an. Das ist das, was die Fans zurecht nicht akzeptieren.
Da hilft es auch nicht, wenn Präsident Canepa hinsteht – auch wenn er das Club-Oberhaupt ist. Aber Cillo ist nicht der, der dieses Orchester zusammengestellt hat…
Nau.ch: Bleiben wir im Kanton Zürich und gratulieren dem FC Winterthur zum ersten Sieg. Das Rahmen-Team bezwingt Servette mit 4:2.
Mischi Wettstein: Ich weiss noch genau, was du mir letzte Woche gesagt hast, Böhli: Ich sei als Rahmen-Sympathisant geblendet… Da hast du den Beweis: Ich hatte den klaren Durchblick und wusste, dass Päti mehr als nur ein Hoffnungsträger für den FCW ist.

Christoph Böhlen: Zugegeben: Ich habe nicht mit einem Sieg gerechnet. Aber auch dieser Dreier rettet den FCW nicht, da braucht es schon noch mehr.
Mischi Wettstein: Ich gebe dir insofern recht: Wenn man am Wochenende gegen GC nicht nachlegt, ist der Sieg wenig wert. Jetzt muss man dranbleiben, wenn man etwas bewegen will. Und GC, das in den letzten drei Spielen 14 Gegentreffer kassiert hat, ist defensiv sicher keine uneinnehmbare Festung. Nur die vielen Gegentore muss Rahmen abstellen, sonst wird das nichts.
Christoph Böhlen: GC ist eine Wundertüte. Gut möglich, dass die Hoppers gegen Winti wieder ihr Sonntagsgesicht zeigen.
Mischi Wettstein: Übrigens, ist dir aufgefallen: Die drei Zürcher Clubs zusammen haben nur gerade einen Punkt mehr als Leader Thun. Zum Fremdschämen für den Zürcher Profi-Fussball.
Nau.ch: Jetzt habt ihr den Leader schon mehrfach angesprochen, also wechseln wir doch ins Berner Oberland: Der FCT baut seinen Vorsprung mit dem Sieg gegen Sion auf sechs Punkte aus!
Mischi Wettstein: Also an dieser Niederlage ist Sion selber schuld. Dieser Dreier lag auf dem Serviertablett bereit. Aber wenn man beim Stand von 1:0 einen Penalty über das Tor chippt, hat man auch nicht mehr verdient. Der FC Thun kommt dann nochmal zurück. Aber diese Erfolgswelle wird schon irgendwann einbrechen.

Christoph Böhlen: Natürlich, aber man darf die Arbeit der Thuner mal loben. Sie machen einfach, was sie können – und das erfolgreich. Es sind jetzt sechs Punkte auf Basel und bereits neun auf YB!
Mischi Wettstein: … aber es bleiben noch 21 Runden zu spielen! Diese Tabelle ist zwar gut und recht, aber ich zitiere gerne unseren Nati-Rekordtorschützen.
Alex Frei hat mir einst etwas Kluges erklärt: «Die Form muss stimmen, wenn nach dem Winter die ersten Krokusse spriessen. Dann kommt es drauf an.» Und bis zum Frühling dauert es noch einen Moment – also gibt es keinen Grund, die bisherigen zwölf Spiele überzubewerten.
Nau.ch: Zum Abschluss der Runde: Lugano führt gegen den FCSG 1:0, dann wird das Spiel wegen des starken Regens abgebrochen.
Mischi Wettstein: Dazu möchte ich nur etwas sagen: Ich fände es eine Schweinerei, wenn das Spiel jetzt wieder bei 0:0 anfangen würde. Es muss mit 1:0 starten, Lugano hat dieses Tor schliesslich regulär erzielt.

Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?
Mischi Wettstein: Natürlich die Leistung von Marc Giger bei Royal Saint-Gilloise: Zwar verschiesst er zuerst einen Penalty, sorgt dann aber mit einem Doppelpack für den 4:1-Sieg. Morgen Dienstag geht es in der Champions League gegen Atlético weiter. Und so, wie seine Formkurve ansteigt, hätte er sich seinen erstmaligen Platz in der CL-Startelf verdient.
Und: Silvan Widmer trifft erstmals nach zwei Jahren wieder für Mainz. Auch wenn es beim 1:1 gegen Werder Bremen nicht zum Sieg reicht.
Christoph Böhlen: Wäre ja noch schöner, wenn meine Bremer gegen das Krisen-Mainz verlieren würden. In der Bundesliga kann man seit dem Wochenende übrigens definitiv von einer Zweiklassen-Gesellschaft sprechen: Bayern lässt Leverkusen beim 3:0 keine Chancen – dabei rotiert Vincent Kompany heftig und lässt unter anderem Kane, Olise und Diaz draussen. Die Münchner sind wirklich mindestens eine Klasse besser als der Rest.

| Super League - Super League: Regular Season (03.11.2025) | Sp | S | N | U | Tore | Pkt | ||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 1. | ![]() | 12 | 9 | 2 | 1 | 25:14 | 28 | |
| 2. | ![]() | 12 | 7 | 4 | 1 | 22:15 | 22 | |
| 3. | ![]() | 11 | 7 | 4 | 0 | 25:13 | 21 | |
| 4. | ![]() | 12 | 5 | 3 | 4 | 21:22 | 19 | |
| 5. | ![]() | 12 | 5 | 4 | 3 | 18:15 | 18 | |
| 6. | ![]() | 12 | 4 | 3 | 5 | 24:19 | 17 | |
| 7. | ![]() | 11 | 5 | 5 | 1 | 16:17 | 16 | |
| 8. | ![]() | 12 | 4 | 5 | 3 | 23:19 | 15 | |
| 9. | ![]() | 12 | 4 | 6 | 2 | 20:24 | 14 | |
| 10. | ![]() | 12 | 4 | 7 | 1 | 16:23 | 13 | |
| 11. | ![]() | 12 | 2 | 6 | 4 | 17:27 | 10 | |
| 12. | ![]() | 12 | 1 | 8 | 3 | 16:35 | 6 | |
| Super League - Super League: Regular Season (03.11.2025) | Sp | Pkt | ||
|---|---|---|---|---|
| 1. | ![]() | 12 | 28 | |
| 2. | ![]() | 12 | 22 | |
| 3. | ![]() | 11 | 21 | |
| 4. | ![]() | 12 | 19 | |
| 5. | ![]() | 12 | 18 | |
| 6. | ![]() | 12 | 17 | |
| 7. | ![]() | 11 | 16 | |
| 8. | ![]() | 12 | 15 | |
| 9. | ![]() | 12 | 14 | |
| 10. | ![]() | 12 | 13 | |
| 11. | ![]() | 12 | 10 | |
| 12. | ![]() | 12 | 6 | |
























