Ehemaliger YB-Assi Schirinzi nutzt Italien als «Trainer-Sprungbrett»
Der Weg zum A-Diplom war für Ex-Profi Enrico Schirinzi (40) mit einigen Umwegen verbunden. In Italien kommt es für den früheren YB-Assistenten zum Happy-End.

Das Wichtigste in Kürze
- Enrico Schirinzi hat in Italien erfolgreich sein A-Diplom absolviert.
- Dabei darf er auch von mehreren Trainerlegenden profitieren.
- Sein Weg zum Diplom beinhaltet für den Ex-Profi aber einen Umweg.
Über 330 Profispiele in den beiden höchsten Schweizer Ligen absolviert Enrico Schirinzi während seiner Karriere. Die meisten davon für den FC Thun, wo der Ex-YB-Junior von 2010 bis 2017 unter Vertrag steht.

Mit dieser Erfahrung im Rücken steigt er nach seiner Laufbahn ins Trainergeschäft ein. Doch dieser ist mit Hürden verbunden. Aber der Reihe nach.
Schirinzi beginnt als Videoanalyst bei der U21-Nati, trainiert nebenbei den Berner Regioclub Ostermundigen. Unter Patrick Rahmen steigt er 2022 zum Co-Trainer der U21-Nati auf. Rahmen ist es auch, der Schirinzi dann als Assistent zu YB mitnimmt.

Zuvor startet er auch seine Trainerausbildung beim SFV, macht das B-Diplom. Für den nächsten Schritt, das A-Diplom, gibt es aber Auflagen.
Der Posten als Assistent bei der U21-Nati entspricht nicht den Kriterien, um das A-Diplom zu machen. Parallel dazu ein Team aus der 1. Liga zu übernehmen, war für Schirinzi keine Option.
«Das wäre nicht seriös gewesen», erklärt er im Gespräch mit Nau.ch. «Mit der U21-Nati ist man 50 Tage im Jahr unterwegs, diese Tage hätten mir beim Club gefehlt. Wahrscheinlich hätte es eine Zwischenlösung gegeben, aber das wäre nicht in meinem Sinn gewesen.»
Enrico Schirinzi: «Ich verstehe das Reglement, aber ...»
Zurück zum Wechsel zu den Young Boys. Zwischenzeitlich hat Enrico Schirinzi die Aufnahmeprüfung für das A-Diplom bestanden. Doch auch der Assistenztrainer-Job beim amtierenden Schweizer Meister reicht nicht, um den Kurs zu absolvieren.
«Ich hätte noch drei bis vier Mal pro Woche – plus die Spiele – bei der YB-U15 dabei sein sollen. Ich verstehe zwar das Reglement. Aber es ist nicht möglich, neben Meisterschaft und Europacup auch noch in der U15 zu arbeiten», so Schirinzi.

Deshalb kommt Schirinzi zum Entschluss, das Thema A-Diplom beim SFV zu beenden. Stattdessen meldet er sich erfolgreich in Italien an.
Schirinzis Vorteil, neben den gesammelten Erfahrungen als Profi und Trainer: Er ist Doppelbürger, besitzt neben dem Schweizer auch den italienischen Pass.
Lernen von grossen Namen im italienischen Fussball
Der Kurs und die Verpflichtungen bei YB lassen sich aber kaum unter einen Hut bringen. Darauf nehmen die Italiener Rücksicht, der 40-Jährige darf den Kurs problemlos auf den nächstmöglichen Termin schieben.
Kurz darauf ändert sich der Terminplan von Schirinzi erneut: Mit der Entlassung von Patrick Rahmen bei YB, ist auch seine Zeit bei den Bernern nach wenigen Monaten vorbei.
Also kontaktiert der Ex-Profi den italienischen Verband, meldet sich für den nächstmöglichen Kurs an. Dieser dauert von Februar bis Juni. Und Enrico Schirinzi schwärmt rückblickend von den Bedingungen, die er in der Nähe von Florenz vorfindet.
«Es war eine intensive Zeit, aber der Lehrgang ist ein Highlight. Man teilt die Schulbank mit vielen ehemaligen Topspielern aus der Serie A. Zum Beispiel Christian Maggio (Ex-Napoli), Luca Antonelli (Milan) oder Matteo Brighi (Juve).»
Doch auch die Liste der Trainer, die beim Kurs Vorträge halten, liest sich wie ein «Who is Who» des Fussballs: «Carlo Ancelotti, Antonio Conte oder Maurizio Sarri teilen ihre Erfahrungen, das hat Spass gemacht», schwärmt Schirinzi.
Enrico Schirinzi überzeugt beim A-Diplom
Der «Gast» aus der Schweiz überzeugt beim A-Diplom in Italien: Enrico Schirinzi beendet den Lehrgang unter den besten drei Teilnehmern. Und sorgt nach dem Umweg für ein Happyend.
«Man kannte mich dort nicht, darum musste ich doppelt so viel Gas geben», sagt er danach. «Durch die Freistellung bei YB, konnte ich die Zeit sinnvoll für meine Trainerausbildung nützen», so Schirinzi.

Damit ist das A-Diplom in der Tasche – und jetzt? Der nächste Schritt wäre die UEFA-Pro-Lizenz, dazu braucht es jetzt aber zuerst acht Monate Praxis. Zum Beispiel als Assistenztrainer.
Ob sich durch die Kontakte, die Schirinzi beim Lehrgang sammelt, als Glücksfall herausstellen?
Im Optimalfall könnte sich sogar in Italien eine Tür öffnen, die ihm die nötige Praxis einbringen. Es wäre das nächste Highlight nach dem Umweg, den Enrico Schirinzi hinter sich hat.