Preussen Münster: Fans zeigen Zivilcourage nach Rassismus-Vorfall
Wieder einmal gab es einen rassistischen Vorfall im Fussball. Doch beim Drittliga-Spiel zwischen Preussen Münster und Würzburg reagierten die Fans vorbildlich.
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Das Wichtigste in Kürze
- Im Drittliga-Spiel zwischen Preussen Münster und Würzburg wird ein Spieler beschimpft.
- Die Fans reagieren mit «Nazis raus»-Rufen und helfen den Ordnungskräften.
- Leroy Kwadwo bedankt sich im ZDF-Sportstudio bei den Fans für die Unterstützung.
Fans von Preussen Münster haben ein vielbeachtetes und ermutigendes Zeichen gegen die anhaltende Hetze im deutschen Fussball gesetzt. Ein Zuschauer bedachte Würzburg-Profi Leroy Kwadwo beim Drittliga-Spiel in Münster mit Affenlauten und Beleidigungen. Das liessen die Fans nicht auf sich sitzen – und sie beliessen es nicht bei «Nazis-Raus»-Rufen.
Sie halfen den Ordnungskräften auch, den Mann ausfindig zu machen. Laut Polizei soll eine Anzeige wegen Volksverhetzung gestellt werden. Dank dieser solidarischen Aktion empfand Kwadwo nach eigener Aussage bei aller Wut «auch schon fast eine Genugtuung».
Kwadwo dankt Fans für die Unterstützung
«Das hat mir geholfen, noch ruhiger zu bleiben», sagte er im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF am Tag nach dem Vorfall. «Die Fans haben da schon einiges an Arbeit geleistet, dafür bin ich dankbar. Wenn sowas passiert, dass man dann im Verbund sowas im Keim erstickt und solchen Leuten keine Chance lässt.»
Schon vor seinem Auftritt im ZDF hatte sich Kwadwo in einer ausführlichen Stellungnahme zu Wort gemeldet. Er hatte das Verhalten der Fans von Preussen Münster in einem Beitrag bei Instagram gelobt. «Eure Reaktion ist vorbildlich. Ihr könnt Euch gar nicht denken, was diese mir und auch allen anderen farbigen Spielern bedeutet.»
«Geh zurück in dein Loch»
Nach Angaben der «Westfälischen Nachrichten» vom Samstag handelt es sich bei dem Zuschauer um einen 29-Jährigen aus Steinfurt. Dessen Beleidigung hatte Kwadwo «einfach nur traurig und wütend» gemacht. Wie der «Spiegel» berichtete, soll der Mann dem Spieler auch zugerufen haben: «Geh zurück in dein Loch.»
«Ich habe zwar eine andere Hautfarbe, aber ich bin hier geboren», schrieb Kwadwo. Der 23-Jährige forderte ein konsequentes Handeln aller Beteiligten: «Der Fussball hat eine grosse Macht. Wir sollten dann alle zusammenrücken, sagen, so geht es nicht weiter, dann spielen wir nicht.»
Der Deutsche Fussball-Bund verurteilte die Tat, lobte die Reaktionen und verwies auf das richtige Handeln von FIFA-Schiedsrichterin Katrin Rafalski. «So traurig und beschämend der rassistische Vorfall gegenüber Leroy Kwadwo» gewesen sei, «so vorbildlich waren die sofortigen Reaktionen darauf.»
Rafalski habe gemäss der Drei-Stufen-Regel der Europäischen Fussball-Union UEFA eine Stadiondurchsage veranlasst und versucht, Kwadwo zu beruhigen. Auf Fotos ist zu sehen, dass Kwadwo die Unparteiische aufmerksam machte und in Richtung Tribüne zeigte.
Positive Reaktionen von allen Seiten
Auch aus der Politik gab es positive Reaktionen auf die Zivilcourage der Fans. «Stark von den Preussen-Fans, den rassistischen Pöbler der Polizei auszuliefern. Und so machen wir’s jetzt bitte überall in unserem Land. Für Rassisten braucht’s ein Stadionverbot - überall», twitterte Cem Özdemir (Die Grünen).
Die Gastgeber entschuldigten sich sofort bei Kwadwo und den Gästen aus Würzburg. «Das ist nichts, was auf den Fussballplatz und schon gar nicht in unser Stadion gehört. Solche Leute wollen und brauchen wir hier nicht», sagte Preussen-Vereinspräsident Christoph Strässer.
Auch die Würzburger hoben die Reaktion von Zuschauern und Club hervor. «Das hat nirgendwo etwas verloren, das tolerieren wir als Verein nicht, und niemand in Deutschland sollte so etwas tolerieren. Wir sagen Danke an die Zuschauer, wie die Reaktion darauf war», sagte Kickers-Trainer Michael Schiele auf der Pressekonferenz.