Nach der WM-Niederlage gegen die USA haben sich Regierungsanhänger im Iran hinter das Nationalteam gestellt.
Iranische Fans verfolgen das Spiel gegen USA auf einem Grossbildschirm in einem Kulturzentrum in Teheran.
Iranische Fans verfolgen das Spiel gegen USA auf einem Grossbildschirm in einem Kulturzentrum in Teheran. - Vahid Salemi/AP/dpa

An einem bekannten Verkehrsknotenpunkt in der Hauptstadt Teheran wurde in der Nacht zu Mittwoch auf einem grossen Werbebanner Irans Team abgebildet.

«In Guten wie in schlechte Zeiten, wir unterstützen euch bis in die Ewigkeit», prangte auf dem bekannten Plakat, das immer wieder auch für Propagandazwecke genutzt wird. Regierungsvertreter zeigten sich angesichts der von hohen politischen und sportlichen Erwartungen überschatteten Begegnung gegen den Erzfeind USA gelassen. Durch das 0:1 schied der Iran in der WM-Vorrunde in Katar aus.

Für Entsetzen sorgte in der Nacht auch ein Zwischenfall in der nördlichen Küstenstadt Bandar Anzali. Dort soll bei spontanen systemkritischen Protesten nach dem Spiel ein 27-Jähriger in den Kopf geschossen worden sein. Von offizieller Seite gab es zunächst keine Bestätigung. Die Berichte liessen sich nicht unabhängig bestätigen. Auch in anderen Landesteilen strömten Menschen auf die Strassen, um ihre Schadenfreude über den Sieg der USA auszudrücken. Wegen der anhaltenden Proteste im Land war die WM-Stimmung in den vergangenen Wochen gedrückt.

Ohnehin waren die meisten Iranerinnen und Iraner gespalten in der Frage, ob sie das Nationalteam bei der massiven staatlichen Gewalt gegen die Proteste unterstützen können. Auch viele Systemanhänger sollen daher nach Doha geflogen sein, um die iranischen Spieler zu unterstützen. Politiker hatten sich eigentlich einen Sieg gegen die USA und dadurch Rückendeckung in der Innenpolitik erhofft.

Auslöser der Proteste im Iran war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini Mitte September. Sie starb in Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstosses gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verhaftet worden war. Nach Einschätzungen von Menschenrechtlern wurden seitdem mindestens 450 Demonstranten getötet und rund 18 000 Protestteilnehmer verhaftet.

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