Der BVB trennt sich per sofort von Trainer Lucien Favre (63). Doch der Schweizer ist längst nicht das Haupt-Problem bei Borussia Dortmund. Ein Kommentar.
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Lucien Favre muss den BVB verlassen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach drei Heimniederlagen in Serie muss Lucien Favre beim BVB gehen.
  • Es gelingt dem Schweizer nicht, mit den Dortmundern einen Titel zu holen.

Lucien Favre (63) muss den BVB nach zwei Vize-Meistertiteln verlassen. Das 1:5 gegen Aufsteiger Stuttgart ist die dritte Heimpleite in Serie. Und die eine Niederlage zuviel für den Schweizer.

Bitter für Lucien Favre: Er ist der punktbeste Trainer in der Geschichte von Borussia Dortmund. Mit 2,09 Zählern im Schnitt stellt er eine beachtliche Quote auf.

Verstehen Sie den Entscheid von Borussia Dortmund?

Doch einen Titel holt er – abgesehen vom unwichtigen deutschen Supercup – nicht. Genauso wie zuvor bei Nizza, Borussia Mönchengladbach oder Hertha Berlin. Seine letzte Trophäe? Der Meistertitel mit dem FCZ im Jahr 2007.

Lucien Favre
Lucien Favre holt 2007 den Meistertitel mit dem FCZ, flankiert von Xavier Margairaz und Blerim Dzemaili. - Keystone

Trotzdem ist Lucien Favre ein hervorragender Trainer, fachlich kann man ihm nichts vorwerfen. Auch wenn seine Mannschaft in der Liga ihre PS zuletzt nicht auf den Platz brachte.

Favres Mängel liegen in der Kommunikation. Er ist ein Zauderer und bekundet (nicht nur sprachlich) Mühe in der Aussendarstellung. Er verkauft sich nicht optimal. Doch die Entlassung von Lucien Favre wird die beiden Hauptprobleme beim BVB nicht lösen.

1. Bayern München

Es ist egal wieviel die Dortmunder investieren. Und es ist auch egal, wie viele Wunderkinder sich der BVB angelt. Will Schwarz-Gelb Meister werden, dann muss Bayern München gleichzeitig straucheln.

Zu dominant ist der Rekordmeister, zu stark sein unglaublicher Siegeswille. Beispiel gefällig? Die Bayern straucheln zu Beginn der letzten Saison, schlittern unter Niko Kovac in eine Krise. Doch kaum wird Kovac durch den feinfühligen Hansi Flick ersetzt, läuft die Maschinerie.

Hansi Flick
Hansi Flick wird bei den Bayern als Triple-Coach gefeiert. - dpa

Das Ergebnis: Favre profitiert nicht und holt mit dem BVB «nur» die zweite Vize-Meisterschaft in Serie – die Münchner das Triple!

In dieser Saison wird deutlich: Das Gleichgewicht im Bayern-Kader zwischen jungen Spielern und Führungspersönlichkeiten stimmt besser als beim BVB. Auch wenn beim Team von der Säbener Strasse längst noch nicht alles rund läuft.

Mit dem Ausfall von Erling Haaland fehlt den Dortmundern zudem der Torgarant. Den kann der formschwache Ersatz und Team-Captain Marco Reus nicht kompensieren. Dafür kann Lucien Favre nichts – schliesslich ist Haalands Ersatz (Youssoufa Moukoko) erst gerade 16 Jahre alt geworden.

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Captain Marco Reus kann den BVB aktuell auch nicht stabilisieren. - dpa

Der Schweizer warnt regelmässig vor zu hohen Erwartungen gegenüber seiner Truppe. Doch das will niemand wahrhaben.

2. Jürgen Klopp

Mittlerweile hamstert Jürgen Klopp Titel mit dem FC Liverpool, bricht dort den 30-jährigen Meisterfluch. Und gilt als einer der besten Trainer der Welt. Seine Mischung aus Taktiker und Menschenfänger macht ihn sogar bei den Gegnern zum gefeierten Helden.

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Jürgen Klopp schnappt sich mit dem BVB zweimal die Meisterschale. - Keystone

So war es auch bei Borussia Dortmund, die er zwischen 2008 und 2015 zu einem Top-Team formte. Zweimal wird er Meister, einmal holt er den DFB-Pokal. Und 2013 wird der BVB erst im Champions-League-Final gestoppt – von den Bayern.

Das Problem: Klopp ist seit über fünf Jahren nicht mehr beim BVB. Und trotzdem wird nach wie vor jeder neue Coach mit der lebenden Legende verglichen!

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Mit Thomas Tuchel wird man beim BVB nicht so richtig warm. - Keystone

Von Klopp-Nachfolger Thomas Tuchel trennt man sich trotz eines Pokal-Sieges unschön. Der Deutsche wirkt unnahbar, ist kein Mann des Volkes. Aktuell eckt er bei Paris Saint-Germain zwar auch an, sammelt dort zumindest National alle Titel ein, die es gibt.

Mit Offensiv-Papst Peter Bosz hat man noch weniger Geduld. Der Niederländer muss trotz eines Traumstarts nach nur 24 Spielen gehen, weil sein Fussball nur nach vorne funktioniert. Heute trainiert Bosz Bayer Leverkusen und spielt mitten in der Spitzengruppe mit. Nach Verlustpunkten übrigens sechs Punkte vor dem BVB.

Peter Bosz
Peter Bosz beim ersten öffentlichen Training beim BVB. - Keystone

Bosz-Nachfolger Peter Stöger darf danach als Interims-Trainer nur die laufende Saison beenden.

Und jetzt muss Lucien Favre also den Spind räumen. Weil er die Dominanz der Bayern nicht brechen kann. Und weil er kein Typ wie Jürgen Klopp ist.

Für Interims-Nachfolger und bisherigen Co-Trainer Edin Terzic dürfte beides nicht einfach er werden. Es sei denn, er entpuppt sich mindestens als Klon von «Kloppo».

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Edin Terzic soll den BVB bis Ende Saison trainieren. - dpa
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