Nach Viertelfinal-Quali: Böses WM-Debakel gegen Kanada
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschlands Eishockey-Team hat nach dem vorzeitigen Viertelfinal-Einzug bei der Weltmeisterschaft beim 1:8 (0:2, 1:2, 0:4) gegen Kanada ein Debakel erlebt.
Zum ersten Mal bei diesem Turnier in der Slowakei war die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) völlig chancenlos. «Wir haben Kanada eingeladen zum Toreschiessen», bemängelte Kapitän Moritz Müller: «Ich hoffe, dass das der Wake-up-Call gewesen ist.»
Münchens Yasin Ehliz (39. Minute) schoss das einzige Tor für das Team von Bundestrainer Toni Söderholm. Mark Stone von den Las Vegas Golden Knights entschied das Match in Kosice mit einem Tore-Dreierpack (17./27./39.). Zudem trafen Thomas Chabot (3.), Anthony Mantha (44./45.), Sam Reinhardt (46.) und Anthony Cirelli (54.).
Damit nahm Kanada erfolgreich Revanche für das 3:4 im Olympia-Halbfinale 2018, zog in der Tabelle der Gruppe A an Deutschland vorbei und vorzeitig in die K.o.-Runde ein. Die Viertelfinal-Qualifikation Deutschlands war nach den vier Siegen aus den ersten vier Vorrundenspielen schon fix; das 7:1 der USA gegen Dänemark am Mittag hatte letzte theoretische Zweifel daran beseitigt.
Möglicherweise ging Deutschland deshalb nicht entschlossen genug ins Spiel, obwohl sich die Ausgangslage für das Viertelfinale mit weiteren Punkten gegen die Top-Nationen verbessern würde. «Das kann sein, wir haben auf jeden Fall ein bisschen so gespielt», sagte Müller: «Wir müssen jetzt ehrlich zueinander sein.»
Vor allem im Schlussdrittel zeigte Deutschland gegen die Kanadier kaum noch Gegenwehr. Vor dem nächsten Spiel am Sonntag gegen die USA (16.15 Uhr/Sport1 und DAZN) rutschte Deutschland in der Tabelle auf Rang drei ab.
Sollte Deutschland diesen verteidigen oder sich noch verbessern, würde das Team wahrscheinlich ein Viertelfinal-Duell mit Top-Favorit Russland verhindern. Die Sbornaja-Topstars um Alexander Owetschkin und Jewgeni Malkin führen die Gruppe B mit fünf Siegen aus fünf Spielen souverän an. Zum Abschluss der Vorrunde trifft Deutschland am Dienstag auf Finnland (12.15 Uhr/beide Sport1 und DAZN).
Bei der 20. WM-Niederlage im 22. Spiel gegen Kanada, das in der Slowakei keinen einzigen Spieler mehr aus dem Olympiateam dabei hat, war auch erstmals bei dieser WM die Torhüterleistung nicht gut genug. Nürnbergs Niklas Treutle erhielt diesmal den Vorzug vor Mathias Niederberger, wirkte aber lange nicht so sicher wie der Düsseldorfer.
NHL-Keeper Philipp Grubauer wurde nach seiner Verletzung aus dem Spiel am Dienstag gegen Frankreich (4:1) noch geschont. In der Defensive fehlte zudem Moritz Seider spürbar. Das Top-Talent konnte nach dem üblen Bandencheck des Slowaken Ladislav Nagy beim deutschen 3:2-Sieg am Mittwoch noch nicht wieder spielen. Der 18 Jahre alte Mannheimer dürfte auch am Sonntag gegen die USA noch ausfallen.
Bereits nach 121 Sekunden war Treutle erstmals geschlagen. Der 26-malige Weltmeister ging durch Chabot in Führung. Im ersten Drittel war Deutschland danach noch gut im Spiel, vergab aber teilweise auch beste Chancen. Das rächte sich. Noch vor der ersten Drittelpause erhöhte Stone mit dem ersten seiner drei Tore zum 2:0 für Kanada. Treutle sah dabei unglücklich aus.
Davon erholte sich das deutsche Team nicht mehr. Allzu leicht kamen die Kanadier nun zu ihren Chancen. Vor allem Stone nutzte diese im Gegensatz zu den Deutschen auch aus. Ehliz' Ehrentreffer in Überzahl Ende des zweiten Drittels war zu wenig. Stone entschied mit zwei weiteren Treffern das Spiel bereits im Mittelabschnitt. Im Schlussdrittel kassierte das nun hoffnungslos unterlegene deutsche Team drei Tore in 147 Sekunden.