Zuwachs nach EM 2024 könnte DFB überfordern

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Deutschland,

Die WM 2006 im eigenen Land hat dem DFB - neben der «Sommermärchen»-Affäre - auch viel begeisterten Nachwuchs gebracht. Mit einem ähnlichen Boom nach der EM 2024 wäre der Verband derzeit womöglich überfordert und muss bis dahin viel Basisarbeit leisten.

DFB-Präsident Reinhard Grindel fürchtet angesichts des veränderten Immobilienmarktes um die Fussballplätze in Deutschland. Foto: Ina Fassbender
DFB-Präsident Reinhard Grindel fürchtet angesichts des veränderten Immobilienmarktes um die Fussballplätze in Deutschland. Foto: Ina Fassbender - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Europameisterschaft 2024 soll dem deutschen Fussball wieder einen Boom bescheren - und den hat der DFB auch nötig.

Der Volkssport Nummer eins kämpft an der Basis mit Trends, die den grössten Sportfachverband der Welt mächtig fordern.

Dies wurde am ersten Tag des 3. Amateurkongresses des Deutschen Fussball-Bundes in Kassel deutlich. So fürchtet Präsident Reinhard Grindel angesichts des veränderten Immobilienmarktes um die Fussballplätze im Land. «Der Kampf um die Flächen in unseren Städten wird immer härter. Wir haben zu wenig Fussballplätze und vor allem Kunstrasenplätze», kritisierte der Spitzenfunktionär vor knapp 300 Delegierten.

Grindel verwies auf eine Studie der Sporthochschule Köln, wonach eine gute Infrastruktur massgeblich darüber entscheide, ob Kinder beim Fussball blieben. Nach Angaben des Berliner Fussball-Verbandes (BFV) befinden sich derzeit 5000 Kinder und Jugendliche in der Hauptstadt auf Wartelisten, um einem Vereine beizutreten.

«Talente können so unentdeckt bleiben», warnte Grindel. «Wir brauchen mehr Fussballplätze.» Dies sei eine Forderung des Kongresses an die Politik. Zudem sei die Zahl der Vereine gestiegen, die für die Nutzung von Plätzen Gebühren an die Kommunen bezahlen müssten. «Das ist nicht in Ordnung, das gehört abgeschafft», verlangte der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete. Grindel nahm zudem die zehn Ausrichterstädte der Heim-EM 2024 in die Pflicht: «Unsere Forderung ist klar: Alle Ausrichterstädte müssen mehr Fussballplätze schaffen und überlegen, was sie tun können, um die Vereine zu stärken.»

Die EM im eigenen Land sei eine «tolle Perspektive», auch für die Basis. Die kämpft nicht nur mit viel Bürokratie, Nachwuchssorgen, Mangel an Schiedsrichtern und überhaupt an Ehrenamtlichen, sondern auch mit gesellschaftlichen Veränderungen. Nach Angaben von Michael Sommer vom Institut für Demoskopie Allensbach hat die Anzahl der Fussballer, die nur sporadisch und damit nicht in Vereinen spielen, zugenommen - 11 von insgesamt 14 Millionen seien das.

Und der Fussball ist innerhalb des 7,09 Millionen Mitglieder starken DFB nach wie vor eine Männerdomäne. Der Rückgang der Kickerinnen sei seit 2008 «dramatisch», vor allem bei den 14- bis 19-Jährigen, so Sommer. Nur noch fünf Prozent der Spieler seien weiblich. «Frauen weichen in andere Sportarten aus, treiben allgemein weniger Sport. Wir sehen da einen Umbruchprozess hin zu Individualsportarten», sagte Sommer und verwies auf die unzähligen Fitnessstudios.

Grindel will mit Blick auf 2024 «unsere Vereine und Ehrenamtliche so stärken, dass sie den Kindern, die ihren Idolen nacheifern, ein attraktives und nachhaltiges Angebot machen können». Die Rahmenbedingungen müsse der DFB schaffen, dafür seien aber auch Bund, Länder und Kommunen zuständig: «Wir hatten den grössten Zuwachs nach der WM 2006, deshalb wollen wir vorbereitet sein.»

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