Ausgerechnet mit einem Hersteller von Brustimplantaten hat der Schachverband einen Sponsoren-Deal für Frauen gemacht. Viele Spielerinnen sind nicht begeistert.
Schach
Ein neuer Sponsoren-Deal brachte dem Schachverband viel Kritik von Spielerinnen ein. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schachverband hat einen Sponsor nur für die Frauen gefunden.
  • Dabei handelt es sich um einen Hersteller von Brustimplantaten.
  • Viele Spielerinnen kritisieren den Deal, andere sind einfach froh um das Geld.

Hat der Sport ein Sexismus-Problem? In vielen Sportarten kämpfen Athletinnen um Gleichberechtigung und Gleichbehandlung.

Der US-Profi-Fussball wird von Missbrauchs-Vorwürfen lahmgelegt, im US-Kunstturnen ist es deswegen zu Gerichtsverhandlungen gekommen. Norwegens Beach-Handballerinnen wollen die gleichen Outfits wie die Männer und nicht halbnackt spielen müssen. An der Kletter-WM lag der Fokus der Kamera sekundenlang grundlos auf den Gesässen der Athletinnen. Und in den meisten Sportarten ist für Frauen finanziell bloss ein Bruchteil von dem drin, was die Männer verdienen.

Beach handball
Männer dürfen so Beach-Handball spielen. Frauen müssen einen Bikini tragen. - Keystone

Diesen letzten Punkt wollte der internationale Schachverband Fide eigentlich bekämpfen, doch nun steht er in der Sexismus-Kritik. Stolz verkündete er auf Twitter den «grössten Sponsorenvertrag», der spezifisch für die Unterstützung der Frauen im Schach unterzeichnet worden sei. Bis Ende 2022 dauert der Vertrag mit Motiva.

Es handle sich um ein Medizintechnikunternehmen, «das sich für die Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Frauen einsetzt». So zumindest beschreibt es der Verband. Motiva verbessert die Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen mit Brustimplantaten. Und dies stösst auf Kritik.

Schach
Magnus Carlsen hat mit Schach Millionen verdient. Frauen können von solchen Summen bloss träumen. - Keystone

Damit ermutige Fide Frauen dazu, Schönheitsoperationen vorzunehmen, schreibt eine Spielerin auf der Schachwebseite Lichess.org, die neben Online-Spielen auch Foren und Blogs anbietet. Es sei eine frauenfeindliche Denkweise, von der sich Fide distanzieren müsse, meint eine andere Spielerin. Beim Schach komme es auf den Verstand an, nicht auf die Brüste.

Einige Spielerinnen unterstützen den Deal auch

Der Deal sei ekelhaft und frauenfeindlich, schreibt eine Dritte. Eine weitere sagt, sie habe im Internet bereits abstossende Kommentare gelesen. Es seien Spielerinnen genannt worden, die von einer Brust-OP profitieren könnten.

Was halten Sie von der Kritik der Spielerinnen?

Obwohl eine Mehrheit den Deal nicht gut zu finden scheint, gibt es auch Befürworterinnen, beispielsweise Sheila Barth Stanford. Gegenüber der norwegischen Zeitung «Dagbladet» sagte sie, dass das Frauen-Schach dringend mehr Geld brauche. Eine andere Spielerin meinte, sie sei froh, wenn es irgendeinen Sponsor für Frauen im Schach gäbe.

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