Wasserfallen (SP): «Goldmedaillen an Swiss Skills, die inspirieren»
Die Swiss Skills in Bern haben gezeigt: Das Interesse an Goldmedaillenberufen steigt. Im Gastbeitrag stellt Flavia Wasserfallen (SP) eine Fördermassnahme vor.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Swiss Skills in Bern haben gezeigt: Das Interesse an Goldmedaillenberufen steigt.
- Kantone prüfen nun Massnahmen zur Förderung der Berufslehre.
Hier über Ditaji Kambundji zu schwärmen, würde auf der Hand liegen. Stattdessen richte ich den Scheinwerfer woanders hin. Auf die Medaillenträgerinnen und Medaillenträger Julie, Paula, Andrin oder Janis.
Du kennst die nicht? Ich zuvor auch nicht.
Aber seit den Swiss Skills bin ich Fan. Ich durfte die Schweizer Delegation kennenlernen, die an den europäischen Berufsmeisterschaften Euro Skills in Dänemark elf Medaillen geholt hat, davon sechsmal Gold, und damit erfolgreichste Nation des Wettbewerbs!

Die jungen Berufsleute haben uns damit nicht nur einen beeindruckenden Medaillensegen beschert, sondern auch der Berufsbildung einen grossen Dienst erwiesen.
«Wenn die das können, kann ich es vielleicht auch»
Eine Studie der Uni Bern hat das nämlich gemessen: Das Interesse junger Menschen an Goldmedaillenberufen steigt im Durchschnitt um 7 Prozent. In diesen Berufen gibt es auch tiefere Abbruchquoten und mehr fristgerechte Abschlüsse.
Weder ein Grand-Slam-Gewinn von Federer noch die Goldmedaille von Kambundji können einen vergleichbaren Boom für ihre Disziplin auslösen.

Warum? Gemäss der erwähnten Studie können wir uns einfacher mit ganz «normalen» Menschen wie Janis, Julie, Paula und Co identifizieren.
Das nennt sich «Like you and me»-Effekt und bedeutet sinngemäss: «Wenn die das können, ist die Berufslehre sicher super und ich kann es vielleicht auch schaffen.»
Ja, die Berufslehre ist super und das konnten wir an der Swiss Skills in Bern hautnah erleben.
Über 150 Berufe wurden vorgestellt, von der Gärtnerin über den Geigenbauer zum Bäcker bis zur Plattenlegerin, überall pure Leidenschaft und höchste Konzentration.
Berufslehre stärken mit mindestens sechs Wochen Ferien
Das ist beste Werbung für die Berufslehre. Und diese will auch der Bundesrat stärken, wie er im kürzlich erschienenen Bericht schreibt. Allerdings schiebt er den Ball den Kantonen zu.
Sie sollen Massnahmen zur Förderung der Berufslehre prüfen. Eine wirksame und einfache Massnahme fehlt dabei leider: mindestens sechs Ferienwochen für Lernende.
Genau das fordere ich mit vier weiteren Politikerinnen und Politikern, darunter die Berner Nationalratsmitglieder Fabienne Stämpfli (GLP) und Marc Jost (EVP).
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Zur Autorin: Flavia Wasserfallen (*1979) vertritt seit 2023 die SP im Ständerat. Zuvor war sie zwischen 2018 und 2023 Nationalrätin.