Computer

Hämmer statt Computer: Bern ist eine Hufschmiede-Macht

Redaktion
Redaktion

Bern,

Digitalisierung hin oder her – bei den SwissSkills in Bern zeigt sich, dass traditionelle Berufe lebendiger sind, als viele glauben.

SwissSkills Bern Bootsbauerin
An den SwissSkills stellen junge Berufsleute ihre Fähigkeiten unter Beweis. - Schweizerischer Bootbauerverband

Das Wichtigste in Kürze

  • Vom 17. bis 21. September finden in Bern die SwissSkills statt.
  • Mehr als 1100 junge Berufsleute kämpfen um Schweizermeistertitel.
  • Der Kanton Bern ist stark vertreten – vor allem bei den Hufschmieden.

Vom 17. bis 21. September wird das Bernexpo-Areal zur Arena der Lehrberufe. Rund 1100 besonders talentierte junge Berufsleute aus allen Sprachregionen streben an den SwissSkills nach Schweizermeister-Titeln.

Sie haben sich in ihren Berufsverbänden in aufwändigen Selektionsverfahren durchgesetzt. In mehr als 90 Meisterschaften und fast 70 Demonstrationen werden rund 160 Berufe sichtbar, greifbar und erlebbar. Trägerschaft ist die Stiftung SwissSkills, dem Bund, Kantone und Berufsverbände angehören.

Findest du die SwissSkills eine gute Sache?

Berufswelt konkret erleben

SwissSkills ist nicht nur ein Spektakel, bei dem Besucherinnen und Besucher Meisterschaften auf höchstem Niveau verfolgen können. Es gibt auch starke interaktive Komponenten: Jeder der mehr als 150 Berufe betreibt eine «Try a Skill»-Zone.

Dort werden berufstypische Tätigkeiten greifbar. Vor allem Jugendliche, die vor der Berufswahl stehen, sollen die Vielfalt der Berufswelt konkret erleben.

SwissSkills Bern 2025
Am Grossanlass werden mindestens 120'000 Besucherinnen und Besucher erwartet. - Schweizerischer Bootbauerverband

Auf der Liste der Teilnehmenden sind Berufe von A wie Abdichter bis Z wie Zinnpfeifenmacherin aufgeführt. Ersterer beschäftigt sich mit Fassaden. Letzterer ist ausgesprochen exotisch: Das Giessen von Zinnbechern, Zinnpokalen und Zinnkrügen ist in der Schweiz kein Lehrberuf mehr.

Natürlich sind Berufe aus den «klassischen» Bereichen wie Detailhandel, Lebensmittel, Büro, Pflege, Hotellerie und Gastronomie sehr stark vertreten. Auffällig sind aber auch Berufe, welche die rasante Entwicklung der digitalen Welt reflektieren, zum Beispiel Cloud Computing oder Cyber Security.

Hufschmiede-Macht Bern

Daneben fallen Berufe auf, die herrlich altmodisch klingen. So treten vier Hufschmiedinnen und sieben Hufschmiede gegeneinander an. Nicht weniger als sieben von ihnen stammen aus dem Kanton Bern.

Hufschmiedinnen und Hufschmiede sind auf die Pflege und den Beschlag der Hufe von Pferden, Ponys, Eseln und Maultieren spezialisiert. Dafür absolvieren sie eine vierjährige Ausbildung; danach erhalten sie das eidgenössische Fähigkeitszeugnis (EFZ).

Hufschmiedein SwissSkills Bern
Bei den Hufschmieden kämpfen gleich sieben Bernerinnen und Berner um den Titel. - AMSuisse Farriertec

«Die Verbindung von Handwerk und der Zusammenarbeit mit dem Pferd finde ich jeden Tag wieder spannend.» So begründet Tamara Aegerter aus Bettenhausen ihre Begeisterung für den Beruf.

Und Fabian Liebi aus Herbligen doppelt nach: «Kein Tag ist wie der andere. Ich schätze das Handwerk mit Tradition und den grossartigen Zusammenhalt innerhalb der Berufsgemeinschaft.»

Tamara Aegerter Hufschmiedin
Tamara Aegerter aus Bettenhausen gehört zu den grössten Hufschmiedetalenten des Landes. - zVg

Auffallend sind aber auch Berufe, die früher beliebt, inzwischen aber am Aussterben sind: Um 1900 gehörten Schneider, Schuhmacher und Hutmacherinnen zu den beliebtesten Berufen der Schweiz. Auf der Liste von SwissSkills sucht man vergeblich nach ihnen.

Vorbildliches Ausbildungssystem

SwissSkills ist das Schaufenster für die Leistungsfähigkeit des dualen Ausbildungssystems der Schweiz. «Dual» bedeutet, dass die Ausbildung an zwei Lernorten stattfindet: Jugendliche arbeiten nach der obligatorischen Schule ab 15/16 Jahren in einem Ausbildungsbetrieb.

Dort erlernen sie die praktischen Fähigkeiten in ihrem Beruf. Gleichzeitig besuchen sie eine Berufsschule. In dieser belegen sie neben theoretischen Kursen zur Vertiefung des Fachwissens auch allgemeinbildende Fächer wie Sprachen und Mathematik.

Noch immer wählen rund zwei Drittel aller Jugendlichen in der Schweiz diesen Weg statt des Gymnasiums und der Uni. Das duale System ermöglicht Jugendlichen einen direkten Einstieg in die Berufswelt, bietet aber auch Aufstiegschancen bis in akademische Bereiche. Die Wirtschaft hingegen profitiert von praxisnah ausgebildeten Fachkräften.

SwissSkills Bern Landmaschinenmechaniker
Das duale Schweizer System erhält weltweite Anerkennung. - AMSuisse-Agrotec

Das Schweizer System erhält weltweite Anerkennung. Die spätere First Lady der USA, Jill Biden, nahm 2014 an einem Kongress für Berufs- und Weiterbildung in Winterthur teil. Sie lobte dort das Schweizer Modell als einzigartig und vorbildlich.

Besonders beeindruckt zeigte sie sich von der engen Verzahnung von Theorie und Praxis sowie der aktiven Beteiligung der Wirtschaft. Diese Aspekte, meinte Jill Biden, sei entscheidend für die niedrige Jugendarbeitslosigkeit in der Schweiz.

Sorgenkind Hotel-Gastro-Bereich

Eine wichtige Rolle im Tourismusland Schweiz spielt der Hotel-Gastro-Bereich, der an den SwissSkills regelmässig auf besonderes Interesse stösst. Doch die Branche verzeichnete während Jahren rückläufige Lehrlingszahlen.

Seit Ende der Pandemie «dringen nun aber wieder einige Sonnenstrahlen durch», schrieb Miriam Shergold von HotellerieSuisse, in der «Hotelrevue». «Nahezu alle Grundbildungsberufe EFZ in der Branche dürfen sich über mehr Lernende freuen.»

Gerade in der Gastronomie werden oft die eher tiefen Gehälter als Grund für den Fachkräftemangel genannt. Dabei ist der Lohn bei der Berufs- und Stellenwahl nicht der wichtigste Faktor.

SwissSkills hat für eine Studie «Erwartungen der Gen Z an die Arbeitswelt» rund 600 ehemalige SwissSkills-Teilnehmende aus unterschiedlichsten Branchen befragt. Das Resultat: Das Gehalt ist weder für Frauen (31 %) noch für Männer (27 %) das Hauptkriterium.

Arbeitsklima und Team sind für Frauen wie Männer der wichtigste Grund für die Wahl des Arbeitgebers. Und die dringendste Anforderung an Führungskräfte sind Wertschätzung, Vertrauen und Respekt. Die Hauptgründe, warum junge Menschen ein Unternehmen verlassen, sind ein schlechtes Betriebsklima, mangelnde Wertschätzung und ungenügende Führungskräfte.

Kommentare

User #2802 (nicht angemeldet)

Von SP weit und breit keine Spur

Weiterlesen

4 Interaktionen
SwissSkills
Swiss Skills
3 Interaktionen
Publikumserfolg
1 Interaktionen
Swiss Skills

MEHR COMPUTER

schnellster Computer Europas
10 Interaktionen
«Jupiter»
gedanken computer
8 Interaktionen
Neue Technik
Granit Xhaka
77 Interaktionen
Düstere Prognose
commodore 64
15 Interaktionen
Retro

MEHR AUS STADT BERN

Bahnhof Bern
9 Interaktionen
Bahnhöfe
yb
3 Interaktionen
0:0 gegen FCZ
Dominique Aegerter
Superbike WM
YB
7 Interaktionen
Leihe mit Option