Der Kanton Zug stimmt über die «Umfahrung Unterägeri» ab. Laut Trix Gubser (Schutz vor Mehrverkehr) ist das Projekt keine Lösung der aktuellen Verkehrsprobleme.
Trix Gubser Grüne
Trix Gubser ist Co-Präsidentin der «Alternative – die Grünen»-Partei Zug. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Durch die «Umfahrung Unterägeri» soll das Dorfzentrum entlastet werden.
  • Gegen das 300-Millionen-Projekt hat sich das Komitee «Schutz vor Mehrverkehr» gebildet.
  • Trix Gubser vom Komitee schlägt stattdessen vor, den Individualverkehr zu reduzieren.
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Am 3. März stimmt der Kanton Zug über zwei Umfahrungsprojekte ab. Eine davon ist die Umfahrung Unterägeri, wodurch der Dorfkern entlastet werden soll. Die anfallenden Kosten von rund 300 Millionen Franken könnten vom Kanton Zug ohne Verschuldung bezahlt werden.

Gegen das Projekt regt sich aber Widerstand. Laut Trix Gubser (ALG) vom Komitee «Schutz vor Mehrverkehr» biete der Tunnel keine Lösung, stattdessen müsse der Individualverkehr reduziert werden. Im Interview mit Nau.ch erläutert sie, weshalb das Projekt nicht hält, was es verspricht.

Nau.ch: Weshalb lehnen Sie die Umfahrung Unterägeri ab?

Trix Gubser: Das Projekt hält nicht, was es verspricht. Der Tunnel soll in frühestens zwölf Jahren fertiggestellt sein und bietet so keine Lösung für die aktuellen Verkehrsprobleme. Das Projekt ist zu teuer, es wurde nicht detailliert geplant. Es wurde keine Umweltverträglichkeitsprüfung erstellt, die aufzeigt, welche massiven Auswirkungen der Tunnelbau auf die Umwelt hätte.

Auch eine Zweckmässigkeitsbeurteilung, wie sie andere Kantone anwenden, um alternative Lösungen aufzuzeigen, wurde nicht in Auftrag gegeben. Alle Studien zeigen zudem auf, dass neue Strassen mehr Verkehr generieren. Die attraktivste Stelle von Unterägeri, direkt am See, wird unwiederbringlich verbaut.

Nau.ch: Sie kritisieren, dass keine Alternativen zum Tunnelprojekt aufgezeigt wurden. Welche Massnahmen schlagen Sie vor, um dem herrschenden Verkehr gerecht zu werden?

Gubser: Es wird davon ausgegangen, dass der Individualverkehr stetig zunimmt – mit bekannten Folgen für Menschen und Umwelt. Die Frage müsste doch sein: Wie kann der Individualverkehr reduziert werden?

Ausblick Ägerisee
Der Ausblick auf den Ägerisee in Unterägeri. - Nau.ch / Stephanie van de Wiel

Mit den Kosten von über einer Milliarde Franken für beide Tunnels und jährlichen Nachfolgekosten von Millionen könnte der öffentliche Verkehr im gesamten Kanton Zug massiv verbilligt werden – analog zum umwerfenden Erfolg des 9-Euro-Tickets in Deutschland. Gemeinsam mit einem neuen Konzept der Parkplatzbewirtschaftung würde dies viele Einwohnende dazu bringen, auf den ÖV umzusteigen.

«Mut zu langristigen Visionen»

Ein Umdenken findet nun mal meist über Druck aufs eigene Portemonnaie statt. Die Einführung von Shuttlebussen als schnelle Zubringer zu den Bushaltestellen, so wie sie Oberägeri nun probeweise einführt, wäre eine zusätzliche Massnahme. Förderung von Carsharing-Projekten, Ausbau der Vermietung von Cargo-Velos wären weitere Ansatzpunkte. Auch bräuchte man Mut zu langfristigen Visionen. Mit Sicherheit wird die Anzahl der Einwohnenden im Kanton Zug ansteigen – dies können wir kaum steuern, die Zunahme der Autofahrten jedoch schon.

Eine Schnellbahn ins Ägerital, die zukünftige Generationen schnell und umweltfreundlich ins Naherholungsgebiet Ägerital transportiert, wäre eine weitere Option. Sicherlich bräuchte es einen Strauss von Massnahmen, von denen jedoch viele jetzt umgesetzt werden könnten – die Finanzen dazu hätten wir. Hier könnte der Kanton Zug eine Vorreiterrolle einnehmen bezüglich einer langfristigen, nachhaltigen Mobilitätsplanung, die nicht auf Kosten der Umwelt den Individualverkehr fördert.

Nau.ch: Durch den Tunnelbau würde eine der attraktivsten Stellen des Ägeritals zerstört, befürchten Sie. Welche Auswirkungen hätte ein Tunnelbau auf die Landschaft in Unterägeri?

Gubser: Der Tunnelbau verursacht eine jahrelange Grossbaustelle im Ägerital mit entsprechenden massiven umweltbelastenden Emissionen wie Lärm, Feinstaub, Mikroplastik und CO2. Zehntausende Lastwagen fahren während Jahren durch das Dorfzentrum Unterägeri, da die zentrale Baustelle im Osten des Tunnels sein wird.

Seepromenade Unterägeri
Die Seepromenade in Unterägeri. - Nau.ch / Stephanie van de Wiel

Die attraktivste Stelle von Unterägeri direkt am See, die während der letzten beiden Jahre eine massive Aufwertung durch die Inbetriebnahme einer Buvette und einer Gelateria erfahren hat und ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt ist, würde durch diese Emissionen massiv beeinträchtigt.

Auch optisch wird die attraktivste Stelle von Unterägeri durch ein hässliches Tunnelportal verschandelt. Dies gilt ebenso für Neuägeri, wo ein Teil des Waldes für das Tunnelportal gerodet werden muss.

«75-Prozent-Entlastung beruht auf reiner Modellrechnung»

Nau.ch: Durch die Umfahrung würde laut Befürwortenden die gesamte Bevölkerung von Unterägi profitieren: Der frei werdende Raum soll für attraktive Aussenräume, zentrumnahes Wohnen und einen verlässlicheren ÖV sorgen. Wie ordnen Sie dies ein?

Gubser: Dies sind falsche Versprechungen. Der grösste Teil des Verkehrs ist «hausgemacht» – durch Fahrten von Einwohnenden, Einkaufsfahrten von Talbewohnenden und Tourismus. Es wurde keine Verkehrszählung mit Erfassung des Quell- und Zielverkehrs durchgeführt.

Die 75-Prozent-Entlastung, die versprochen wird, beruht auf einer reinen Modellrechnung. Die flankierenden Massnahmen wurden ebenfalls noch nicht definiert. Um die versprochenen Ziele zu erreichen, müssten jetzt andere Massnahmen, so wie oben beschrieben, ergriffen werden.

Kann durch das Projekt «Umfahrung Unterägeri» die Verkehrssituation verbessert werden?

Nau.ch: Der Kanton Zug stimmt nebst der «Umfahrung Unterägeri» auch über den Stadttunnel Zug ab. Sind Sie für oder gegen das Projekt?

Gubser: Ich lehne auch dieses Projekt ab. Auch hier sind die flankierenden Massnahmen nicht definiert, die versprochene Entlastung wird nicht stattfinden, der Verkehr wird lediglich in die umliegenden Quartiere umgeleitet. Die Auswirkungen auf die Umwelt sind ebenfalls enorm.

Wir können uns solche Projekte, auch im Hinblick auf die Klimaziele, nicht leisten. Deshalb stimme ich zwei Mal Nein am 3. März.

Zur Person: Trix Gubser (60) ist Co-Präsidentin der Alternative – die Grünen. Die Sozialarbeiterin wohnt in Unterägeri.

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