Im Kanton Zug wird über die Umfahrung Unterägeri abgestimmt. Colin Biermann vom Komitee «Pro Umfahrung Unterägeri» spricht sich im Interview fürs Projekt aus.
Colin Biermann FDP
Colin Biermann ist im Vorstand der FDP Unterägeri tätig und Mitglied der Kerngruppe des Komitees «Pro Umfahrung Unterägeri». - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • In Zug wird am 3. März über die Umfahrung Unterägeri abgestimmt.
  • Durch die Umfahrung soll der Dorfkern von Unterägeri entlastet werden.
  • Colin Biermann («Pro Umfahrung Unterägeri») setzt sich für das Projekt ein.
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Im Kanton Zug kommt es am 3. März zu zwei kantonalen Abstimmungen. Dazu gehört auch die Umfahrung Unterägeri, die den Dorfkern entlasten will. Die Kosten können vom Eigenkapital des Kantons bezogen werden, wodurch man sich nicht verschulden müsste.

Colin Biermann («Pro Umfahrung Unterägeri») unterstützt das Projekt. Im Interview spricht er sich für das Projekt aus, das laut ihm zu einer massiven Steigerung der Lebensqualität führen wird.

Nau.ch: Weshalb braucht der Kanton Zug die Umfahrung Unterägeri?

Colin Biermann: Täglich fahren mehr als 13’400 Fahrzeuge mitten durch den Dorfkern von Unterägeri. Dies führt zu Stau und hoher Belastung für die Bevölkerung. Mit der Umfahrung Unterägeri werden die Durchfahrten um 75 Prozent reduziert. Dies erlaubt eine massive Steigerung der Lebensqualität.

unterägeri
Das Dorfzentrum von Unterägeri. - Nau.ch / Stephanie van de Wiel

Das Dorfzentrum wird in den Bereichen Aufenthalt, Begegnungen und Wohnen attraktiver und die Sicherheit für zu Fuss Gehende und Velofahrende kann endlich wieder gewährleistet werden. Zudem kann das Dorfzentrum endlich begrünt und damit ökologisch aufgewertet werden. Nachdem im Kanton Zug bereits Umfahrungen für die Gemeinden Baar und Steinhausen realisiert worden sind und für Cham und Hünenberg im Bau sind, soll nun auch Unterägeri und Zug entlastet werden.

«Finanzieller Handlungsspielraum des Kantons wird nicht eingeschränkt»

Nau.ch: Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 308 Millionen Franken. Wer kommt dafür auf?

Biermann: Die Umfahrung Unterägeri ist ein kantonales Projekt. Die Kosten werden vollumfänglich aus dem Eigenkapital des Kantons Zug getragen. Die freien Mittel betragen aktuell rund zwei Milliarden Franken.

Somit ist die Finanzierung gesichert und der finanzielle Handlungsspielraum des Kantons wird nicht eingeschränkt. Zudem werden keine zukünftigen Generationen belastet.

Nau.ch: Wie stark wird sich der Tunnelbau auf den Verkehr und die Bevölkerung auswirken (beispielsweise Stau, Lärm- und Umweltbelastung)?

Biermann: Da der Bau eines Tunnels naturgemäss unterhalb der Oberfläche stattfindet, bemerkt die Bevölkerung vom allergrössten Teil der Arbeiten nichts. Aber selbstverständlich ist der Bau der Umfahrung Unterägeri mit einer Baustelle und mit entsprechenden Emissionen verbunden.

In der heutigen Zeit gibt es aber Massnahmen, um diese möglichst tief zu halten. Im Vergleich zum heutigen Verkehr und vor allem auch mit Blick auf das Mehr an Lebensqualität durch die Umfahrung für uns und nachfolgende Generationen ist der Mehrverkehr während der beschränkten Zeit der Bauphase aber verkraftbar.

Nau.ch: Wurden alternative Massnahmen geprüft? Falls ja, welche?

Biermann: Es wurden seit Jahrzehnten verschiedene Massnahmen zur Entlastung des Dorfzentrums geprüft und umgesetzt. So verkehrt der ÖV bereits in sehr engem Takt. Auch wurden an verschiedenen Orten bereits verkehrsberuhigende Massnahmen, wie 30er- und 20er-Zonen eingerichtet.

Gemeindehaus Unterägeri
Das Gemeindehaus in Unterägeri. - Nau.ch / Stephanie van de Wiel

Das Hauptproblem, dass die Hauptverkehrsachse durch das Dorfzentrum führt, lässt sich aufgrund der bestehenden Platzverhältnisse aber nur mittels einer Lösung unterhalb der Oberfläche lösen. Für die Umfahrung wurden viele verschiedene Varianten seit Jahrzehnten geprüft und weiterentwickelt, sodass heute die beste Variante zur Abstimmung kommt.

«Umfahrung entlastet das Dorf»

Nau.ch: Der Tunnel wird sicherlich zu einer Entlastung der aktuellen Verkehrssituation führen. Dennoch sehen wir uns mit einer stetig wachsenden Mobilität konfrontiert. Sind andere verkehrsberuhigende Massnahmen oder Anreize geplant, um mehr auf den ÖV zu setzen?

Biermann: Die Umfahrung entlastet das Dorf und die Bevölkerung vom extrem belastenden Verkehr mitten durch das Dorfzentrum. Natürlich wird die Umfahrung durch viele Massnahmen im Dorf selber begleitet. Dabei ist entscheidend, dass die Dorfbevölkerung auch in der genauen Ausarbeitung der begleitenden Massnahmen involviert ist und damit die optimale Lösung gefunden werden kann.

Die Umfahrung setzt an sich bereits den Anreiz, stärker auf den ÖV zu setzen. Heute sind die Busse zu Stosszeiten oft unpünktlich aufgrund des Staus im Dorf. Die Umfahrung schafft hier Abhilfe und motiviert so die Bevölkerung, den ÖV stärker zu nutzen. Zur Förderung des ÖV sind zudem verschiedene Massnahmen im Rahmen der Ortsplanungsrevision im Gange.

So wird zum Beispiel das Zentrum von Unterägeri stärker verdichtet, womit mehr Leute in direkter Nähe zu einer ÖV-Haltestelle wohnen werden. Zudem können zukünftig Personen, die am Hang wohnen, dank der geplanten Schräglifte die ÖV-Haltestellen in nützlicher Zeit erreichen.

Kann durch das Projekt «Umfahrung Unterägeri» die Verkehrssituation verbessert werden?

Nau.ch: Der Kanton Zug stimmt nebst der Umfahrung Unterägeri auch über den Stadttunnel Zug ab. Sind Sie für oder gegen das Projekt?

Biermann: Das Komitee «Pro Umfahrung Unterägeri» unterstützt selbstverständlich auch das wichtige Projekt Umfahrung Zug. Auch die Umfahrung in der Stadt hilft, den Verkehr im Zentrum von Zug zu reduzieren und den Zugerinnen und Zugern endlich Lebensqualität zurückzugeben.

Zur Person: Colin Biermann (26) ist im Vorstand der FDP Unterägeri tätig. Der in Unterägeri wohnende Informatiker engagiert sich ausserdem in der Kerngruppe des Komitees «Pro Umfahrung Unterägeri».

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