Halbes Jahr vor Wahlen: Berner Parteien im grossen BärnerBär-Check

Yves Schott
Yves Schott

Bern,

Noch knapp sechs Monate – dann wählt der Kanton ein neues Parlament und eine neue Regierung. Der BärnerBär hat die Parteien einem Formcheck unterzogen.

Rathaus Bern Wahl Front
Wer schafft die Wahl ins Berner Rathaus in knapp sechs Monaten? - Daniel Zaugg

Vor rund zehn Tagen wurde im Kanton Bern in vielen Gemeinden gewählt. Am meisten Beachtung fand dabei der Urnengang in Köniz, da das Verhalten der Stimmberechtigten dort als ziemlich repräsentativ für den gesamten Kanton gilt.

Zudem haben SRG und Tamedia ihre Wahlumfragen veröffentlicht. Höchste Zeit also für eine Prognose, wie die Parteien bei den kantonalen Wahlen am 29. März 2026 abschneiden.

Grüne

In Köniz haben die Grünen zwar über ein Prozent ihres Wähleranteils verloren, auf nationaler Ebene hingegen legen sie leicht zu (SRG-Wahlumfrage) oder verlieren nur ganz minim (Leewas im Auftrag von «20 Minuten» und Tamedia).

Viele gingen davon aus, dass die Grünen nach dem Einbruch bei den nationalen Wahlen 2023 weitere Rückschläge verkraften müssen. Mit dem Thema Umwelt kann die Partei allerdings weiterhin punkten.

Das sagt Brigitte Hilty Haller, Co-Präsidentin Grüne Kanton Bern: «Wir müssen auf der Strasse und in den Medien präsent sein, aufzeigen, was wir erreicht haben, aber vor allem mit der Bevölkerung noch stärker in den Dialog treten und schlussendlich mobilisieren, damit die Menschen auch wirklich an die Urne gehen.»

BärnerBär-Prognose: Die Grünen dürften ihre Sitze im Grossen Rat halten – wenn sie verlieren, dann nur minimal.

SP

Leewas prognostiziert den Sozialdemokraten einen kleinen Wählerverlust, bei der SRG wiederum legen sie leicht zu.

Beeindruckend: In Köniz steigerte die SP ihren Stimmenanteil um über vier Prozent! So viel Zuwachs dürfte es Ende März nicht sein, dafür ist der Kanton dann doch zu bürgerlich geprägt. Auch in der Schweiz legen Polparteien allerdings tendenziell zu.

Das sagt Manuela Kocher Hirt, Präsidentin SP Kanton Bern: «Wir wollen noch besser mobilisieren, zu den Menschen gehen und unsere Botschaften verständlich rüberbringen. Die SP ergreift Partei für mehr Kaufkraft, Klimaschutz, Gleichstellung und Chancengerechtigkeit.»

BärnerBär-Prognose: Die SP legt als Gegengewicht zur SVP leicht zu und kann ihre Sitzzahl im Parlament mindestens halten oder gar leicht ausbauen.

GLP

In sämtlichen soeben veröffentlichten Umfragen stehen die Grünliberalen als Verlierer da.

Zwar stürzt die Partei nicht gleich ab, der Abwärtstrend nach den nationalen Wahlen von 2023 (minus fünf Sitze) setzt sich jedoch schleichend fort.

Für die GLP wäre es daher bereits ein Erfolg, ihre aktuell 16 Sitze verteidigen zu können.

Das sagt Casimir von Arx, Präsident GLP Kanton Bern: «Wenn wir so kurz vor den Wahlen dringend etwas ändern müssten, hätten wir unsere Hausaufgaben nicht gemacht.

Wo man aber als Partei immer Luft nach oben hat, ist die Kommunikation der eigenen Ideen: Wir dürfen diese ruhig noch mutiger und deutlicher bekanntmachen. Etwa in der Gesundheitspolitik, die wir schon lang vor dem neusten Anstieg der Krankenkassenprämien zu einem internen Schwerpunkt gemacht haben.»

BärnerBär-Prognose: Die Grünliberalen werden Ende März kein Debakel erleben, müssen aber einen Verlust von ein bis zwei Sitzen in Kauf nehmen.

Die Mitte

Totgeglaubte leben länger. Schon (zu) oft wurde die Partei vor Wahlen abgeschrieben, wirklich abgestürzt ist sie hingegen kaum je.

Zwar hat ihr der neue Name nicht den erhofften Schub verliehen, national liegt Die Mitte unterdessen aber gemäss Umfragen bereits vor der FDP.

In der Gemeinde Köniz, die als einigermassen repräsentativ für den Kanton gilt, legte die Die Mitte jedenfalls leicht zu.

Das sagt André Roggli, Co-Präsident Die Mitte Kanton Bern: «Die neue Mitte stabilisiert sich als wichtige Kraft zwischen den Polen. Es zeigt sich, dass eine starke Mitte den Kanton und die Schweiz zusammenhält und voranbringt.»

BärnerBär-Prognose: Grosse Sprünge machen wird Die Mitte kaum. Sowohl ein Sitzverlust wie ein Sitzgewinn ist möglich. Für die Partei ist das im reformierten Kanton Bern ein beachtlicher Erfolg.

FDP

Bei den Grossratswahlen 2022 verloren die Freisinnigen zwei Sitze – in Köniz steht die Partei im Parlament ebenfalls mit einem Sitz weniger da.

Gesamtschweizerisch wurde die FDP, wie oben erwähnt, laut Umfragen von der Mitte überholt.

Das Problem des einst so mächtigen Freisinns: Wichtige Themen sind bereits von anderen besetzt, hinzu kommt oft ein Mobilisierungsproblem.

Das sagt Sandra Hess, Präsidentin FDP.Die Liberalen Kanton Bern: «Der Berner Freisinn ist gut aufgestellt, wir verfügen über sehr motivierte und fähige Leute. Die Bereitschaft, sich für Freiheit, Sicherheit und Eigenverantwortung einzusetzen, ist gerade aufgrund der aktuellen Weltlage hoch.»

BärnerBär-Prognose: Der FDP droht Ungemach. Die Freisinnigen müssen – auf Kosten der SVP – mit weiteren Sitzverlusten rechnen.

SVP

Fast jeder Dritte in der Schweiz würde laut SRG-Wahlbarometer derzeit SVP wählen. Auch in Köniz legte die Partei vor zehn Tagen kräftig zu.

Rückenwind geniesst die SVP dank ihrer Initiative zur 10-Millionen-Schweiz. Auch das Thema Migration, das viele beschäftigt, spielt ihr in die Hände. Kein Hellseher also, wer die SVP beim kantonalen Urnengang als klare Gewinnerin sieht.

Hast du dich bereits entschieden, welcher Partei du deine Stimme bei den kantonalen Wahlen geben möchtest?

Das sagt Manfred Bühler, Präsident der SVP Kanton Bern: Manfred Bühler hat auf die Anfrage des BärnerBär nicht reagiert.

BärnerBär-Prognose: Die SVP ist im Hoch und wird im Grossen Rat weiter zulegen. Sie kann dem 29. März gelassen entgegenblicken.

EVP/EDU

Die beiden christlichen Parteien dürfen auf eine treue Stammwählerschaft zählen, wobei die EVP politisch in der Mitte, die EDU wiederum weit rechts anzusiedeln ist.

In Köniz blieben die Stimmenanteile im Vergleich zu den vorhergehenden Wahlen praktisch unverändert.

BärnerBär-Prognose: 6 Sitze hält die EDU aktuell im Grossen Rat, gar deren 9 die EVP. Die Formkurve zeigt bei beiden Parteien minim abwärts, tendenziell dürften die Sitze gehalten werden.

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