Autoposer: Grüne fordern Zahlen und Massnahmen vom Gemeinderat
Lärmige Autoposer in Berns Gassen: Dazu soll der Gemeinderat Zahlen liefern und Massnahmen dagegen aufzeigen. Ob Lärmblitzer sinnvoll seien, müsse man prüfen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Stadt Bern müsse etwas gegen Poserfahrten tun, sagt GFL-Stadtrat Michael Ruefer.
- Er fordert vom Gemeinderat Zahlen und Massnahmen.
- Mit einem Autoposer würde er gerne einmal über dessen Motivation reden.
Getunte Autos, die nicht nur schnell, sondern auch sehr laut mitten in der Stadt Bern beschleunigen: Das muss nicht sein, findet GFL-Stadtrat Michael Ruefer.
Zusammen mit Jelena Filipovic vom Grünen Bündnis hat er deshalb eine Interpellation eingereicht. Denn vor allem am Freitag- und Samstagabend gebe es solche «Poserfahrten» mit aufheulenden Motoren, gefolgt von abruptem Abbremsen.
Insbesondere auf Nordring/ Lorrainebrücke, Bahnhof- und Bubenbergplatz, auf der Monbijoubrücke/Kirchenfeldstrasse und an der Bundesgasse seien die Autoposer häufig. Vom Gemeinderat will Ruefer deshalb wissen, was die Informationslage ist und wie man damit umzugehen gedenke.
Im Interview mit dem BärnerBär redet Ruefer über Lärmblitzer und darüber, wo für ihn der Spass aufhört. Aber auch, warum er gerne einmal einen Poser kennenlernen würde.

BärnerBär: Was versprechen Sie sich von den Antworten des Gemeinderats?
Michael Ruefer: Mit der Interpellation möchte ich herausfinden, ob sich die Stadt und der Gemeinderat schon Gedanken zum sehr störenden Phänomen gemacht haben.
Und ich möchte Zahlen dazu erhalten, wie häufig Poserfahrten auf welchen Strassen vorkommen. Ich bin der Meinung, die Stadt muss etwas dagegen unternehmen.

BärnerBär: Gab es einen bestimmten Auslöser, der quasi das Fass zum Überlaufen brachte und Sie die Interpellation verfassen liess?
Ruefer: Ich wohne seit zwei Jahren in der Nähe des Nordrings und ärgere mich jedes Wochenende über den Nachtlärm mitten durchs Wohnquartier.
Kürzlich hat sich eine Freundin von mir über die Poserfahrten echauffiert und dann sagte ich mir: OK, ich bin mit meinem Ärger wohl nicht allein.

BärnerBär: Was stört Sie persönlich am meisten an den Autoposern?
Ruefer: Mich stört die Rücksichtslosigkeit dieses «Vergnügungsverkehrs». Die Autoposer sind vor allem am Freitag- und Samstagabend bis spät nachts unterwegs und fahren mit überhöhter Geschwindigkeit und ohrenbetäubendem Lärm mitten durch die Stadt und drehen ihre Runden.
Sie bringen mit ihrer Fahrweise auch Fussgängerinnen und Fussgänger in Gefahr. Es ist eine gezielte Provokation, die unmittelbar auf die Lebensqualität schlägt. So ein Muskelspiel kann man meinetwegen dort veranstalten, wo es niemanden stört.

BärnerBär: Sie fragen den Gemeinderat auch nach dem Einsatz von sogenannten Lärmblitzern. Wäre dies aus Ihrer Sicht sinnvoll?
Ruefer: Offenbar gibt es ja bisher die Möglichkeit zu Pilotprojekten. Die Stadt soll dies prüfen. Natürlich müssen sich Lärmblitzer als praktikabel erweisen.

BärnerBär: Das Posing ist ein soziales Phänomen. Abgesehen von der Symptombekämpfung: Was sehen Sie sonst noch als Gegenmittel dagegen?
Ruefer: Ich würde gerne mal einen Poser persönlich kennenlernen, um seine Motivation zu verstehen. Dieses Milieu ist mir so fremd, das wäre tatsächlich eine Challenge!
«SRF Impact» hat im vergangenen Jahr eine Reportage über Autoposer gemacht, da kamen Protagonisten der Szene zu Worte. Das hat mich nachdenklich gestimmt. Ich habe nichts gegen Spass und finde zum Beispiel, dass Töfffahren seinen Reiz hat.
Aber man muss einfach wissen: Andere leiden unter dem eigenen Verhalten. Die Menge macht's!
Vielleicht könnte man «Lärmzertifikate» ausstellen, die einem pro Jahr zur Verfügung stehen. Jede und jeder hat ein gewisses Anrecht auf «Stören». Aber man sollte sein inneres Kind nicht jedes Wochenende derart zur Schau stellen.
BärnerBär: Sie erwähnen in ihrem Vorstoss, dass auch die Bundesgasse von Poserfahrten betroffen ist. Müsste demnach nicht der Bundesrat umso eher für die Problematik sensibilisiert sein?
Ruefer: Die Route Amthaus-, Schauplatz- und Bundesgasse ist ziemlich beliebt zum Rundendrehen. Aber vom Bundesrat ist in der Hinsicht kaum etwas zu erwarten.
Er hat ja kommuniziert, dass er bei den Lärmblitzern sehr zurückhaltend ist. Also liegt der Ball bei der Stadt Bern, denn die Bundesgasse ist trotz ihrer Lage eine Gemeindestrasse!












