Vor 30 Jahren hat Appenzell Ausserrhoden das Frauenstimmrecht in der Schweiz eingeführt. Als letzter Kanton folgte 1990 Appenzell Innerrhoden unter Zwang.
Appenzell Innerrhoden
Frauen verfolgen am 30. April 1989 die Abstimmung über die Einführung des Frauenstimmrechts in Appenzell Ausserrhoden. Appenzell Innerrhoden führte das Frauenstimmrecht ein Jahr später ein. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Als zweitletzter Kanton bekam Appenzell Ausserrhoden vor 30 Jahren das Frauenstimmrecht.
  • Das Jubiläum wird von den Frauen gefeiert.

Vor 30 Jahren, an der denkwürdigen Landsgemeinde in Hundwil vom 30. April 1989, hat Appenzell Ausserrhoden das Frauenstimmrecht eingeführt. Vor Appenzell Innerrhoden war Ausserrhoden damit der zweitletzte Kanton in der Schweiz, in dem Frauen politisieren durften.

18 Jahre nach dem Ja des Schweizer Volks von 1971 war auch Ausserrhoden reif für diesen Schritt. Politikerinnen, Politiker und Prominente hatten jahrelang für die politische Gleichberechtigung der Frauen in Ausserrhoden gekämpft. Dennoch wurde die Abstimmung an der Landsgemeinde in Hundwil zur Zitterpartie: Mit knappem Mehr stimmten die Ausserrhoder Männer Ja.

Kämpferin für Frauenstimmrecht in der Schweiz erinnert sich

Es sei ein «grossartiger, erhabener Moment» gewesen, erinnert sich heute Aline Auer. Sie kämpfte an vorderster Front für das Frauenstimmrecht in der Schweiz und in Appenzell Ausserrhoden. Einige Männer seien nach dem sehr knappen Ja vom Landsgemeindeplatz in Hundwil davongelaufen, sagt die 69-Jährige.

Frauenstimmrecht in der Schweiz
Aline Auer am 23.04.19 an ihrem Wohnort in Teufen AR anlässlich des 30. Jahrestag zur Einführung des Frauenstimmrechts im Kanton Appenzell-Ausserrhoden und damit Fast-Vervollständigung des Frauenstimmrecht in der Schweiz. - Keystone

Nachher sei es mit der Frauensache «in grossen Schritten vorwärts gegangen». 1990 wurden zwei Frauen in die damals noch siebenköpfige Ausserrhoder Regierung gewählt. Auch im Kantonsrat waren die Frauen rasch sehr gut vertreten. Das ist bis heute so geblieben.

Appenzell Ausserrhoden sprach sich fünf Mal gegen Frauenstimmrecht aus

Vor dem historischen Entscheid hatte sich die Ausserrhoder Landsgemeinde zwischen 1970 und 1984 fünf Mal gegen das Frauenstimmrecht ausgesprochen. 1972 wurde zwar die Möglichkeit des Frauenstimmrechts auf Gemeindeebene gutgeheissen, das kantonale Stimmrecht aber gleichzeitig abgelehnt.

1976 und 1979 schickten die Ausserrhoder zwei weitere Initiativen bachab. 1984 sagte die Landsgemeinde Nein zu einer Urnenabstimmung über das kantonale Frauenstimmrecht.

Frauenstimmrecht in der Schweiz
Zahlreiche Zuschauende und Wahlberechtigte nehmen 1995 an der Landsgemeinde von Ausserrhoden in Hundwil teil. Appenzell Innerrhoden musste gezwungen werden. - Keystone

An der Landsgemeinde Ende April 1990 in Trogen durften die Frauen dann erstmals im Ring mitentscheiden. Das Bild änderte sich wenig. Die Frauen machten die Landsgemeinde etwas bunter, und das traditionelle Landsgemeindelied ertönte in neuer, zweistimmiger Fassung.

Appenzell Innerrhoden musste gezwungen werden

Nach Ausserrhoden verweigerte nur der Nachbarkanton Appenzell Innerrhoden das Frauenstimmrecht in der Schweiz zu vervollständigen. 1990 lehnten die Innerrhoder Männer an der Landsgemeinde in Appenzell das Frauenstimmrecht ab.

Aber noch im gleichen Jahr wurde dem kleinsten Schweizer Kanton das Frauenstimmrecht von oben verordnet. Das Bundesgericht hiess eine staatsrechtliche Beschwerde gut. Das reine Männerstimm- und -wahlrecht verletze die von der Bundesverfassung garantierte Gleichberechtigung von Frau und Mann, stellte es fest.

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