«Klimajahr» 2019? Offenbar nicht. Die Uno-Klimakonferenz droht zu scheitern, eine gemeinsame Abschlusserklärung wird immer unwahrscheinlicher.
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Tote Hose bei der Pressekonferenz des Klimagipfels. - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Uno-Klimakonferenz in Madrid wird wahrscheinlich ohne ein Ergebnis zu Ende gehen.
  • Deshalb machen einige Staaten nun nochmals Druck.
  • «Heute in Madrid haben es die Regierungen versaut», so ein Klimaschützer.

Es harzt an der COP25, der Uno-Klimakonferenz im spanischen Madrid. Eigentlich sollen die Verhandlungen seit gestern Freitag abgeschlossen sein, doch eine Einigung steht weiterhin aus.

Um in den Uno-Klimaverhandlungen Druck zu machen, haben 17 Staaten, darunter auch die Schweiz, gemeinsam Mindeststandards für den internationalen Handel mit Klimaschutz-Gutschriften gefordert. Im Schlussspurt der Verhandlungen veröffentlichten sie ihre Ansprüche.

Kongress- und Messezentrum IFEMA
Statt eines Jahres sind im spanischen Madrid nur wenige Wochen Zeit geblieben, um das Event mit mindestens 25 000 Teilnehmern aus 200 Ländern auf die Beine zu stellen. - dpa

Unter anderem heisst es darin, dass der Schutz der Umwelt gewährleistet sein müsse und der Handel auch wirklich dazu führen müsse, dass der weltweite Treibhausgas-Ausstoss zurückgehe. Zudem fordern sie ein Verbot, alte Gutschriften aus der Zeit vor dem Pariser Klimaabkommen weiterhin zu nutzen.

Wem können CO2-Minderungen angerechnet werden?

Die Regeln für die internationale Zusammenarbeit festzulegen, ist eine der grossen Aufgaben der diesjährigen Verhandlungen. Ziel des Handels ist, Ländern die Möglichkeit zu geben, Massnahmen zur CO2-Minderung im Ausland zu finanzieren und sich die eingesparten Klimagase selbst anzurechnen.

Umgekehrt können Länder, die ihre Ziele übererfüllen, Gutschriften verkaufen. Eigentlich stand das schon beim letzten Klimagipfel in Polen auf der Tagesordnung, aber weil man sich nicht einigen konnte, verschob man die Verhandlungen.

Die Klima-Diplomaten geben in den Verhandlungen nochmals alles. Das gemeinsame Abschlussplenum wird jedoch weiter hinausgeschoben. Am frühen Samstag gingen Journalisten noch von einem Ende am Morgen aus – aktuell soll das letzte Plenum nun erst um 17 Uhr beginnen.

COP25
Am letzten Freitagabend protestierten 500'000 Klima-Aktivsten in Madrid. - Keystone

Die Staatengemeinschaft ist massiv unter Druck. Durch die weltweiten Klimaproteste müssen die Regierungen nun Ergebnisse liefern. Doch einige Staaten wie Saudi-Arabien, Brasilien und die USA blockieren die Verhandlungen und wollen die Forderungen abschwächen – zum eigenen wirtschaftlichen Vorteil. Die Unterhändler streichen auch vermehrt wissenschaftliche Fakten aus der provisorischen Abschlusserklärung.

«Die Regierungen haben es versaut!»

Der Ton ist härter geworden an der Klimakonferenz. So berichten Medienvertreter, dass die Präsidentin der Konferenz mittlerweile am Ende einer Sitzung kein Applaus mehr bekommt, wie das sonst üblich ist.

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Bereits im Vorfeld gab es zahlreiche Karrikautren zum «Meet & Greet Klimakonferenz». - Twitter/@ErnstvAll

Klimaschützer zeigen sich entsetzt ob der neuen Ergebnisse und Formulierungen. Heute in Madrid haben es die Regierungen versaut», sagte Mohamed Adow von Christian Aid. «Und Menschen rund um die Welt müssen sich erheben, um den Planeten zu retten.» Der Vorschlag werfe die Staaten um vier Jahre zurück – 2015 war das Klimaabkommen von Paris verabschiedet worden.

Für unter anderem die EU und viele kleine Inselstaaten, welche vom Klimawandel bereits jetzt massiv betroffen sind, ist es so unmöglich die Konferenz zu verlassen. Entweder gehen die Verhandlungen also weiter oder die Staaten reisen ohne Erklärung ab. Wobei letzteres – also keine Abschlusserklärung – mit jeder Stunde wahrscheinlicher wird.

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