Umweltministerin Schulze fordert «ehrlichen Fleischpreis»
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat einen «ehrlichen Fleischpreis» gefordert.

Das Wichtigste in Kürze
- SPD-Politikerin erhofft sich davon auch bessere Arbeitsbedingungen.
Ein solcher Preis müsse gute Löhne und Arbeitsbedingungen ermöglichen und sich für die Landwirte auch ohne Massentierhaltung auszahlen, sagte Schulze der «Neuen Osnabrücker Zeitung» vom Samstag. «Damit erkaufen wir uns weniger Umweltschäden, mehr Tierwohl und bessere Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie.»
Die Bundesregierung werde den Umbau zu artgerechten Ställen noch in dieser Legislaturperiode finanziell unterstützen, kündigte die Umweltministerin an. Die jüngsten Corona-Ausbrüche in Schlachthöfen hätten abermals ein Schlaglicht auf die Branche geworfen. Es seien auch Folgen der niedrigen Fleischpreise, dass es «sehr schlechte Arbeitsbedingungen» gebe und eine Tierhaltung, «die ich beschämend finde».
Schulze begrüsste die Einrichtung einer neuen Kommission zu dem Thema. «Ich bin froh über die Einsetzung der Zukunftskommission für die Landwirtschaft, es hat lange genug gedauert», sagte die Ministerin. «Die Nerven liegen blank, die gegenseitigen Vorwürfe haben das Klima vergiftet, der Streit wird immer radikaler.»
In der Kohlekommission sei es gelungen, alle an einen Tisch zu bekommen und einen Weg zu finden. «Das kann uns auch mit Landwirten und Landfrauen, mit Tierschützern, Naturschützerinnen und Verbraucherinnen gelingen», zeigte sich Schulze überzeugt.
Das Kabinett hatte am Mittwoch die «Zukunftskommission Landwirtschaft» eingesetzt, die Landwirtschaft besser mit ökologischen und sozialen Interessen in Einklang bringen soll. 31 Vertreter aus Landwirtschaft und Handel, Wissenschaft, Verbraucherschutz sowie von Tier- und Umweltschutzverbänden sollen über Zukunftsfragen im Agrarsektor beraten.
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter forderte ein grundsätzliches Umdenken in der Fleischproduktion. «Die ganze Kette der Herstellung muss grundlegend verändert werden, angefangen von der Futtermittelproduktion in Südamerika, für die indigene Völker oder Kleinbauern vertrieben worden sind», sagte Hofreiter der «Rheinischen Post».
In Deutschland würden Tiere oft unter «hochproblematischen Bedingungen» gehalten. «Wenn ein Bauer an einem Schwein, das er acht Monate bis zur Schlachtung grosszieht, gerade noch 20 Euro verdient, steht er wirtschaftlich zwangsläufig mit dem Rücken zur Wand», kritisierte der Grünen-Politiker. Zu viel Gülle belaste das Grundwasser, in den Schlachthöfen würden Menschen «brutal ausgebeutet».
«Diese Kette produziert fast nur Opfer und nur sehr wenige Profiteure wie etwa einen Milliardär Clemens Tönnies oder die grossen Supermarktketten», zeigte sich Hofreiter überzeugt. Das müsse im eigenen Interesse und zum Wohl der Tiere geändert werden.