Tausende Tunesier nehmen Abschied von Präsident Essebsi

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Tunisien,

Tausende Tunesier und zahlreiche Staatsgäste aus aller Welt haben am Wochenende Abschied vom verstorbenen Staatschef Béji Caïd Essebsi genommen.

Der Trauerzug mit Essebsis Sarg am Samstag in Tunis
Der Trauerzug mit Essebsis Sarg am Samstag in Tunis - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Frankreichs Staatschef Macron unter den Gästen der Trauerfeier in Tunis.

Die Trauernden säumten am Samstag die 20 Kilometer lange Strecke des Trauerzugs zwischen dem Präsidentenpalast im Vorort Karthago und dem Friedhof Djellaz im Süden der Stadt, wo Essebsi beerdigt wurde. Unter den Gästen der Trauerfeier im Palast waren unter anderem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sowie Spaniens König Felipe VI.

Tunesier, die nicht an der Beerdigung teilnehmen konnten, drängten sich um Fernseher in den Cafés der Hauptstadt. Eine Militärkapelle schritt dem Trauerzug voran, während eine Formation Jets der Luftstreitkräfte darüber hinwegflog und Rauchspuren in den Nationalfarben Weiss und Rot am Himmel hinterliess.

Bei der Zeremonie im Präsidentenpalast lobte Macron Essebsi als einen Menschen, der sich «mutig für ein aufgeklärtes, offenes, tolerantes und universellen Werten verbundenes Tunesien» eingesetzt habe. Offiziere hatten zuvor den geschlossenen Sarg des Präsidenten in den Palast getragen und vor den Trauergästen aufgebahrt.

Tunesiens erster demokratisch gewählter Staatschef war am Donnerstag im Alter von 92 Jahren im Militärkrankenhaus in Tunis gestorben. Der seit 2014 amtierende Präsident hatte im April seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl im November erklärt. Laut Wahlkommission sollen nun «wahrscheinlich» am 15. September vorgezogene Präsidentschaftswahlen abgehalten werden.

Der am Donnerstag als Übergangspräsident vereidigte tunesische Parlamentspräsident Mohamed Ennaceur bezeichnete den verstorbenen Staatschef am Samstag als den «Architekten nationaler Versöhnung». An der Trauerfeier in Karthago nahmen auch Katars Emir Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani, Algeriens Interimspräsident Abdelkader Bensalah und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas teil.

Vor dem Friedhof waren es vor allem Frauen, die in erster Reihe Abschied von Essebsi nahmen. «Heute ist ein trauriger Tag, ein grosser Tag», sagte Amira, die seit dem Morgen an der Absperrung gewartet hatte, als am Nachmittag der Zug eintraf. «Die Geschichte wird sich an ihn erinnern», fügte sie hinzu.

Die 59-jährige Fatma rief dem mit einer tunesischen Fahne eingehüllten Sarg beim Vorbeifahren zu: «Lebewohl Sohn von Tunis! Ruhe in Frieden.» Für die Lehrerin war es «Béji, der das Land auf einen guten Weg gebracht hat». Architektin Farah wollte Essebsis «Arbeit im Interesse der Frauen Anerkennung zollen».

Der Präsident hatte während seiner politischen Karriere zahlreiche wichtige Massnahmen für die Gleichberechtigung von Frauen befürwortet. Er hinterlässt unter anderem einen Gesetzentwurf, der bei einer Verabschiedung durch das Parlament Frauen die gleichen Erbrechte wie Männern gewähren würde.

Essebsi ist der erste Präsident, der seit Tunesiens Unabhängigkeit im Jahr 1956 ein Staatsbegräbnis erhält. Die Regierung hat nach seinem Tod eine siebentägige Staatstrauer ausgerufen.

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