Irakische Sicherheitskräfte haben am Samstag regierungskritische Demonstranten von Strassen und Plätzen in Bagdad und weiteren Städten im Süden des Landes vertrieben.
Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Bagdad bauen ihre Zelte ab
Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Bagdad bauen ihre Zelte ab - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Schiitenführer al-Sadr entzieht Protestbewegung seine Unterstützung.
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In der Hauptstadt wurden dabei nach Angaben von Ärzten mindestens 19 Protestierende verletzt. Die Aktion schürte Ängste, die seit Oktober andauernden Protesten könnten nun gewaltsam beendet werden. Am Freitag zuvor hatte der einflussreiche Schiitenführer Moktada al-Sadr erklärt, er unterstütze die Protestbewegung nicht mehr.

Al-Sadr hatte für Freitag zu einer Demonstration für den Abzug der US-Truppen aus dem Irak aufgerufen. Tausende Menschen in Bagdad waren seinem Aufruf gefolgt und hatten sich zu Protesten versammelt, die sich von der bisherigen Bewegung unterscheiden.

Der mächtige Kleriker ist bekannt dafür, seine politischen Positionen schnell zu wechseln. Als die regierungskritischen Proteste im Oktober begannen, stellte er sich hinter die Bewegung und forderte die Regierung zum Rücktritt auf - obwohl er einen Grossteil des Parlaments kontrolliert und seine Vertrauten mehrere Ministerposten besetzen. Doch am Freitag entzog er der Bewegung seine Unterstützung.

In der Folge gingen Sicherheitskräfte am Samstag im ganzen Land gegen die Protestcamps vor. In Hilla, Diwanijah, Kut, Amarah und Nadschaf wurden Zelte von Demonstranten zerstört. In Basra wurden Aktivisten gewaltsam auseinander getrieben und ihre Zelte verbrannt, wie ein AFP-Reporter berichtete.

In Bagdad räumten Sicherheitskräfte unter Einsatz von Tränengas und scharfer Munition die Protestcamps. Ärzte berichteten von mindestens 19 Verletzten. Eine Ärztin sagte der Nachrichtenagentur AFP, Polizisten hätten grosse Zelte, in denen Verletzte behandelt wurden, in Brand gesteckt.

Das irakische Militär teilte mit, es habe die Ahrar-Brücke, auf der es in den vergangenen Monaten wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften kam, unter seine Kontrolle gebracht. Sitzblockaden auf dem Tajaran-Platz und der Mohammed-Kasim-Autobahn wurden aufgelöst. In die zentralen Protestcamps auf dem Tahrir-Platz drangen die Sicherheitskräfte aber zunächst nicht vor.

Seit Anfang Oktober wird das Land angesichts einer schweren sozialen Krise von einer beispiellosen Protestwelle erschüttert. Die Demonstranten werfen den Eliten Korruption und Untätigkeit vor. Seit Beginn der Proteste wurden nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP mehr als 470 Menschen getötet.

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