Das «Königreich Deutschland» ist eine der grössten Reichsbürger-Gruppierungen. Der Fantasiestaat hantiert mit Millionenbeträgen – und ist in der Schweiz aktiv.
Peter Fitzek ist der «König von Deutschland» – er ist der selbsternannte Regent der Reichsbürgerbewegung «Königreich Deutschland» und zockt seine Anhänger ab. Auch in der Schweiz. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Das «Königreich Deutschland» (KRD) ist eine der grössten Gruppierungen von Reichsbürgern.
  • Der Fantasiestaat hat rund 6000 Anhängerinnen und Anhänger und ist auch hierzulande aktiv.
  • Die Anhänger des KRD werden abgezockt – der Verein hantiert mit Millionenbeträgen.
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Peter Fitzek ist der König von Deutschland! 2012 liess sich der ausgebildete Koch und Karate-Lehrer in einer exorbitanten Zeremonie zum Regenten ausrufen. Tatsächlich regiert der 59-Jährige gar nichts: Das «Königreich Deutschland» (KRD) ist ein Fantasiestaat.

Gegen den 59-Jährigen laufen in Deutschland zahlreiche Gerichtsverfahren – daneben wurde er mehrfach verurteilt: Wegen illegalen Versicherungsgeschäften, Urkundenfälschung und Körperverletzung.

Grosse Reichsbürger-Gruppierung

Mit einer Anhängerschaft von rund 6000 Personen ist das KRD eine der grössten Reichsbürger-Gruppierungen Deutschlands. Sie bestreiten die Existenz Deutschlands oder der Schweiz als legitime und souveräne Staaten und rufen zum Systemumsturz auf.

Der deutsche Verfassungsschutz warnt vor der extremistischen Natur des KRD. Es zeige sich offen antisemitisch und unterhalte Verbindungen zu völkischen und rechtsextremen Gruppierungen.

Auf der Webseite bezeichnet sich der Verein selbst als «Gemeinwohlstaat». Das KRD biete praktische Lösungen für aktuelle «systemische, menschliche und gesellschaftliche» Probleme: Zins- und schuldenfreies Geldwesen, autarker Wirtschaftskreislauf und ein ganzheitliches Gesundheits- und Bildungswesen.

Königreich Deutschland Reichsbürger Fitzek
Mit rund 6000 Anhängern ist das KRD eine der grössten Reichsbürger-Gruppierungen. Reichsbürger bestreiten die Existenz Deutschlands oder der Schweiz als legitime und souveräne Staaten. - Pressefoto Königreich Deutschland

Auf den ersten Blick mag dies verlockend klingen. Doch handelt es sich dabei im Grunde um ein «Abzocksystem», wie «SRF Investigativ» berichtet. Die Organisation finanziert sich über Kurs- und Beratungsangebote, Pseudo-Krankenkassen und -Banken und eine eigene Währung. Bewilligungen für die entsprechenden Dienstleistungen fehlen – sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz.

Schweiz als finanzielle Drehscheibe

Brisant: Die Schweiz ist für die Bewegung von zentraler Bedeutung. Im vergangenen November organisierte das KRD in Basel eine Auftaktveranstaltung. Seither fand mindestens ein Event in Schwyz statt, weitere sind in Zürich und in der Ostschweiz geplant.

Königreich Deutschland Reichsbürger Fitzek
Peter Fitzek ist der König von Deutschland! 2012 liess sich der ausgebildete Koch in einer exorbitanten Zeremonie zum Regenten ausrufen – das Königreich Deutschland ist ein Fantasiestaat.
Königreich Deutschland Reichsbürger Fitzek
Mit rund 6000 Anhängern ist das KRD eine der grössten Reichsbürger-Gruppierungen Deutschlands. Auf der Webseite bezeichnet sich der Verein selbst als «Gemeinwohlstaat».
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Eines der prominentesten Gesichter der Bewegung ist Marco Ginzel: Der gebürtige Schweizer ist der «Statthalter» des KRD und tritt regelmässig in Videos und auf Veranstaltungen auf.
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Gemäss «SRF Investigativ» stehen rund 100 Personen aus der Schweiz mit der Organisation in engem Kontakt.
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Anhänger werden systematisch abgezockt: Sie werden ständig aufgefordert, so viel Geld wie möglich in die KRD-Strukturen einzuzahlen und verrichten daneben viel Freiwilligenarbeit.

Eines der prominentesten Gesichter der Bewegung ist Marco Ginzel: Der gebürtige Schweizer ist der «Statthalter» des KRD und tritt regelmässig in Videos und auf Veranstaltungen auf. Er sitzt im Vereinsvorstand und amtet als offizieller Leiter des Standortes «Gemeinwohldorf Bärwalde» – ein Schloss nördlich von Dresden.

Laut der Recherche stehen rund 100 Personen aus der Schweiz mit der Organisation in engem Kontakt: Sie haben in den letzten zwei bis drei Jahren an Veranstaltungen teilgenommen oder Geld ans Königreich überwiesen. Teilweise bis zu 20'000 Euro (rund 19'000 Franken).

Abzocke auf zwei Ebenen

Demnach werden diese Menschen «systematisch abgezockt» – und das auf zwei Ebenen: So würden Anhänger ständig aufgefordert, so viel Geld wie möglich in die Strukturen des KRD einzuzahlen.

Haben Sie schon einmal vom «Königreich Deutschland» gehört?

Andererseits würden sie auch reichlich Freiwilligenarbeit verrichten, wie Sekten-Expertin Julia Sulzmann erklärt. «Systeme wie das ‹Königreich Deutschland› basieren auf freiwilliger, unbezahlter Arbeit.» Die Masche funktioniert: Gemäss der SRF-Recherche hantiert das «Königreich» mit Millionenbeträgen – und das auf mindestens sechs unterschiedlichen Schweizer Konten.

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