In Angola im Südwesten Afrikas haben die Wähler am Mittwoch das neue Parlament und den künftigen Staatschef bestimmt.
Wahllokal in Luanda
Wahllokal in Luanda - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Oppositionspartei Unita könnte seit 1975 regierende MPLA verdrängen.

Dabei zeichnete sich ein historisch knappes Rennen zwischen der seit der Unabhängigkeit des Landes vor fast 50 Jahren regierenden MPLA-Partei von Präsident João Lourenço und der Langzeit-Oppositionspartei Unita von Adalberto Costa Juniór ab.

Der Vorsitzende derjenigen Partei oder Koalition, die im Parlament die Mehrheit erringt, wird in Angola automatisch Präsident. Der seit 2017 regierende Amtsinhaber Lourenço tritt für eine zweite Amtszeit an. Die MPLA ist Umfragen zufolge zwar auch diesmal favorisiert, der Oppositionspartei Unita werden aber erhebliche Chancen eingeräumt. Die Wahlen werden überschattet von drastisch gestiegenen Lebenshaltungskosten und einer anhaltenden Dürre im Land.

Im an Erdöl und Diamantenvorkommen reichen Angola herrschte von 1975 bis 2001 Bürgerkrieg, in dessen Verlauf etwa eine halbe Million Menschen getötet wurden. Ein grosser Teil der rund 33 Millionen Einwohner des Landes, davon etwa ein Drittel im Alter zwischen zehn und 24 Jahren, lebt auch heute noch unterhalb der Armutsgrenze. Beobachter gehen davon aus, dass die jungen Wähler eher der Oppositionspartei Unita als der MPLA zuneigen.

Unita-Spitzenkandidat Costa Juniór hatte im Wahlkampf Reformen und die Bekämpfung von Armut und Korruption versprochen. Er verkörpert in den Augen eines Teils der Wähler die Hoffnung auf Veränderung. Insbesondere bei jungen Stadtbewohnern, die mit den Folgen jahrzehntelanger Korruption und mutmasslicher Vetternwirtschaft unter dem kürzlich verstorbenen, von 1979 bis 2017 regierenden Ex-Präsidenten José Eduardo dos Santos leben müssen, kommt Costa Juniórs Botschaft gut an.

Der in der vom Marxismus-Leninismus geprägten MPLA aufgestiegene ehemalige General Lourenço galt als politischer Zögling von dos Santos. Er kehrte dem bisherigen System aber den Rücken und startete - zur Überraschung vieler - eine umfassende Anti-Korruptionskampagne und verdrängte die engsten Vertrauten seines ehemaligen Mentors von Schlüsselpositionen.

Lourenço hofft, mit seiner Bilanz der vergangenen fünf Jahre punkten zu können. Trotz einer schweren Wirtschaftskrise brachte er ehrgeizige und im Ausland begrüsste Reformen auf dem Weg. Unter anderem sollten damit Betriebe privatisiert und dem Land neue Einnahmequellen erschlossen werden, um die Abhängigkeit des Landes vom Erdöl-Export zu verringern.

Die Unita und Teile der Bevölkerung befürchteten im Vorfeld des Urnengangs aufgrund der umfassenden Kontrolle der MPLA über den Wahlprozess und die öffentlich-rechtlichen Medien Wahlbetrug. Die Wahlergebnisse werden erst in einigen Tagen erwartet, bei umstrittenen Resultaten könnte auch es länger dauern.

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