Washington setzt im Konflikt mit dem Iran nach eigenen Angaben vorerst nicht auf eine militärische Auseinandersetzung.
Pompeo und Lawrow (rechts) in Sotschi
Pompeo und Lawrow (rechts) in Sotschi - POOL/AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Kaum Gemeinsamkeiten bei Besuch des US-Aussenministers bei Lawrow und Putin.

US-Aussenminister Mike Pompeo sagte am Dienstag nach einem Treffen mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow in Sotschi, die USA strebten «grundsätzlich» keinen Krieg mit dem Iran an. US-Präsident Donald Trump dementierte Berichte, wonach Washington die Entsendung von 120.000 Soldaten in den Nahen Osten erwäge.

«Wir streben grundsätzlich keinen Krieg mit dem Iran an», sagte Pompeo. Zugleich forderte er, der Iran solle sich «wie ein normales Land verhalten». Angriffe auf US-Interessen würde Washington «auf angemessene Art» beantworten.

«Ich hoffe, dass die Vernunft triumphieren wird», sagte Lawrow mit Blick auf den Konflikt zwischen Washington und Teheran. Zudem äusserte er die Hoffnung, dass sich ein Bericht der «New York Times» als falsch erweise, wonach das Weisse Haus wegen des sich verschärfenden Iran-Konflikts die Entsendung von 120.000 US-Soldaten in den Nahen Osten plant.

Trump bezeichnete den Bericht am Dienstag als «Falschmeldung». Er sei zwar «absolut» bereit, Soldaten in die Region zu schicken. «Aber wir haben das nicht geplant», sagte er zu Journalisten. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow warnte, die US-Strategie des «maximalen Drucks» auf den Iran werde das Land nur in die Enge treiben.

Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei sagte derweil laut seiner offizieller Website vor Staatsbediensteten, es werde «keinen Krieg» mit den USA geben, weil dies «nicht im Interesse» Washingtons sei. Mögliche Verhandlungen mit den USA bezeichnete Chamenei als «doppelt giftig», weil Washington dem Iran seine strategischen Stärken nehmen wolle und sich nicht an Zusagen halte.

Trump hatte vor einem Jahr den Austritt aus dem Abkommen zur Begrenzung des iranischen Atomprogramms verkündet. Seit August setzte er eine Reihe von Wirtschaftssanktionen gegen Teheran in Kraft.

Bei dem Treffen im Schwarzmeerort Sotschi standen neben dem Iran-Konflikt auch der Syrien-Krieg und der südamerikanische Krisenstaat Venezuela auf der Tagesordnung. Pompeo sagte, er habe Lawrow zu einer Beendigung der russischen Unterstützung für Venezuelas umstrittenen Präsidenten Nicolás Maduro aufgefordert. Lawrow wies dies zurück und prangerte die US-Drohungen gegen Maduro an.

Pompeo hob hervor, dass er Moskau vor einer Einmischung in die US-Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr gewarnt habe. Moskau solle «demonstrieren, dass diese Arten von Aktivitäten eine Sache der Vergangenheit sind».

Lawrow bezeichnete die dreistündige Unterredung mit seinem US-Kollegen als «gut und nützlich». Beide Seiten seien sich einig, dass die «Gesprächskanäle» zwischen Washington und Moskau erneuert werden müssten. Die Vorwürfe russischer Einmischungen in Wahlen im Ausland wies er als «reine Fiktion» zurück.

Lawrow kam am Abend zu Gesprächen mit Russlands Staatschef Wladimir Putin zusammen. Putin sagte zu Beginn des Treffens, US-Sonderermittler Robert Mueller habe eine «objektive Ermittlung» geführt, die ergeben habe, dass es keinerlei geheime Absprachen zwischen Trumps Team und Russland gegeben habe. Derartige Vorwürfe seien «von Beginn an kompletter Unsinn» gewesen. Putin äusserte gegenüber Pompeo den Wunsch, dass dessen Besuch den Beziehungen ihrer beiden Länder nütze und «ihre Entwicklung voranbringt».

Nach Angaben Lawrows ist der Kreml offen für ein weiteres Treffen von Putin mit Trump am Rande des G20-Gipfels in Japan Ende Juni. «Wenn so ein Vorschlag offiziell unterbreitet wird, werden wir sicher positiv darauf reagieren», sagte Lawrow.

Vor der Begegnung mit Pompeo hatte Putin in Achtubinsk auf der grössten Testanlage der russischen Luftwaffe eine neue atomwaffenfähige Hyperschall-Rakete inspiziert. Kreml-Sprecher Peskow dementierte, dass es sich bei diesem Auftritt um eine Kraftdemonstration vor den Gesprächen mit Pompeo gehandelt habe.

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