Netanjahu sieht Äusserungen zur Rolle Polens in Holocaust «falsch zitiert»

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Polen,

Nach Protesten Polens gegen Äusserungen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zur Rolle des Landes im Holocaust hat sein Büro betont, er habe niemals allen Polen eine Mitverantwortung daran gegeben.

Streit mit Polen um Äusserungen Netanjahus zum Holocaust
Streit mit Polen um Äusserungen Netanjahus zum Holocaust - POOL/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Warschau bestellt Israels Botschafterin wegen Bemerkung ein.

Netanjahu sei «falsch zitiert» worden und habe «von einzelnen Polen gesprochen und nicht dem polnischen Volk oder dem Land Polen», erklärte Netanjahus Büro am Freitag, nachdem Warschau die israelische Botschafterin einbestellt hatte.

Die «Jerusalem Post» und «Haaretz» hatten Netanjahu mit der Äusserung zitiert, dass «die Polen mit den Deutschen kooperiert» hätten bei der Ermordung der Juden. Das polnische Aussenministerium bestellte deshalb am Freitag die israelische Botschafterin Anna Asari ein. Polens Präsident Andrzej Duda erwog zudem, einen für kommende Woche geplanten Gipfel Israels mit den vier osteuropäischen Staaten der Visegrad-Gruppe abzusagen.

Die israelische Botschafterin versicherte, dass Netanjahu nicht gesagt habe, «dass die polnische Nation mit den Nazis kollaboriert hat». Vielmehr habe er dafür plädiert, dass niemand verklagt werde, der über jene Polen spreche, die mit den Nazis kooperiert hätten. Polen betont immer wieder, dass der polnische Staat und das polnische Volk nicht am Holocaust beteiligt waren, sondern im Zweiten Weltkrieg selbst unter den Nazis gelitten hätten.

Unter der deutschen Besatzung waren in Polen sechs Millionen Menschen getötet worden, darunter drei Millionen Juden. Vergangenes Jahr verabschiedete das polnische Parlament ein Gesetz, das es unter Strafe stellt, dem polnischen Staat oder der polnischen Nation eine Mitverantwortung für die Verbrechen der Nazis zu geben. Nach Protesten Israels und der USA wurde später die Option gestrichen, eine Geld- oder Haftstrafe zu verhängen.

Die Erklärungen Asaris konnten die Regierung in Warschau nicht beruhigen. «Wir betrachten die bisherigen Erklärungen in dieser Frage als unklar», sagte Vize-Aussenminister Szymon Szynkowski vel Sek. Seine Regierung erwarte, dass Israel «eindeutig erklärt», was Netanjahu gemeint habe. Dessen Büro teilte daraufhin mit, er sei «falsch zitiert» worden in den Zeitungsberichten, und der verantwortliche Journalist habe das Zitat später korrigiert.

Netanjahu war diese Woche zu einer Konferenz in Warschau, bei der auf Initiative der USA über den «destabilisierenden Einfluss» des Iran im Mittleren Osten beraten wurde. Dabei sorgte er mit einem Interview für Aufruhr, in dem er laut der englischen Übersetzung seines Büros vom gemeinsamen Interesse der teilnehmenden Staaten an einem «Krieg mit dem Iran» gesprochen hatte. Später wurde dies zu «Kampf gegen den Iran» abgewandelt.

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