Die Nato-Staaten haben sich auf den Text für die Gipfelerklärung geeinigt. China wurde erstmals als mögliche Bedrohung erwähnt.
Xi Jinping
Der chinesische Präsident Xi Jinping. Die Nato-Mitgliedsstaaten haben China als mögliche Drohung im Text für die Gipfelerklärung erwähnt. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Nato-Staaten haben den Text für die Abschlusserklärung des Jubiläumsgipfels verfasst.
  • Darin wird die aufstrebende Militärmacht China als mögliche Bedrohung erwähnt.

Die Nato-Staaten haben sich auf den Text für die Abschlusserklärung des Jubiläumsgipfels in London geeinigt. Darin wird zum ersten Mal in einer Gipfelerklärung des Verteidigungsbündnisses explizit die aufstrebende Militärmacht China als mögliche neue Bedrohung erwähnt.

«Wir erkennen, dass der wachsende Einfluss und die internationale Politik Chinas sowohl Chancen als auch Herausforderungen darstellen, die wir als Allianz zusammen angehen müssen», heisst es in dem Text, der der Deutschen Presseagentur vorliegt und der an diesem Mittwoch von den Staats- und Regierungschefs veröffentlicht werden soll.

Donald Trump
Donald Trump spricht heute Dienstag mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in London. - Keystone

Als ein möglicher Problembereich wird der Mobilfunkstandard 5G genannt, bei dem das chinesische Unternehmen Huawei als Technologieführer gilt. «Wir erkennen die Notwendigkeit an, auf sichere und widerstandsfähige Systeme zu setzen», heisst es zu dem Thema in der Erklärung.

Mehrere Länder teilen US-Ansicht zu Huawei nicht

Die von den USA gewünschte Selbstverpflichtung von Nato-Staaten, beim 5G-Aufbau ganz auf Huawei-Produkte zu verzichten, gibt es aber nicht. Länder wie Grossbritannien und Deutschland hatten zuletzt wiederholt deutlich gemacht, dass sie die Fundamentalkritik der USA an Huawei nicht teilen.

Huawei
Länder wie Grossbritannien und Deutschland teilen die Fundamentalkritik der USA an Huawei nicht. - Keystone

Die Amerikaner sind der Auffassung, dass sich mit Huawei-Produkten keine sicheren Netze aufbauen lassen, weil das Unternehmen im Zweifelsfall Daten an staatliche Stellen in China freigeben muss.

Auch eine Initiative des deutschen Aussenministers Heiko Maas schaffte es in die vom Nordatlantikrat verabschiedete Abschlusserklärung. Sie verlangt mehr politische Koordinierung unter den Nato-Partnern.

Heiko Maas
Der deutsche Bundesaussenminister Heiko Maas. - Keystone

Die Mitgliedstaaten konnten sich allerdings noch nicht auf die Einberufung einer Arbeitsgruppe verständigen. Stattdessen wird Generalsekretär Jens Stoltenberg aufgefordert, erst einmal einen Vorschlag für einen «vorwärtsgerichteten Reflexionsprozess» zu machen.

Debatte über den Zustand des Militärbündnisses

Mit dem Vorschlag zur Einsetzung einer Reformkommission hatte Maas vor rund zwei Wochen auf die vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron losgetretene Debatte über den Zustand des Militärbündnisses reagiert. Dieser kritisiert sicherheitspolitische Alleingänge von Partnern wie den USA und der Türkei und hat dem Bündnis plakativ einen «Hirntod» attestiert.

Auf Forderungen von Macron, eine grundlegende Strategiediskussion zu beginnen, wird in dem Text ebenso wenig eingegangen wie auf seinen Wunsch nach einem stärkeren Dialog mit Russland. Zu Russland heisst es wie in früheren Nato-Erklärungen, dessen aggressive Handlungen stellten eine «Gefahr für die euroatlantische Sicherheit» dar. Die Nato bleibe offen für den Dialog und für eine konstruktive Partnerschaft, wenn Russlands Handlungen dies ermöglichten.

Emmanuel Macron
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat eine Debatte über den Zustand des Militärbündnisses losgetreten. - Keystone

Zugleich wird auch noch einmal betont, dass Nato-Staaten weiter auch auf Atomwaffen setzen werden, um eine effektive und glaubwürdige Abschreckung zu gewährleisten. «Solange Nuklearwaffen existieren, wird die Nato ein nukleares Bündnis bleiben», heisst es in dem Text.

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