Unter der Führung von Milorad Dodik schränkt die Serbenregion Srpska die Kompetenzen des Zentralstaats Bosnien-Herzegowina ein.
Milorad Dodik
Milorad Dodik während eines Treffens mit der USA. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Parlament der Republika Srpska hat will dem Zentralstaat Kompetenzen entziehen.
  • Es geht um die Bereiche Steuern, Justiz sowie Sicherheit und Verteidigung.

Mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem blutigen ethnischen Krieg wachsen in Bosnien-Herzegowina die Sorgen wegen drohender Konflikte. Trotz Warnungen der internationalen Gemeinschaft hat das Parlament des serbischen Landesteils Republika Srpska beschlossen, dem Zentralstaat Kompetenzen zu entziehen. Das berichteten bosnische Medien.

Betrieben hat dies Milorad Dodik, Chef der Partei SNDS und serbisches Mitglied im Staatspräsidium von Bosnien-Herzegowina. Dodik liess zunächst offen, ob er – wie früher angekündigt – eine separate Armee der Republika Srpska schaffen wolle.

Milorad Dodik putin bosnien
Milorad Dodik während einer Pressekonferenz in Sarajevo. - Keystone

Fast die gesamte Opposition war der Abstimmung im Parlament von Banja Luka aus Protest ferngeblieben. Dennoch erzielte der Vorschlag von Dodiks Partei mit 49 Ja-Stimmen eine klare Mehrheit. Milorad Dodik kündigte an, innerhalb von sechs Monaten Gesetze zu initiieren, in denen die betroffenen Bereiche, neu geregelt werden sollen.

Abspaltung von der zentralen Arzneimittelbehörde beschlossen

Bereits im Oktober hatte das Serben-Parlament eine Abspaltung von der zentralen Arzneimittelbehörde beschlossen. Daraufhin leitete die oberste Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Verdachts auf «Verstoss gegen die verfassungsmässige Ordnung» ein.

Dodik droht seit Jahren, die Republika Srpska aus dem bosnischen Staat herauszulösen. Bosnien-Herzegowina sei nichts weiter als «eine Papierrepublik» betonte Dodik am Freitag im Parlament von Banja Luka.

Milorad Dodik: Vorhaben gefährdet Vertrag

Dodiks Vorhaben droht die Architektur des Friedensvertrags von Dayton aus dem Jahr 1995 zu zerstören. Dieser beendete einen mehr als dreijährigen Krieg zwischen Serben, Kroaten und Bosniaken. Der Vertrag schuf zwei weitgehend autonome Landesteile, die Serben-Republik und die bosniakisch-kroatische Föderation. Eine Reihe gesamtstaatlicher Institutionen sollen ein normales Funktionieren des Staates Bosnien-Herzegowina garantieren.

Aufgrund des Dayton-Vertrags kontrolliert ein Hoher Repräsentant formell das politische Geschehen in Bosnien-Herzegowina. Er darf unter anderem Gesetze erlassen. Sein Mandat verleiht ihm der sogenannte Friedensimplementierungsrat (Peace Implementation Council/PIC).

Im Vorfeld des Parlamentsvotums in Banja Luka hatte PIC gewarnt: Diese Entscheidungen würden die friedensstiftenden Reformen im Land um 26 Jahre zurückwerfen und dessen angestrebte Annäherung an die EU gefährden. Hoher Repräsentant in Sarajevo ist seit dem 1. August der deutsche Politiker Christian Schmidt.

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