Macron wirft Le Pen beim TV-Duell Abhängigkeit von Russland vor. Die rechte Präsidentschaftskandidatin will Kopftücher verbieten.
Macron Le Pen
Emmanuel Macron und Marine Le Pen beim TV-Duell. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Emmanuel Macron und Marine Le Pen diskutierten vor der Wahl am Sonntag im TV.
  • Macron will russisches Gas boykottieren und auf erneuerbare Energien und Atomkraft setzen.
  • Marine Le Pen beabsichtigt, Steuern auf 100 Güter des täglichen Bedarfs aufzuheben.

Wie vor fünf Jahren treten Emmanuel Macron und Marine Le Pen am Sonntag zur Stichwahl um die französische Präsidentschaft an. Der Amtsinhaber liegt laut aktuellen Umfragen vorn, der Vorsprung ist aber geringer als 2017. Im einzigen TV-Duell buhlten die beiden Kandidierenden deshalb um Stimmen.

In der hitzigen, aber gesitteten Diskussion war auch der Ukraine-Krieg ein Thema. Macron warf seiner Widersacherin, die in ihrer Wahlbroschüre ein Foto mit Putin abgedruckt hatte, Abhängigkeit vor: «Sie hängen von der russischen Macht ab, und Sie hängen von Herrn Putin ab.» Sie würde nicht mit anderen Führungspersönlichkeiten, sondern «mit ihrem Geldgeber» sprechen, wenn sie von Russland rede.

Marine Le Pen
Dieses Foto von einem Treffen mit Wladimir Putin im März 2017 liess Marine Le Pen in ihre Wahlbroschüre drucken – die sie jedoch wieder vernichten liess. - Keystone

Macron bezog sich damit auf einen Kredit, den Le Pen 2014 von einer kremlnahen Bank erhalten hatte. Die Kandidatin verteidigte sich damit, dass keine französische Bank ihr Geld leihen wollte. Das sei «skandalös», so Le Pen.

Sie sprach sich auch gegen einen Boykott russischen Gases aus, da dies den Franzosen schmerzen würde. Die anderen Sanktionen sowie die finanzielle und humanitäre Hilfe für die Ukraine würde sie als Präsidentin aber weiterführen.

Macron hingegen will unabhängig vom russischen Öl und Gas werden. Er will auf den Ausbau erneuerbarer Energien und der Atomkraft setzen. Aus Sicht von Le Pen ist die Windkraft aber ein «ökologischer und ökonomischer Unsinn».

Macron: Kopftuchverbot ist «Unsinn»

Wie mit dem Islam in Frankreich umgegangen werden soll, darüber hat Le Pen klare Vorstellungen, die sie im Duell erläuterte: Sie will das Kopftuch, «eine Uniform, die die Islamisten aufzwingen», in der Öffentlichkeit verbieten. Sie wolle alle diese Frauen befreien und gegen die «Ideologie des Islamismus» vorgehen – nicht aber gegen den Islam.

Macron
Die Zuschauer der TV-Debatte fanden Emmanuel Macron überzeugender als Marine Le Pen. - Keystone

Macron war von diesen Plänen schockiert und betitelt sie als «Unsinn» und nicht mit der französischen Verfassung vereinbar. Zudem könne man mit dem Kopftuchverbot nicht den Islamismus bekämpfen. Verbiete man das Kopftuch, müsste man alle religiösen Symbole aus der Öffentlichkeit verbannen, so Macron.

Le Pen will in EU bleiben, diese aber verändern

Auch beim Thema Europäische Union gingen die Meinungen der Kandidierenden weit auseinander. Le Pen will zwar nicht mehr wie noch 2017 aus der EU austreten, sie will sie aber verändern. Vor allem soll französisches Recht Vorrecht vor jenem der Union haben. Macron hingegen will die EU und insbesondere die deutsch-französische Kooperation stärken, da es diese brauche, um Europa voranzubringen.

Im Kampf gegen die sinkende Kaufkraft haben Macron und Le Pen ebenfalls unterschiedliche Pläne: Der Amtsinhaber will die Renten und Mindestlöhne erhöhen, Gas- und Strompreise gedeckelt lassen sowie die Arbeitslosigkeit senken. Le Pen beabsichtigt, die Mehrwertsteuer auf Energie zu senken und jene auf100 Produkte des täglichen Bedarfs aufzuheben.

Wen würden Sie bei den französischen Präsidentschaftswahlen wählen?

Gemäss einer Umfrage fand eine Mehrheit der Zuschauer des TV-Duells Emmanuel Macron überzeugender. Nur rund ein Drittel der befragten 650 Personen gab Marine Le Pen seine Stimme.

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