Luiz Inácio Lula da Silva hat in der ersten Runde der brasilianischen Präsidentschaftswahl 48,43 Prozent der Stimmen erhalten.
Lula mit Ehefrau
Luiz Inacio Lula da Silva umarmt seine Frau Rosangela. Andre Penner/AP/dpa - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Lula kam auf 48,43 Prozent der Stimmen, Bolsonaro auf 43,20.
  • In vier Wochen treffen Lula und Bolsonaro nun in der Stichwahl aufeinander.

Überraschend knapp hat Luiz Inácio Lula da Silva die erste Runde der Präsidentenwahl in Brasilien gewonnen. Der linke Ex-Staatschef kam auf 48,43 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt am Montag mitteilte. Amtsinhaber Jair Bolsonaro erhielt demnach 43,20 Prozent. Allerdings schnitt der Rechtspopulist deutlich stärker ab als erwartet. In vier Wochen treffen Lula und Bolsonaro nun in der Stichwahl aufeinander.

«Wir werden mit unseren Gegnern und unseren Freunden sprechen und sie davon überzeugen, dass wir die beste Option sind, um das Leben des brasilianischen Volkes zu verbessern», sagte Lula nach der Bekanntgabe des Ergebnisses. «Ich habe immer daran geglaubt, dass wir diese Wahl gewinnen werden. Das ist für uns nur eine Verlängerung.»

Bolsonaro gab sich nach seinem überraschend starken Ergebnis siegessicher. «Viele Menschen sind auf die von den Meinungsforschungsinstituten verbreiteten Lügen hereingefallen. Sie lagen mit allen Prognosen falsch und sind schon jetzt die grössten Verlierer dieser Wahl», schrieb er am Montag auf Twitter. «Wir haben diese Lüge besiegt und jetzt werden wir die Wahl gewinnen.»

Extrem gespalten

Die Präsidentenwahl hat die grösste Volkswirtschaft Lateinamerikas extrem gespalten. Lula bezeichnete Bolsonaro wegen dessen zögerlicher Corona-Politik als Völkermörder, Bolsonaro nannte seinen Kontrahenten nach dessen Verurteilung wegen Korruption einen Dieb.

Viele Anhänger des 76-Jährigen verbinden Lula mit den goldenen Zeiten Brasiliens, als die Wirtschaft aufgrund der hohen Rohstoffpreise boomte und die Regierung mit Hilfe von Sozialprogrammen Millionen Menschen aus der bittersten Armut holte. Für seine Gegner hingegen ist Lula verantwortlich für Korruption und Vetternwirtschaft.

Die Unterstützer von Bolsonaro sehen ihren Staatschef hingegen als Verteidiger traditioneller Familienwerte und wirtschaftlicher Freiheit. Radikale Anhänger des Hauptmanns der Reserve forderten bei Demonstrationen unverhohlen einen Militärputsch gegen Parlament und Justiz, die den Präsident zuletzt immer wieder in seine Schranken wiesen.

«Bolsonaro geht stärker als erwartet aus der ersten Wahlrunde hervor»

«Bolsonaro geht stärker als erwartet aus der ersten Wahlrunde hervor. Das bringt ihm einen gewissen psychologischen Vorteil», sagte die Politikwissenschaftlerin Luciana Veiga der Zeitung «Folha de S. Paulo». «Lula muss für die zweite Runde mehr denn je Allianzen schliessen.»

Die Präsidentenwahl in Brasilien hat auch für den Rest der Welt eine grosse Bedeutung. Als riesiger Kohlenstoffspeicher spielt das Amazonasgebiet im Kampf gegen den weltweiten Klimawandel eine wichtige Rolle. Gerade angesichts der angespannten Lage auf dem Energie- und Lebensmittelmarkt wegen des Ukraine-Kriegs ist das Land mit seinen enormen natürlichen Ressourcen und seiner grossen Agrarwirtschaft ein interessanter Handelspartner.

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