Mit lautstarken Protesten haben rund 1500 Menschen gegen den Beileidsbesuch von Donald Trump in der attackierten Synagoge in Pittsburgh demonstriert.
Donald Trump (3.v.r), Präsident der USA, und First Lady Melania Trump (2.v.r), Ivanka Trump verlassen die Tree of Life Synagoge in Pittsburgh.
Der Besuch von US-Präsident in der überfallenen Synagoge war unerwünscht – dennoch kam er. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Donald Trump besuchte mit seiner Familie die tödlich angegriffene Synagoge – das gefiel nicht allen.
  • Rund 1500 Demonstranten versammelten sich vor dem jüdischen Gotteshaus.

Während US-Präsident Donald Trump am Dienstag mit Ehefrau Melania und anderen Familienmitgliedern in symbolischen Gesten die elf Todesopfer des antisemitischen Anschlags ein Synagoge in Pittsburgh ehrte, machten Demonstranten ihrem Unmut über den Präsidenten Luft und warfen ihm vor, die rechtsextreme Szene anzuspornen.

Die Demonstranten versammelten sich direkt vor den Sicherheitsabsperrungen an der Synagoge und riefen unter anderem «Worte bedeuten etwas» und «Kein Hass mehr». Auf Transparenten waren Botschaften wie «Hassreden erzeugen Hassverbrechen» oder «Trump, Sie haben Blut an den Händen» zu lesen.

Trumps Besuch in Pittsburgh trage eher zur Spaltung bei, als dass er «zusammenbringt», sagte die 57-jährige Bibliothekarin Nonie Heystek, die sich der Demonstration anschloss. Pittsburgh sei «stärker als der Hass», sagte die 62-jährige Rentnerin Patricia Calderone, die ein Schild mit der Aufschrift «Trumps Lügen töten» hochhielt.

«Trump unerwünscht» schon kurz nach Anschlag

Vertreter der örtlichen jüdischen Gemeinde hatten bereits kurz nach dem Anschlag deutlich gemacht, dass sie keinen Besuch des Präsidenten wünschten. «Präsident Trump, Sie sind in Pittsburgh nicht willkommen, bis Sie den weissen Nationalismus umfassend verurteilen», schrieben sie in einem offenen Brief, der auch während der Demonstration verlesen wurde. Die Unterzeichner bezeichneten den bislang tödlichsten antisemitischen Anschlag der US-Geschichte als «direkte Zuspitzung» von Trumps «Einfluss».

Proteste gegen einen Kondolenzbesuch nach einem Gewaltakt sind in den USA ein höchst ungewöhnlicher Vorgang. Der Demonstration in Pittsburgh schlossen sich Menschen aller Altersgruppen und Glaubensrichtungen an. Sie verlief laut Polizei friedlich.

Der US-Präsident und die First Lady zündeten während ihres etwa 20-minütigen Besuchs der Lebensbaum-Synagoge Kerzen zu Ehren der Todesopfer an. Anschliessend legten sie an der provisorischen Gedenkstätte vor dem Gotteshaus jeweils eine weisse Blume und einen kleinen Stein vor den Sternen nieder, die an die elf Anschlagsopfer vom Samstag erinnern. Die Niederlegung von kleinen Steinen auf Gräbern ist eine jüdische Tradition.

Ivanka und Jared sind jüdischen Glaubens

Begleitet wurde der Präsident auch von seiner Tochter Ivanka und deren Ehemann Jared Kushner. Beide sind jüdischen Glaubens. Der Besuch habe den Präsidenten «sehr bewegt», sagte seine Sprecherin Sarah Sanders. Er habe damit den Opfern «Respekt im Namen des ganzen Landes» zollen wollen.

Mit seinem Beileidsbesuch in der Grossstadt im Bundesstaat Pennsylvania setzte sich Trump auch über eine Bitte des dortigen Bürgermeisters hinweg. Stadtoberhaupt Bill Peduto hatte gesagt, Trump solle besser mit seinem Besuch warten, bis alle elf Todesopfer beerdigt seien. Die Beisetzungen begannen erst kurz vor Trumps Visite.

Judenfeindliche Parolen

Der Rabbi der Lebensbaum-Synagoge, Jeffrey Myers, hatte dagegen im Vorfeld gesagt, der Präsident sei willkommen. Myers führte Trump und seine Angehörigen dann durch das Gotteshaus, in dem ein Mann am Samstag judenfeindliche Parolen gebrüllt und elf Menschen erschossen hatte.

Trump hatte kurz nach dem Anschlag Antisemitismus und andere Formen des Hasses auf Religionen und Minderheiten verurteilt. Kritiker werfen ihm jedoch vor, durch seine aggressive Rhetorik gegen politische Rivalen und gesellschaftliche Minderheiten den Boden für politische Gewalt bereitet zu haben.

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