Lauterbach und Scheer sind zweites Bewerber-Duo für SPD-Parteispitze
Für den SPD-Parteivorsitz hat ein weiteres Bewerber-Duo seine Kandidatur angemeldet: Der Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und die Bundestagsabgeordnete Nina Scheer kündigten am Freitag an, als Team für die Parteispitze antreten zu wollen.

Das Wichtigste in Kürze
- Bundestagsabgeordnete kündigen Kandidatur an - Klingbeil macht sich «Gedanken».
Die beiden sprachen sich für eine Mitgliederbefragung über einen Verbleib in der grossen Koalition aus. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil schloss eine Kandidatur derweil nicht aus.
«Unsere Politik muss wieder schlicht nichts anderes als sozialdemokratisch sein und darf nicht immerfort für einen hohen Preis dem Pragmatismus bis zur Selbstverleugnung ausgeliefert werden», heisst es im Bewerbungsschreiben von Scheer und Lauterbach. «In der Vergangenheit haben die Menschen SPD gewählt und zu oft den Kompromiss bekommen.»
Scheer war dem Schreiben zufolge gegen den Eintritt in die erneute «Groko», Lauterbach dafür. «Heute sind wir uns einig: die Grosse Koalition verschleppt die Grundsatzentscheidung über zukunftsgewandte, nachhaltige Politik in Deutschland und für Europa.» Selbst wenn die SPD in der Koalition auch vieles erreicht habe, «wiegen Vertrauensverlust und Hemmnisse schwer». Zum Verbleib im Regierungsbündnis sollten die Mitglieder befragt werden.
Die 47-jährige Scheer sitzt seit 2013 für die SPD im Bundestag. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung. Der Gesundheitspolitiker Lauterbach ist bereits seit 2005 Bundestagsabgeordneter. Er ist seit 2013 stellvertretender Fraktionsvorsitzender, zuständig für die Bereiche Gesundheit, Petition, Wissenschaft, Bildung und Forschung.
Vor anderthalb Wochen hatten bereits Aussen-Staatsminister Michael Roth und die ehemalige NRW-Landesministerin Christina Kampmann offiziell ihre Bewerbung angemeldet. Eine Kandidatur erwägt zudem die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan.
Klingbeil sagte zu "Zeit Online: "Ich bekomme mit, dass mein Name das eine oder andere Mal zu lesen ist, was einen natürlich ehrt." Der SPD-Vorsitz sei "ein grossartiger Job". Für ihn gelte, dass er das Verfahren auf den Weg bringen wolle. "Und natürlich mache auch ich mir Gedanken", fügte er hinzu. "Aber alles zu seiner Zeit."
Künftig müsse die SPD ihre Basis stärker einbeziehen, sagte Klingbeil weiter. Er habe erlebt, «wie zwei ältere Männer sich zusammensetzen, um auszuhandeln, wer Parteivorsitzender und wer Kanzlerkandidat wird». Das sei «ein falscher Weg». Er glaube, «die Zeit der Alphatiere ist vorbei».
Die SPD sucht nach dem Rücktritt von Andrea Nahles eine neue Spitze, im Gespräch ist dafür ein Duo. Interessenten können ihre Kandidatur noch bis zum 1. September anmelden. Anschliessend stimmen die Mitglieder ab. Die formale Entscheidung über den künftigen Vorsitz und auch über die Installierung einer Doppelspitze fällt ein Parteitag im Dezember.