Gurtenfestival mit «Depot-Geier»-Flut – drei in einer Minute!
Im Becher ist noch Bier drin – und schon stürzen sich Pfandjäger am Gurtenfestival darauf. Dieses Jahr soll es besonders ungemütlich gewesen sein.

Das Wichtigste in Kürze
- Beim Berner Gurtenfestival sammeln «Depot-Geier» Pfandbecher.
- Die Sammler verdienen bis zu 6000 Franken pro Festival.
- Besucher berichten bei Nau.ch: Dieses Jahr waren die Pfandjäger besonders aufdringlich.
Fast 100'000 Besucher feierten am Gurtenfestival. Unter ihnen befanden sich erneut Dutzende «Depot-Geier».
Sie haben auf dem Berner Hausberg mittlerweile schon fast Tradition. Mit einem grossen Sack spazieren die Sammler durch die Menschenmassen. Becher und Teller, die herumliegen, werden aufgelesen, zurückgegeben. Das bringt das grosse Geld.
Auffallend in diesem Jahr: Viele «Güsche»-Besucher berichten, dass sie deutlich häufiger angesprochen wurden.
Festival-Besucher können nicht in Ruhe austrinken
Einem Besucher bei der Zeltbühne-Liegewiese ergeht es zum Beispiel so: Drei verschiedene Pfand-Sammler kommen vorbei – innerhalb von etwa zwei Minuten. Weil in seinem Becher noch ein, zwei Schlucke drin sind, lehnt er die Becher-Spende alle dreimal ab.
Ebenfalls zu beobachten: Beim Durchgang zwischen Zeltbühne (im unteren Festival-Teil) und Hauptbühne standen oft zwei Becher-Sammler. Sie halten Menschen an, fragen, ob sie die Becher haben können. Freundlich, aber mit klarer Absicht.
Dass die Becher so begehrt sind, das hat seine Gründe. Es gibt zwei Stutz Depot.
Der frühere Gurten-Mediensprecher erklärte in einem Interview mit SRF aus dem Jahr 2019: 3500 bis 6000 Franken Lohn für die Pfandjäger!
Ob sich der hohe Lohn rumgesprochen hat und deshalb dieses Jahr besonders viele «Depot-Geier» am Gurtenfestival unterwegs sind?
Auf Anfrage von Nau.ch nimmt Nadine Brönnimann, aktuelle Sprecherin des Gurtenfestivals, Stellung. «Pfandbecher-Sammlerinnen und -sammler sind seit Jahren als Gäste am Festival unterwegs», bestätigt sie.
Gurtenfestival weiss nicht, wer alles Depot einsammelt
Allerdings kann Brönnimann keine Zahlen liefern. Da die «Geier» wie «alle anderen Festivalbesucherinnen und -besucher ein reguläres Festivalticket kaufen und nicht separat erfasst werden.»
Auch deren Lohn werde nicht kontrolliert. Allerdings hätten die Zahlen aus 2019 «wahrscheinlich noch heute ihre Gültigkeit». Also bis zu 6000 Franken in den vier Tagen.
Wer die Pfandjäger sind, weiss das Festival nicht. Denn: Die Tickets sind nicht personalisiert.
«Es lassen sich keine Rückschlüsse auf Herkunft, Zweck etc. schliessen», sagt Brönnimann.
Und sie betont: «Nicht zuletzt ist dies für uns irrelevant, weil wir allen Menschen den Zugang zum Festival ermöglichen wollen. Ungeachtet deren Nationalität, religiöser oder politischer Gesinnung.»
Dass die Sammler dieses Jahr besonders aufdringlich waren, kann das Gurtenfestival weder bestätigen noch dementieren. Man habe «keine einzige Rückmeldung zum Verhalten der Bechersammlerinnen und -sammler» erhalten.