36 Jahre ist es her, als es im Reaktorblock 4 des Tschernobyl-Kraftwerkes zur Kernschmelze kam. Bundesumweltministerin Lemke warnt vor einer Wiederholung.
Ukraine-Krieg
Ein Gerüst deckt den zerstörten Reaktor in Tschernobyl ab. Es war im Ukraine-Krieg kurrzeitig von russischen Truppen eingenommen worden. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Vor 36 Jahren kam es zur Nuklearkatastrophe in Tschernobyl.
  • Bundesumweltministerin Steffi Lemke warnt von einer erneuten Gefahr.
  • Dabei verweist sie auf den bewussten Angriff auf die AKWs in der Ukraine.

Aus Anlass des Jahrestags der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) vor der Gefahr eines neuen Atom-Unglücks gewarnt. Die Ministerin verweist auf den russischen AKW-Beschuss.

«Die grosse Sorge um die AKW-Sicherheit in der Ukraine führt uns die potenzielle Gefahr dramatisch vor Augen.» So erklärte es Lemke am Montag in Berlin. «Uns wird auf schreckliche Weise klar, dass Atomenergie eine Hochrisiko-Technologie ist und bleibt.»

Steffi Lemke
Die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sieht die Renaissance der Atomkraft mit einer grossen Portion Skepsis. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/EPA/ANDREAS GORA / POOL

Die Ministerin verwies darauf, dass russische Truppen in der Ukraine das Atomkraftwerk Saporischschja unter Beschuss genommen hätten. «Damit wurde zum ersten Mal in der Geschichte, das Risiko eines Akw-Unfalls durch militärische Aggression bewusst in Kauf zu nehmen.»

Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl

Am 26. April 1986 war ein Sicherheitstest in dem Atomkraftwerk hundert Kilometer nördlich von Kiew ausser Kontrolle geraten. Im Reaktorblock 4 des Atomkraftwerks kam es daraufhin zu einer Kernschmelze. Es dauerte zehn Tage, bis die brennende Ruine gelöscht war.

Durch das Unglück wurden grosse Mengen Radioaktivität freigesetzt, die weite Gebiete der damaligen Sowjetunion und Europas verstrahlten.

Es war die bisher grösste Katastrophe in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomenergie. Die Zahl der Todesfälle, die langfristig auf den Super-GAU zurückzuführen sind, ist umstritten: Mindestens 30 Menschen starben unmittelbar nach dem Unglück.

Ein UN-Gutachten rechnete 2005 mit insgesamt bis zu 4000 Strahlentoten, Greenpeace ging ein Jahr später bereits von 100'000 Toten aus.

Geisterstadt Prypjat
Seit der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl lockt es immer wieder Touristen an, die auf eigene Faust ein spezielles Erlebnis suchen. - keystone

Olaf Bandt: «Tschernobyl zeigt, dass Atomkraft nicht beherrschbar ist»

Auch Umwelt- und Friedensverbände warnte am Montag anlässlich des 36. Jahrestags vor den Gefahren der Atomenergie. «Tschernobyl zeigt, dass Atomkraft nicht beherrschbar ist», erklärte der Vorsitzende des BUND, Olaf Bandt. «Der Krieg gegen die Ukraine führt uns deutlich vor Augen: Wir können uns Atomkraft mit all ihren Gefahren und Folgen nicht leisten.»

Die Gruppierung Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) warnte: «Die Ereignisse der letzten Wochen haben gezeigt, dass ein Reaktorunglück keineswegs unwahrscheinlich ist. Die Beschädigung der Atomanlagen oder die Unterbrechung der Stromversorgung aufgrund von Kampfhandlungen könnten eine Katastrophe hervorrufen.»

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