In der Moskauer U-Bahn sollen ab Mitte Oktober Fahrgäste per Gesichtserkennung Tickets kaufen können. Menschenrechtsorganisationen kritisieren das System.
Moskauer U-Bahn testet Gesichtserkennungs-System
Moskauer U-Bahn testet Gesichtserkennungs-System - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Moskau wird es bald möglich sein, U-Bahn-Fahrkarten mit dem Gesicht zu kaufen.
  • Das System basiert auf einer Gesichtserkennung, welche schon länger im Einsatz ist.
  • Seitens Menschenrechtsorganisationen gibt es bereits Kritik.

Die Funktionsweise des Systems «Face Pay» demonstrierte die Stadt am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. «Die Fahrgäste müssen weder Telefon noch Metrokarten oder Fahrkarten mit sich führen. Sie müssen lediglich ihre Daten, ihr Foto und ihre Bankverbindung per Antrag einreichen.», sagte die Vize-Sprecherin der städtischen Verkehrsabteilung, Anna Lapuschkina.

Gesichtserkennung in Moskau auch mit Masken

In der Moskauer Metro, einer der verkehrsreichsten in Europa, soll das neue Bezahlsystem die Wartezeiten verkürzen. Die «volle Sicherheit» der Daten werde gewährleistet, versicherte Lapuschkina. Nachfragen durch die anwesenden Reporter waren nicht gestattet.

Laut den Behörden funktioniert «Face Pay» auch mit Mund-Nasen-Bedeckungen, die in öffentlichen Verkehrsmitteln nach wie vor Pflicht sind. Die Ticketschranken würden allerdings nur auf echte Menschen reagieren und nicht auf Fotos.

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Eine Person führt den Einrichtungsvorgang von Face ID auf einem iPhone durch. - Keystone

Das System, das derzeit mit Freiwilligen und Metro-Mitarbeitern getestet wird, wird ab dem 15. Oktober in allen 241 Stationen des Moskauer U-Bahn-Netzes eingesetzt. Andere Zahlungsmöglichkeiten werden weiterhin zur Verfügung stehen.

Die Gesichtserkennung ist in Russland zu einer viel verwendeten Technologie geworden. Seit Beginn der Pandemie wird sie in zehntausenden Überwachungskameras eingesetzt, um die Einhaltung der Massnahmen zu überwachen.

System in Kritik

Mehrere russische und internationale Nichtregierungsorganisationen haben den massiven Einsatz der Gesichtserkennung kritisiert und auf Missbrauch, Datenlecks und fehlende Zustimmung hingewiesen. «Der unkontrollierte Einsatz dieser Technologien hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Menschenrechte und die Grundfreiheiten und wird bereits zur politischen Verfolgung eingesetzt.», schrieb Human Rights Watch in einer Erklärung am vergangenen Freitag.

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