Angesichts neuer Vorwürfe gegen Donald Trump leiten die Demokraten erste konkrete Schritte für ein mögliches Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten ein.
Präsident Donald Trump (l) hält eine Ansprache bei einem Mittagessen das von Antonio Guterres (M), UN-Generalsekretär, ausgerichtet wird. Bei dem im Rahmen der UN-Generalversammlung stattfindenden Essen ist unter anderem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, r) anwesend. Foto: Evan Vucci/AP
Präsident Donald Trump (l) hält eine Ansprache bei einem Mittagessen das von Antonio Guterres (M), UN-Generalsekretär, ausgerichtet wird. Bei dem im Rahmen der UN-Generalversammlung stattfindenden Essen ist unter anderem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, r) anwesend. Foto: Evan Vucci/AP - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Demokraten leiten ein Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump ein.
  • Das sagte Nancy Pelosi, Oppositionschefin im Repräsentantenhaus am Montag vor den Medien.
  • Hintergrund ist die Affäre um ein Telefonat Trumps mit dem neuen ukrainischen Präsidenten.

Die Demokraten haben sich dazu entschieden die Möglichkeit eines «Impeachment» zu untersuchen. Oppositionschefin im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi sagte am Montag vor den Medien, dass eine Voruntersuchung im Kongress eingeleitet werde.

Donald Trump impeachment
Die Oppositionschefin im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, bereitet sich auf die Pressekonferenz vor. - Keystone

Donald Trump habe das Gesetz gebrochen, sagt Pelosi. Trump habe eine fremde Macht gebeten, zu seinen Gunsten in den Wahlkampf einzugreifen. Trumps Regierung habe die Gesetze mehrfach gebrochen, so Pelosi. «Niemand steht über dem Gesetz

Sie habe auch die Whistleblower-Gesetze nicht beachtet. «Die Aktionen des Präsidenten haben die Verfassung ernsthaft verletzt.»

Pelosi hatte sich lange innerhalb ihrer Partei gegen ein «Impeachment» gewehrt. In der Vergangenheit verwies sie immer wieder auf die hohen Hürden und die damit verbundenen Risiken. Die sind für die Demokraten nicht unerheblich.

Würden die Republikaner ein solches Verfahren mit ihrer Mehrheit im Senat noch vor der nächsten Wahl im kommenden Jahr scheitern lassen, würde das den Demokraten mitten im Wahlkampf eine empfindliche Pleite bescheren – während sich Trump mit einem größtmöglichen «Freispruch» durch den Kongress brüsten könnte.

Nancy Pelosi Donald Trump
Nancy Pelosi zeigte sich bisher skeptisch gegenüber einem Amtsenthebungsverfahren – die Ukraine-Affäre hat die Politikerin nun zu einem Umdenken bewegt. - Keystone

Wegen der neuesten Vorwürfe in der Affäre um ein Telefonat Trumps mit dem neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, sprachen sich zuletzt jedoch immer mehr demokratische Abgeordnete dafür aus, nun doch ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump in Gang zu setzen.

US-Medien bezifferten die Zahl der Befürworter zuletzt auf mehr als 150. Das hat offenbar auch den moderaten Flügel um Pelosi zum Umdenken bewegt.

Welche Chancen hat ein Impeachment?

Mit der Mehrheit im Repräsentantenhaus haben es die Demokraten in der Hand, ein Amtsenthebungsverfahren auf den Weg zu bringen. Das Ganze wird jedoch eher als symbolisch angesehen. Das Prozedere ist nämlich kompliziert, und die Erfolgsaussichten sind gering.

Sollte die angekündigte Untersuchung zu dem Schluss kommen, dass die Vorwürfe gegen Trump zutreffen, könnte das Repräsentantenhaus eine formelle Beschuldigung des Präsidenten beschliessen. Dies wäre das sogenannte Impeachment.

Donald Trump Amtsenthebung Impeachment
US-Präsident Donald Trump muss sich bald einem Amtsenthebungsverfahren unterziehen. - AFP

Die Entscheidung über eine mögliche Absetzung Trumps läge dann allerdings bei der anderen Kongresskammer, dem Senat. Dort sind Trumps Republikaner in der Mehrheit. Auch wird im Senat eine Zweidrittelmehrheit gebraucht, um einen Präsidenten aus dem Amt zu entfernen.

Unklar ist auch, ob ein solches kompliziertes Verfahren überhaupt bis zur Wahl abgeschlossen wäre. Bisher ist noch kein US-Präsident durch ein Impeachment-Verfahren des Amtes enthoben worden.

Trump mit Twitter-Sturm gegen Demokraten

Trump reagiert auf die Ankündigung mit einem regelrechten Twitter-Sturm. Er schreibt, dass er «so einen wichtigen Tag an der UNO» habe, die Demokraten diesem aber ruinieren würden.

Der US-Präsident benutzte einmal mehr das Wort «Hexenjagd» und sagte, die Demokraten hätten noch nicht einmal ein Transkript des Telefonats gesehen.

Ukraine-Affäre bringt Donald Trump unter Druck

Trump steht im Verdacht, darin die Freigabe von Hilfsgeldern für die Ukraine an die Lieferung von kompromittierenden Informationen über den Sohn des demokratischen Präsidentschaftsbewerbers Joe Biden geknüpft zu haben.

Donald Trump impeachment
Donald Trump beschuldigt Joe Biden (l.) und seinen Sohn Hunter (r.) Hier sind die beiden mit Joes Enkelin Finnegan (m.) zu sehen. Ob es deshalb zum Trump Impeachment kommt, wird nun untersucht. - Keystone

Hunter Biden arbeitete für ein ukrainisches Gasunternehmen. In der Firma soll es Fälle von Korruption gegeben haben, Hunter Biden wurden aber nie persönlich Vorwürfe gemacht.

Donald Trump wies die gegen ihn wegen des Telefonats erhobenen Anschuldigungen vehement zurück. Sie seien Teil der «grössten und destruktivsten Hexenjagd aller Zeiten», schrieb er bereits früher auf Twitter.

Trump
Donald Trump gerät nach dem Telefonat mit dem Präsidenten der Ukraine stark unter Druck. - keystone

Das Telefonat mit Selenskyj sei «völlig angemessen» gewesen. Der Präsident kündigte an, dass er am Mittwoch eine vollständige und unredigierte Mitschrift des Gesprächs veröffentlichen lassen wolle.

Kein erfolgreiches Impeachment-Verfahren in der US-Geschichte

Bisher ist noch übrigens kein US-Präsident durch ein Impeachment-Verfahren des Amtes enthoben worden. Zuletzt musste sich der Demokrat Bill Clinton 1999 wegen einer Lüge über seine Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky einem Verfahren stellen.

Bill Clinton Impeachment
Bill Clinton mit seiner Frau und Ex-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, kurz nach dem Impeachment Verfahren von 1999. - keystone

Der Senat sprach ihn jedoch von den Vorwürfen des Meineides und der Behinderung der Justiz frei und Clinton kam mit einem blauen Auge davon.

Der Republikaner Richard Nixon war 1974 in der sogenannten Watergate-Affäre um die abgehörte Wahlkampfzentrale des politischen Gegners einer Amtsenthebung durch seinen Rücktritt zuvorgekommen.

Impeachment History Nixon Schock
Dieses Foto aus dem Jahr 1974 zeigt Richard Nixon. Der damalige US-Präsident war einem Impeachment-Verfahren wegen Watergate mit seinem Rücktritt zuvorgekommen. - Keystone
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