Ein Gremium aus wissenschaftlichen Experten hat nach Angaben von zwei seiner Mitglieder nicht sicher klären können, ob der chilenische Literaturnobelpreisträger Pablo Neruda kurz nach dem Beginn der Militärdiktatur in seiner Heimat vergiftet wurde oder nicht.
Pablo Neruda 1971 mit seiner Frau Matilde
Pablo Neruda 1971 mit seiner Frau Matilde - AFP/Archiv

Zum Zeitpunkt von Nerudas Tod im September 1973 sei das tödliche Bakterium Clostridium botulinum in seinem Körper gewesen, sagten Hendrik und Debi Poinar von der kanadischen McMaster-Universität der Nachrichtenagentur AFP.

«Aber wir wissen immer noch nicht warum», fügten die beiden Experten hinzu. «Wir wissen nur, dass es nicht hätte da sein dürfen.» Die beiden Wissenschaftler gehören einem Gremium internationaler Experten an, das Nerudas Tod untersuchte und seinen Bericht am Mittwoch der zuständigen chilenischen Richterin Paola Plaza vorlegte. Diese will den Bericht zunächst prüfen.

Hendrik und Debi Poinar erläuterten, sie hätten vier Jahre an dem Fall gearbeitet. Das Genom des Clostridium-botulinum-Bakteriums, das von Nerudas sterblichen Überresten stammt, hätten sie aber nur zu einem Drittel entschlüsseln können. Auch ohne eine erneute Exhumierung gebe es aber genügend Material für eine vollständige Analyse, sagten die Forscher AFP. Dazu sei allerdings die Zustimmung des Gerichts notwendig.

Neruda, ein Freund des sozialistischen Präsidenten Salvador Allende, war am 23. September 1973, zwölf Tage nach dem Militärputsch von General Augusto Pinochet, im Alter von 69 Jahren gestorben. Die offizielle, von der Junta herausgegebene Sterbeurkunde gab Prostatakrebs als Todesursache an. Daran bestehen aber erhebliche Zweifel.

2013 hatte Nerudas Chauffeur Manuel Araya berichtet, der Literatur-Nobelpreisträger von 1971 sei nach einer mysteriösen Injektion am Vorabend seiner geplanten Ausreise nach Mexiko gestorben. Neruda wollte nach Mexiko ins Exil gehen, um sich dort in der Opposition gegen Pinochet zu engagieren.

Um die Todesursache zu klären, hatte die chilenische Justiz 2013 die Exhumierung von Nerudas sterblichen Überresten angeordnet. 2017 kam ein Gremium aus internationalen Experten zu dem Schluss, dass Neruda nicht an Krebs starb. Die wirkliche Todesursache konnten die Fachleute allerdings nicht feststellen.

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