Drei Frauen haben dem ehemaligen Präsidenten von Gambia, Yahya Jammeh, vorgeworfen, sie mit moralischem, finanziellem und physischem Druck zu sexuellen Handlungen gezwungen zu haben.
Yahya Jammeh
Gambias Ex-Präsident Yahya Jammeh. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Jammeh derzeit im Exil in Äquatorialguinea.

«Yahya Jammeh behandelte die gambischen Frauen wie seinen Besitz», erklärte der Anwalt der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), Reed Brody, am Mittwoch im Senegal. «Vergewaltigung und sexuelle Gewalt sind Verbrechen, Jammeh steht nicht über dem Gesetz», sagte Brody.

Jammeh und seine Mitarbeiter hätten für sexuelle Gefälligkeiten «auf Nötigung, Betrug und Gewalt gesetzt», heisst es in einer Untersuchung von HRW und der Schweizer Nichtregierungsorganisation Trial International.

Die 2014 im Staatsfernsehen zur Schönheitskönigin gekürte 18-jährige Fatou Jallow sagte demnach aus, sie sei in den Monaten nach ihrer Kür mehrfach vom Staatschef in den Präsidentenpalast eingeladen worden. Jammeh habe sie mit Geschenken überhäuft und ihr einen Heiratsantrag gemacht, den sie abgelehnt habe. 2015 habe der Präsident sie in einem Zimmer eingeschlossen, ihr eine Substanz injiziert, die sie bewegungsunfähig machte, und sie vergewaltigt. Jallow flüchtete später in den Senegal.

Mehreren von den beiden Organisationen aufgezeichneten Zeugenaussagen zufolge soll sich Jammeh zudem mit sogenannten Protocol Girls umgeben haben - jungen Frauen, die er persönlich als Assistentinnen auswählte. Auch diese soll er sexuell belästigt haben.

Eine von ihnen gab an, der Präsident habe ihr gedroht, sie nicht mehr zu bezahlen, sollte sie sich ihm verweigern. Eine weitere gab an, Jammeh habe ihr ein Stipendium in den USA versprochen, dies aber angesichts ihrer Verweigerung einer sexuellen Beziehung zurückgezogen.

Eine vierte Frau, die Tochter des 2016 im Gefängnis gestorbenen Oppositionellen Solo Sandeng, sagte aus, der Präsident habe sie gezwungen, sein Heimatdorf zu besuchen. Dort sei sie drei Tage im Hotel festgehalten worden, sagte Fatoumatta Sandeng. Schliesslich habe sie gehen dürfen, ohne dass sie Kontakt zu Jammeh hatte. Sandeng führt derzeit eine internationale Kampagne, um Jammeh vor Gericht zu bringen.

Jammeh hatte das westafrikanische Gambia von 1994 bis 2017 mit harter Hand regiert. Seine Amtszeit war von massiven Menschenrechtsverstössen gekennzeichnet. Ende 2016 hatte er die Präsidentschaftswahl verloren und flüchtete.

Er lebt nun im Exil im afrikanischen Kleinstaat Äquatorialguinea. Eine Auslieferung will sein Nachfolger Adama Barrow von den Ergebnissen einer Wahrheitskommission abhängig machen.

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