Eine Umfrage vor den Bundestagswahlen in Deutschland zeigt: Die Mehrheit der Befragten würden ein Linksbündnis befürworten.
Olaf Scholz
Olaf Scholz (SPD), Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat. - dpa
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor der Bundestagswahl in Deutschland zeigt eine Umfrage: Ein Linksbündnis wäre beliebt.
  • Mehr Deutsche würden dies befürworten als ein unionsgeführtes Bündnis.
  • Bei den Kanzlerkandidaten liegt weiterhin der SPD-Politiker Olaf Scholz ganz vorne.

Gut drei Wochen vor der Bundestagswahl in Deutschland ist ein Linksbündnis bei den Bürgern beliebter als ein unionsgeführtes Dreierbündnis. Die Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergab: Jeder fünfte Deutsche würde eine Koalition aus SPD, Grünen und Linkspartei voll und ganz oder eher befürworten.

Einem Bündnis aus SPD, Grünen und FDP würden fast ebenso viele zustimmen. Einer Koalition aus Union, Grünen und FDP dagegen nur etwas mehr als jeder Achte. Zugleich wird eine solche Jamaika-Koalition auch von mehr Bürgern abgelehnt als Rot-Grün-Rot oder die Ampel mit SPD, Grünen und FDP.

Linksbündnis
Ein Linksbündnis ist möglich. Foto: Paul Zinken/dpa - dpa-infocom GmbH

Zuletzt hatte vor allem die Union eine Diskussion über ein Linksbündnis forciert. Sie hatte von SPD wie Grünen gefordert, eine Koalition mit der Linkspartei auszuschliessen. Beide Parteien vermieden dies bislang, distanzierten sich aber von Positionen der Linken.

Linke will Nato verlassen

So machte SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz ein klares Bekenntnis zur Mitgliedschaft in Nato und EU zur Bedingung für alle potenziellen Koalitionspartner. Die Linke will, dass Deutschland die Nato verlässt.

Noch beliebter als SPD-geführte Bündnisse mit Grünen und Linken oder Grünen und FDP wäre der Umfrage zufolge eine rot-grüne Koalition. Auch eine erneute grosse Koalition von Union und SPD hat mehr Befürworter und weniger Gegner. Beide hätten derzeit allerdings keine Mehrheit.

SPD im Aufwärtstrend

Die YouGov-Umfrage bestätigt zugleich den Aufwärtstrend der SPD in der Wählergunst: Die Sozialdemokraten kommen demnach auf 25 Prozent und erzielen einen Punkt mehr als in der Vorwoche. Die Union rutscht um zwei Punkte auf 20 Prozent ab, die Grünen verlieren einen Punkt auf 15 Prozent. Die FDP bleibt bei 13 Prozent, die AfD kommt auf 12 Prozent (plus eins). Die Linke liegt unverändert bei 8 Prozent.

Der Umfrage zufolge will jeder fünfte Befragte, der bei der Bundestagswahl 2017 die Union wählte, diesmal für die SPD stimmen. 17 Prozent der damaligen Grünen-Wähler wollen zur SPD wechseln – im Gegenzug 13 Prozent der früheren SPD-Wähler zu den Grünen. Knapp 60 Prozent der Befragten gaben an, sich endgültig entschieden zu haben, wen sie wählen wollten. 27 Prozent wollen das erst zu einem späteren Zeitpunkt tun.

Sozialdemokratische Partei Deutschlands
Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz ist derzeit im Volk der mit Abstand beliebteste Kandidat für die Wahl eines neuen Bundeskanzlers in Deutschland. (Archivbild) - Keystone

Könnte man am Wahltag direkt über den Kanzler abstimmen, würden sich 27 Prozent für den SPD-Kandidaten Olaf Scholz entscheiden. Auf Platz zwei liegt in der Umfrage der Spitzenkandidat der FDP, Christian Lindner. Nur 9 Prozent würden die Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock direkt wählen, nur 8 Prozent den Kandidaten der Union, Armin Laschet. Auch diejenigen, die 2017 die Union wählten, kreuzten hier am häufigsten Scholz an.

Scholz leiste gute politische Arbeit

Bei der Bewertung der politischen Arbeit schneidet Scholz ebenfalls deutlich besser ab als seine Konkurrenten: 38 Prozent der Befragten bewerteten seine Arbeit als eher oder sehr gut, 22 Prozent als eher oder sehr schlecht. Baerbock wurde von 17 Prozent eher oder sehr gut sowie von 50 Prozent eher oder sehr schlecht bewertet. Laschet wurde von 13 Prozent eher oder sehr gut sowie von 54 Prozent eher oder sehr schlecht bewertet.

Christian Lindner
Christian Lindner, Bundesvorsitzender der FDP, äussert sich zum Scheitern der Jamaika-Koalition. - Bernd von Jutrczenka/dpa

Die fünf wichtigsten Themen für die Bundestagswahl sind auf Anfrage bei der Umfrage: Rente und Altersversorgung, Umwelt- und Klimaschutz, Gesundheitsversorgung sowie Wohnen und Mieten. Die grösste Kompetenz beim Thema Umwelt- und Klimaschutz wird den Grünen zugeschrieben, in den anderen Bereichen führt die SPD.

Grundsätzlich spiegeln Wahlumfragen allerdings nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang. Sie sind ausserdem immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Christian LindnerDie LinkeUmweltDatenNATOAfDSPDFDPEUBundestag