Beslan: Angehörige der Opfer werfen Moskau Untätigkeit vor

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Russland,

Vor 15 Jahre kamen beim Geiseldrama von Beslan 330 Menschen ums Leben. Angehörige der Opfer werfen den russischen Behörden Untätigkeit bei der Aufklärung vor.

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Angehörige gedachten am Sonntag in der Schulturnhalle in Beslan dem 15. Jahrestag der Tragödie. - AP Photo

Das Wichtigste in Kürze

  • Angehörige gedenken den Opfern des Schul-Massakers in Beslan vor 15 Jahren.
  • Den russischen Behörden wird vorgeworfen, damals unüberlegt gehandelt zu haben.
  • Zudem seien die Ermittlungen nach dem Attentat unzureichend.

Es sei keine der «Schlussfolgerungen» des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte umgesetzt worden. Dies beklagte Sussana Dudiewa, die Vorsitzende der Gruppe Mütter von Beslan am Sonntag am Rande einer Gedenkveranstaltung. «Wir können nicht aufhören, an den ersten, zweiten und dritten September zu denken. Es gibt immer noch Schattenbereiche und Fragen.»

Tragödie in Beslan

Am 1. September 2004 hatte ein pro-tschetschenisches Kommando aus drei Dutzend Rebellen eine Grundschule in Beslan in der Kaukasusrepublik Nordossetien überfallen. Mehrere Tage hatten sie mehr als tausend Menschen, unter ihnen 800 Kinder, als Geiseln gehalten.

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Szenen vom Einsatz der Sicherheitskräfte im September 2004. - AFP/Archiv

Am 3. September 2004 erstürmten die russischen Sicherheitskräfte die Schule. Dabei waren 750 Menschen verletzt und mehr als 330 Menschen getötet worden, unter ihnen 186 Kinder. Bis auf einen wurden auch alle Geiselnehmer getötet.

Laut offizieller russischer Darstellung hatten die Rebellen vor der Erstürmung mehrere Sprengsätze gezündet. Augenzeugen berichteten hingegen, es seien Sprengsätze «ausserhalb» der Schule gezündet wurden.

Scharfe Kritik aus Europa

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hatte Russland im April 2017 verurteilt: wegen «schwerer Versäumnisse» bei der Militäroperation gegen die Geiselnehmer.

Die Strassburger Richter gaben 409 Klägern Recht, unter ihnen Überlebende und Opferangehörige. Sie verurteilten Moskau zu der Zahlung von Schmerzensgeld zwischen 5000 und 30.000 Euro. Damals insgesamt rund drei Millionen Euro.

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Fotos erinnern an die 330 Opfer von Beslan. Darunter waren 186 Kinder. - AP Photo

Die Beschwerdeführer hatten Russland vorgeworfen, trotz des bekannten Risikos den Ansturm auf die Schule angeordnet zu haben. Der Einsatz sei zudem weder sorgfältig vorbereitet noch ausreichend kontrolliert worden. Damit habe es der russische Staat versäumt, das Leben der Geiseln zu schützen.

Auch hätte Russland die Geiselnahme womöglich verhindern können: Mehrere Tage vor dem Überfall habe es genaue Informationen über einen Terroranschlag in der Region im Zuge des Schulbeginns gegeben.

Unzureichende Ermittlungen

Ausserdem kritisieren die Kläger die Ermittlungen über die Verantwortlichen des Militäreinsatzes als unzureichend. Dem schloss sich der Gerichtshof weitgehend an. Der Gerichtshof rügte zugleich die mangelhaften Ermittlungen nach dem Attentat, denn die meisten Leichen seien nicht obduziert worden. Somit sei nicht klar, ob die Opfer durch Schüsse der Geiselnehmer oder Waffen der Streitkräfte getötet wurden.

«Wir appellieren erneut an die Ermittlungsbehörden, eine Untersuchung des Angriffs von Beslan einzuleiten», sagte Dudiewa. Angehörige gedachten am Sonntag mit einem Gottesdienst in der Schulturnhalle der Opfer.

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