Nach der Rücktrittsankündigung der britischen Premierministerin Theresa May ist das Rennen um ihre Nachfolge in vollem Gange.
Die acht Bewerber auf Mays Nachfolge
Die acht Bewerber auf Mays Nachfolge - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Britische Konservative wollen bis zum 20. Juli neuen Parteichef küren.

Bis Sonntag brachten sich bereits acht Kandidaten in Stellung, die sich um den Parteivorsitz der konservativen Tories und damit auch um den Posten des Regierungschefs bewerben. Als Favorit gilt der frühere Aussenminister Boris Johnson, der Mays Brexit-Kurs immer wieder scharf kritisiert hatte.

Neben Johnson warfen eine Reihe amtierender und früherer Minister ihren Hut in den Ring: Aussenminister Jeremy Hunt, Gesundheitsminister Matt Hancock, Entwicklungsminister Rory Stewart, die frühere Arbeitsministerin Esther McVey und der frühere Brexit-Minister Dominic Raab gaben bis Sonntagvormittag ihre Kandidatur bekannt. Nach Informationen der BBC will sich zudem auch Umweltminister Michael Gove bewerben. Hinzu kam die am Mittwoch zurückgetretene Ministerin für Parlamentsangelegenheiten, Andrea Leadsom.

Als aussichtsreiche potenzielle Kandidaten gelten zudem Verteidigungsministerin Penny Mordaunt und Innenminister Sajid Javid. Arbeitsministerin Amber Rudd sagte dagegen der BBC, sie werde nicht antreten.

May hatte am Freitag angesichts des Brexit-Chaos angekündigt, am 7. Juni vom Vorsitz der Konservativen zurückzutreten. Den Posten der Premierministerin behält sie übergangsweise, bis ihre Nachfolge an der Parteispitze geregelt ist.

Der mehrstufige parteiinterne Prozess zur Wahl des Parteivorsitzes soll in der Woche ab dem 10. Juni beginnen und bis zur am 20. Juli beginnenden parlamentarischen Sommerpause abgeschlossen sein. Am Ende entscheiden die rund 100.000 Parteimitglieder zwischen den zwei Kandidaten, die bei den Abgeordneten die meiste Unterstützung haben.

An der Basis hat vor allem Ex-Aussenminister Johnson viele Anhänger. «Wir werden die EU am 31. Oktober verlassen, mit einem Deal oder ohne», sagte er während eines Besuchs in der Schweiz. «Der beste Weg, zu einem guten Deal zu kommen, ist es, sich auf einen No-Deal vorzubereiten.»

Ein Brexit ohne Austrittsabkommen mit der EU sei «keine politisch mögliche Wahl für den nächsten Regierungschef», sagte dagegen Gesundheitsminister Hancock dem Sender SkyNews. Er kündigte auf Twitter an, beim Brexit «liefern» zu wollen. Dann müsse das Land auch bei anderen Dingen «vorankommen» und sich eine «strahlende Zukunft» aufbauen.

Aussenminister Hunt stellte insbesondere seine Verhandlungserfahrungen als Geschäftsmann als Qualifikation für den Posten des Regierungschefs in den Vordergrund. «Abkommen zu machen, ist mein täglich Brot», sagte Hunt, der in den 90ern Unternehmer war, der «Sunday Times».

Der frühere Brexit-Minister Raab schrieb in der «The Mail on Sunday», er bevorzuge zwar einen EU-Austritt mit Abkommen. Die EU werde Grossbritannien aber nur «ernstnehmen», wenn klar sei, dass London zur Not auch bereit sei für einen harten Brexit und anschliessende Handelsbeziehungen auf Grundlage der Vorschriften der Welthandelsorganisation. Raab ist ein noch grösserer EU-Kritiker als Johnson und gilt zusammen mit Hunt und Gove als dessen wichtigster Konkurrent für Mays Nachfolge.

May war im britischen Parlament dreimal mit ihrem mit Brüssel ausgehandelten Austrittsabkommen gescheitert, der Brexit musste zweimal verschoben werden. Da viele ihrer potenziellen Nachfolger Brexit-Hardliner sind, befürchten in der EU nun viele, dass ein harter Brexit ohne Abkommen unausweichlich ist.

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