100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg wollen Angela Merkel und Emmanuel Macron den Ort der Kapitulation des Deutschen Reichs besuchen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron bei einem Gipfel Ende Oktober.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron bei einem Gipfel Ende Oktober. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am 11. November 1918 beendete das Deutsche Reich seine Kämpfe des Ersten Weltkriegs.
  • Der Waffenstillstand wurde in einem Speisewaggon unterzeichnet.

Ferdinand Foch zeigte sich zufrieden. «Der Krieg ist vorbei, meine Kinder», rief der französische Marschall und Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte wartenden Soldaten und Eisenbahnern zu.

Kurz zuvor hatte er in einem umgebauten Speisewagen nahe der nordfranzösischen Stadt Compiègne den Waffenstillstand mit Deutschland unterschrieben. Es war der 11. November 1918.

Der historische Eisenbahn-Waggon steht im Waffenstillstandsmuseum bei Compiègne (F).
Der historische Eisenbahn-Waggon steht im Waffenstillstandsmuseum bei Compiègne (F). - dpa

100 Jahre nach der Kapitulation des Deutschen Reiches wollen Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron am Samstag den berühmten Ort rund 80 Kilometer nördlich von Paris aufsuchen. «Das ist sehr symbolisch – und das erste Mal, dass das deutsch-französische Paar auf die Waldlichtung des Waffenstillstandes kommt», meint ein Berater von Macron.

Im Amtssitz der Präsidenten wird bereits eine ganz unbescheidene Parallele gezogen, zum historischen Handschlag der Vorgänger Helmut Kohl und François Mitterrand über den Gräbern von Verdun im Jahr 1984.

Berset an Gedenkfeiern

Das Treffen von Merkel mit dem 40 Jahre alten Macron leitet grosse Gedenkfeiern zum Ende des Ersten Weltkrieges ein. Dazu werden an diesem Wochenende rund 60 Staats- und Regierungschefs in der französischen Hauptstadt erwartet – unter ihnen die Präsidenten Russlands und der USA, Wladimir Putin und Donald Trump. Die Schweiz wird durch Bundespräsident Alain Berset vertreten.

Macron wolle mit dem «Gedenkgipfel» zum Weltkriegsende zeigen, dass Frankreich im Konzert der Nationen immer noch eine besondere Rolle spiele, meint ein Berater. Auch ein «Friedensforum» über die chaotisch anmutende Welt von heute wird es geben, Merkel wird dort die Eröffnungsrede halten.

Im Jahrestakt fortgeführt

Nach Plänen des Élyséepalasts soll diese Veranstaltung im Jahrestakt fortgeführt werden, als eine Art «Davos an der Seine».

Das deutsch-französische Gedenken im Wald bei Compiègne wurde im Élysée lange vorbereitet, so richtig einfach ist es nicht. In der abgelegenen Gedenkstätte gibt es eine riesige Platte mit der Inschrift: «Hier unterlag am 11. November 1918 der verbrecherische Hochmut des Deutschen Reiches, besiegt von den freien Völkern, die zu unterjochen es beansprucht hatte.»

Merkel und Macron wollen nun eine neue Tafel hinzufügen. «Es wird eine neue Botschaft geben, die positiver ist», kündigt ein Macron-Berater an.

Hitler im gleichen Eisenbahnwagen

In Compiègne geht es nicht nur um die deutsche Niederlage von 1918, sondern auch um den Waffenstillstand vom Juni 1940. Auf Fotos sind Diktator Adolf Hitler und Nazi-Grössen auf der Waldlichtung zu sehen.

Alles war damals auf Rache und Revanche ausgerichtet: Der als Büro eingerichtete Eisenbahnwagen von 1918 mit der Seriennummer 2419D wurde für die Unterzeichnung wieder aus dem Museum geholt. Hitler habe in dem Waggon den Platz von Marschall Foch eingenommen, erzählt der Präsident der Gedenkstätten-Vereinigung, Bernard Letemps.

«Wichtig für Hitler»

«Der Wagen war wichtig für Hitler, deshalb hat er ihn nach Deutschland bringen lassen», resümiert Letemps. Die Gedenkstätte wurde weitgehend zerstört, die Denkmäler wurden demontiert und nach Deutschland gebracht.

Der nach Berlin geholte Teakholzwagen gelangte während des Krieges ins thüringische Crawinkel, wo er nach Recherchen des Museums im April 1945 fast vollständig ausbrannte. Die Metallplattform des Wagens sei aber noch fast 30 Jahre im Bahnhof von Gotha verwendet worden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam ein Wagen einer ähnlichen Baureihe in das kleine Museum und wurde nach alten Plänen eingerichtet. Nicht allen Besuchern gefällt das. «Erst allmählich wird mir klar, dass dies nachgestellte Geschichte ist», notierte der niederländische Autor Geert Mak in seinem Reisebuch «In Europa».

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