Ein französischer Grüner soll Affären mit mehreren Politikerinnen gehabt und sie dann kalt abserviert haben. Er tritt zurück – als Opfer eines Komplotts?
Julien Bayou
Der französische Politiker Julien Bayou. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der französische Grüne Julien Bayou ist zurückgetreten.
  • Das sorgt für Wirbel – die Rede ist von einem möglichen Frauenkomplott.
  • Ihm wird psychische Misshandlung einer Ex-Partnerin vorgeworfen.

Bei Frankreichs Grünen gibt es Wirbel, weil der Rücktritt von Generalsekretär Julien Bayou mit einem möglichen Komplott von Feministinnen in der Partei in Zusammenhang gebracht wird.

Wie die Zeitung «Libération» am Samstag berichtete, sollen die Aktivistinnen für Frauenrechte – darunter mehrere Ex-Geliebte Bayous – den Politiker bereits seit 2019 im Visier gehabt haben, um belastendes Material gegen ihn zu sammeln.

Der Politiker soll demnach Affären mit jüngeren Frauen in der Partei gehabt haben, die er später herzlos abserviert haben soll. Nach der Veröffentlichung des «Libération»-Berichts kam die Parteileitung der Grünen am Samstag zu einer Krisensitzung zusammen, berichteten mehrere Medien. Bayou war am vergangenen Montag nach dem Vorwurf der psychischen Misshandlung einer Ex-Partnerin von seinen Spitzenämtern zurückgetreten.

Vorwürfe juristisch nicht relevant

Zugleich erklärte er, er habe sich nichts vorzuwerfen. Solange die Vorwürfe nicht konkret benannt würden, könne er sich nicht verteidigen. Er trat unter dem Druck der Anschuldigungen als Generalsekretär der Partei Europe Ecologie-les Verts (EELV) sowie als Fraktionsvorsitzender im Parlament zurück.

Der Vorwurf, dass Bayou seine Ex-Partnerin psychisch fertig gemacht haben soll, war zunächst parteiintern von einer Ansprechstelle für sexuelle Belästigung aufgegriffen worden, ohne dass der Politiker selber um Stellungnahme gebeten wurde. Vor zwei Wochen machte eine Parteikollegin die Anschuldigung im Fernsehen öffentlich. Juristisch sind die Vorwürfe demnach nicht relevant.

«Handlungen gefährlich»

Der «Libération»-Bericht, der sich auf die Befragung zahlreicher Beteiligter sowie Whatsapp- und Mail-Nachrichten stützt, sorgte parteiintern für Wirbel. «Das ist das Delirium. Feminismus ist keine Inquisition. Es ist an der Zeit, jetzt miteinander zu reden, bevor es zu spät ist!», twitterte die Europaabgeordnete Karima Delli.

Die Abgeordnete Eva Joly, die ebenfalls für Frankreichs Grüne im EU-Parlament sitzt, meinte, der Zweck heilige nicht die Mittel. «Diese Handlungen ausserhalb jeglichen Rahmens schaden der Sache, die sie vorantreiben sollen, und sind gefährlich für diejenigen, die man angeblich schützen will.»

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