Mit eiserner Hand regierte er 30 Jahre lang Ägypten - nun ist der frühere Staatschef Husni Mubarak gestorben.
Mubarak vor einem 
Kairoer Gericht im Jahr 2015
Mubarak vor einem Kairoer Gericht im Jahr 2015 - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Autokrat wurde 2011 im Arabischen Frühling gestürzt.

Der äusserst umstrittene Ex-Herrscher starb nach Angaben seiner Familie am Dienstag im Alter von 91 Jahren in einem Militärkrankenhaus in Kairo. Mubarak war ab 1981 in Ägypten an der Macht und wurde 2011 während des Arabischen Frühlings gestürzt.

«Heute Morgen ist mein Vater, Präsident Mubarak, gestorben», schrieb sein Sohn Alaa im Kurzbotschaftendienst Twitter. Mubaraks Gesundheitszustand war schon seit einigen Jahren nicht mehr stabil. Zuletzt kämpfte er gegen eine langwierige Erkrankung und wurde erst kürzlich auf die Intensivstation verlegt.

Mubarak soll am Mittwoch mit militärischen Ehren in der Al-Muschir-Tantawi-Moschee östlich von Kairo beerdigt werden, wie das Büro von Ägyptens derzeitigem Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi mitteilte. Danach ist eine dreitägige Staatstrauer angesetzt. Der Präsident würdigte Mubarak als einen der «Helden» des Jom-Kippur-Krieges 1973. Damals stand Mubarak an der Spitze der ägyptischen Luftwaffe.

Der «Pharao», wie Mubarak während seiner Amtszeit häufig genannt wurde, war im Oktober 1981 von seinem Posten als Vizepräsident an die Staatsspitze gerückt. Mit einem mächtigen Polizeiapparat und einer Partei nach seinen Vorstellungen festigte Mubarak in den Folgejahren seine Macht.

Auf der internationalen Bühne war Mubarak trotz seines autokratischen Führungsstils lange Zeit ein gern gesehener Gast. Als Verbündeter der USA war er ein wichtiger Faktor für die westliche Nahostpolitik, da Ägypten als erstes arabisches Land 1979 ein Friedensabkommen mit Israel schloss. Auch zeigte er sich als entschlossener Kämpfer gegen das Extremistennetzwerk Al-Kaida und konnte im Gegenzug auf grosszügige Militärhilfe aus Washington zählen.

Unter Mubarak wucherten allerdings auch Bürokratie und Korruption im Staatsapparat, die Schere zwischen Arm und Reich ging immer weiter auseinander. Regelmässig gab es Berichte über Verstösse gegen Menschen- und Bürgerrechte sowie über Polizeigewalt.

Die Wut über die fehlenden Perspektiven, wirtschaftlichen Stillstand und die politische Unterdrückung entlud sich schliesslich Anfang 2011, angeheizt durch die Revolte in Tunesien. Unter dem Druck von Massenprotesten trat Mubarak im Februar 2011 zurück.

Nach seiner Entmachtung sah er sich verschiedenen Strafverfahren ausgesetzt, unter anderem wegen der Tötung von Demonstranten und Korruptionsvorwürfen. Mubarak verbrachte rund sechs Jahre in Haft, wurde im März 2017 aber in letzter Instanz doch vom Vorwurf des hundertfachen Mordes bei der Niederschlagung der Massenproteste freigesprochen.

Seit dem Sturz Mubaraks ist die Abneigung gegen ihn bei vielen Ägyptern Gleichgültigkeit oder Nostalgie gewichen. Viele erinnern sich heute an seine Amtszeit als eine Periode der Stabilität. Insbesondere auf der Sinai-Halbinsel, wo unter anderem die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aktiv ist, hat sich die Sicherheitslage seitdem erheblich verschlechtert. Der IS hatte 2016 und 2017 mehrere tödliche Anschläge auf koptische Kirchen in Ägypten für sich beansprucht.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas würdigten den Verstorbenen. Mubarak sei ein Führer gewesen, der sich um den «Frieden» mit Israel verdient gemacht habe, sagte Netanjahu. Abbas erklärte, der ehemalige Staatsführer habe sich für die «Freiheit» der Palästinenser eingesetzt. Mubarak war während seiner Amtszeit zeitweise als Vermittler im Nahost-Konflikt aufgetreten.

Auch Kritiker Mubaraks zollten dem früheren Staatschef Respekt. Der Aktivist Wael Ghoneim, der während des Arabischen Frühlings eine zentrale Rolle spielte, schrieb im Onlinedienst Twitter: «Er war loyal und liebte Ägypten. Er übernahm eine grosse Verantwortung gegenüber dem ägyptischen Volk.»

Der frühere Präsidentschaftskandidat Aiman Nur, der 2005 gegen Mubarak antrat und nach seiner Niederlage inhaftiert wurde, zeigte sich ebenfalls versöhnlich. «Ich verspreche Gott, dass ich persönlich ihm vergebe.»

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