Der österreichische Sender «Auf1», der «alternative» Nachrichten verbreitet, ist neu über Satellit im Fernsehen empfangbar. Ob dies seine Reichweite steigert?
Auf1 Nachrichten
Die Tagesnachrichten auf «Auf1» mischen Verschwörungserzählungen wie Spekulationen über die Machenschaften von Freimaurern und wahres Weltgeschehen, wie die neusten Corona-Massnahmen in Israel. - Screenshot Auf1

Das Wichtigste in Kürze

  • «Auf1» ist neu auf Satellit im Fernsehen abrufbar und nicht mehr nur auf dem Internet.
  • Der Sender will so mit den etablierten Medien mithalten und mehr Publikum erreichen.
  • Ob das wirklich funktionieren wird? Verschwörungsexperte Marko Kovic hegt Zweifel.
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Die Schweiz hat einen neuen Fernsehsender – oder, besser gesagt, ein Viertel davon. Der österreichische Sender «Auf1» sendet seit letztem Sonntag auch hierzulande, allerdings nur während sechs Stunden am Tag. Dazu nutzt er den Sendeplatz von SRGT (Schwarz-Rot-Gold-TV), der seine Fernsehlizenz zur Verfügung stellt.

Auf1 Stefan Magnet
Chefredaktor Stefan Magnet spricht bei «Auf1» in der Sendung «Sprechverbot! System will Kritik am Great Reset verbieten!». - Screenshot «Auf1»

Doch die meisten Schweizerinnen und Schweizer dürften den Sender nun vergeblich auf ihrem Gerät suchen. Ihn empfangen kann man lediglich via Satellit. Aber wieso wagt Auf1 den Schritt vom WebTV ins «echte» Fernsehen?

Chefredaktor Stefan Magnet sagt in einem Video, man wolle «Fernsehen wieder frei machen». Berichtet würde über Themen, die Mainstream-Medien nicht behandelten: Altbekannte Verschwörungserzählungen wie «‹Great Reset›, Hitze-Hysterie und Corona-Lüge». Und SRGT-Chef Wilfried Geissler, ein pensionierter Arzt, wolle seine «Hilfe für die Menschen um ihn herum erweitern».

Christian Oesch WIR
Christian Oesch ist Präsident des Vereins «WIR» und Anhänger verschiedener Verschwörungserzählungen. - Verein WIR

Auf1 hat sogar ein Segment seiner Sendung vor drei Tagen den Schweizer Medien gewidmet. Als Interviewpartner wurde Christian Oesch ausgewählt, ein 5G-Gegner und Verschwörungserzähler: Dieser sagte, die «Systemmedien» seien «Teil des Transatlantik-Netzwerks» und würden aus den USA gesteuert.

Aber die Schweizerinnen und Schweizer sehnten sich nach einer Berichterstattung, wie sie Auf1 produziere, so Oesch. Deswegen hetzten die etablierten Medien jetzt gegen den Sender: Er werde zur Bedrohung für sie.

Kovic: «Auf1 wird Reichweite etwas erhöhen können»

Soziologe und Verschwörungsexperte Marko Kovic teilt diese Einschätzung nicht. Zwar könne Auf1 seine Reichweite dank Satellit-Ausstrahlung «etwas erhöhen». Vielmehr aber sei der Schritt gut für die eigene PR: Man sei jetzt «auf Augenhöhe mit den ‹Systemmedien›», so Kovic.

Marko Kovic coronavirus
Marko Kovic ist Soziologe und Experte für Verschwörungstheorien. - zvg

Der Sender dürfte also nicht massenhaft an Zuschauerinnen und Zuschauern gewinnen, so Kovic. Aber wie hat Auf1 Hunderttausende treue Anhänger für sich gewonnen? Das Geheimrezept laut dem Soziologen: «Auf1 macht nur das, was andere Akteure schon seit Jahren erfolgreich machen: Realitätsferne rechtsextreme Demagogie verbreiten und damit Wut und Angst schüren.»

Die Verschwörungen um eine böse, globale Elite enthalte zudem ein Wahrheitskern, was es bei viele Menschen anschlussfähiger mache. «Es gibt grosse ökonomische und politische Ungleichheit, und viele Menschen spüren, dass etwas mit dem System nicht stimmt. Auf1 bedient diese legitimen Sorgen und verdreht sie ins Irrationale», erklärt Kovic.

Sehen Sie (auch) über Satellit fern?

Auf1 muss sein Programm in der Schweiz nicht melden, erklärt ein Mediensprecher des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) auf Anfrage. Dies, weil der Sender weder seinen Sitz in der Schweiz habe noch seine Inhalte «überwiegend» hierzulande produziere. «Für die Ausstrahlung von SRGT und allfälligen fremdproduzierten Inhalten wäre die Landesmedienanstalt Baden-Württemberg zuständig», heisst es.

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