Sollte die EU Sanktionen im Rohstoffhandel erlassen, müsse die Schweiz einen Nachzug sorgfältig analysieren. Parmelin rät wegen globaler Folgen zur Vorsicht.
Bundesrat Guy Parmelin an einer Medienkonferenz in Bern zum Ukraine-Krieg. (Archivbild)
Bundesrat Guy Parmelin an einer Medienkonferenz in Bern zum Ukraine-Krieg. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/ANTHONY ANEX
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Das Wichtigste in Kürze

  • Guy Parmelin warnt vor den Folgen möglicher Sanktionen gegen Russland im Rohstoffhandel.
  • Denn mehrere Länder beziehen über 50 Prozent des Getreidebedarfs von Russland.
  • Der Bundesrat fordert ein Kriegsende, auch damit die Saat ausgebracht werden kann.

Bundesrat Guy Parmelin hat vor globalen Folgen bei Sanktionen im Rohstoffhandel gegen Russland gewarnt. «Ich bin dagegen, dass wir Massnahmen ergreifen, die andernorts zu neuen Problemen führen und die globale Krise weiter verschärfen», sagte er in einem Interview.

Ergreife die EU solche Massnahmen, müsse der Bundesrat das sorgfältig analysieren und auch globale Nebenwirkungen einbeziehen, sagte der Schweizer Wirtschaftsminister der «Schweiz am Wochenende» (Samstagausgabe). Er rate beim Rohstoffhandel «zur Vorsicht».

Parmelin: Sanktionen könnten zu Hunger im nahen Osten führen

«Denn es geht hier nicht nur um Öl und Gas, es geht auch um Nahrungsmittel», erklärte Parmelin. Länder wie Jordanien, Tunesien und Ägypten würden 50 bis 90 Prozent ihres Bedarfs an Getreide aus der Ukraine oder Russland beziehen. «Sind wegen eines Embargos die Schiffe blockiert, sind viele Länder im Nahen Osten von Hunger und einer Destabilisierung bedroht.»

Gas Russland
Russisches Gas ist in vielen europäischen Ländern für das Heizen von grosser Bedeutung. - Keystone

Falls die EU entscheiden sollte, dass die Mitgliedsstaaten einen gewissen Prozentsatz von knappen Gütern aus ihren Reserven für Drittstaaten reservieren, könne die Schweiz prüfen, sich anzuschliessen, sagte der SVP-Politiker Parmelin weiter.

Der Wirtschaftsminister forderte einen möglichst raschen Waffenstillstand in der Ukraine. «Nicht nur wegen der Kriegsopfer. Sondern auch, weil wir sonst Gefahr laufen, dass die Saat in der Ukraine nicht rechtzeitig ausgebracht werden kann. Ein Ernteausfall in diesem Jahr hätte schwerwiegende Folgen für die weltweite Getreideversorgung.»

Der Schweiz kommt im russischen Rohstoffhandel eine wichtige Rolle zu. Ungefähr achtzig Prozent des Rohstoffhandels Russlands erfolgen laut Angaben der Schweizer Botschaft in Moskau über die Schweiz. Über den Rohstoffhandel, namentlich von Öl und Gas, fliessen jeden Tag Millionengelder dem russischen Staat zu.

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