Teurer Strom: SVP-Imark will Solarspeicher fördern
Mit Solarstrom-Speichern soll die drohende Überlastung des Stromnetzes abgefedert werden. Die Grünen begrüssen den SVP-Vorstoss.

Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Solarstrom: Das heisst auch immer stärker wechselnde Stromproduktion.
- Um Blackouts zu verhindern, will SVPler Christian Imark Stromspeicher fördern.
- Eine Batterie im Keller jedes PV-Anlagen-Besitzers: Das finden auch die Grünen gut.
Wird es bald des Guten zu viel? Denn der für die Energiewende unentbehrliche Solarstrom hat ein Problem: Er ist zu erfolgreich. Immer mehr Dächer von Einfamilienhäusern und Gewerbebauten werden mit Solarpanels ausgestattet.
Auch wenn die Kurve aktuell etwas abflacht: Zwischen 2020 und 2023 gab es einen jährlichen Zuwachs von 50 Prozent. Aktuell läuft alles im Grünen Bereich, aber wegen der spezifischen Eigenheiten der Sonnenstrom-Produktion droht Stress für das Stromnetz.

Wenn noch mehr Solardächer und immer mehr Solarfassaden am Mittag maximal viel Strom einspeisen, droht Überlastung. Im Extremfall würde dies zu einem Blackout wie diesen Frühling in Spanien und Portugal führen. Ausser man ergreift frühzeitig Massnahmen dagegen und baut das Netz entsprechend aus.
SVP-Lösungsvorschlag: Stromspeicher für alle, statt für wenige
Es werde zu viel Geld in den «blindwütigen Ausbau» der Photovoltaik gesteckt, kritisiert deshalb SVP-Nationalrat Christian Imark. Die Fördergelder des Bundes verschärften aber die bereits bestehenden Probleme, ärgert er sich: «Es kann doch nicht sein, dass der Bund Geld dafür bezahlt, um die grössten Probleme weiter zu vergrössern.»
Imark hat deshalb einen Vorstoss eingereicht: Der Bundesrat soll das Förderregime überprüfen und doch auch Stromspeicher und Solarmanager miteinbeziehen. Denn wenn in jedem Keller eine Batterie steht, kann die kurzfristige maximale Stromproduktion abgefedert werden.
Ein Solarmanager regelt umgekehrt den Eigenverbrauch: Geschirrspüler, Wärmepumpe oder E-Auto-Wallbox laufen dann, wenn auf dem Hausdach entsprechend viel Strom produziert wird. Selbst und zur «richtigen» Zeit verbrauchter Strom belastet dann wiederum das Stromnetz nicht. Sponsert der Bund also bald auch Stromspeicher für jeden PV-Anlage-Besitzer?
Grüne und SVP (beinahe) einig
Gut möglich – denn auch bei den Grünen gibt es Überlegungen in diese Richtung. Denn, sagt Nationalrätin Marionna Schlatter: «Das Ziel muss sein, Strom dort zu produzieren und zu speichern, wo man ihn braucht.»

Sie hat darum eine ganze Reihe von Fragen an den Bundesrat eingereicht. Unter anderem will sie wissen, ob der Bund die Förderprogramme auf Heimstromspeicher auszuweiten gedenkt.
Das Postulat von Rats-Kollege Imark nimmt sie mit Genugtuung zur Kenntnis: «Schön, dass auch die SVP unterdessen einsieht, wie wichtig Solarstrom eben auch für Winterstrom ist. Es macht Sinn, das auch in den Fördersystemen abzubilden.»
SVP-Imark: Mit Alternative «gewinnt niemand etwas»
Ganz so vereinnahmen lassen will sich SVPler Imark aber nicht: Er verlange ja lediglich eine Überprüfung, ob die Anpassung der Förderung zu besseren Resultaten führen könne. «Ein Postulat muss ergebnisoffen sein», stellt er klar. «Ich Sage in meinem Postulat nicht abschliessend, dass man Heimspeicher zwingend unterstützen sollte.»

Aber offenbar sieht auch Christian Imark nicht viel Spielraum, um die Kosten für Netzausbau, Grossspeicher und Transformatoren zu reduzieren. «Die Alternative dazu ist, dass PV-Strom tagsüber weitgehend abgeriegelt werden muss, weil das Netz überlastet wird. Wenn dieses Szenario eintritt, gewinnt niemand etwas.»
Bereits reagiert haben die meisten Nachbarländer: In Italien gibt es für Speicherbatterien einen Steuerabzug, in Deutschland eine Steuerbefreiung. Österreich kennt eine Investitionsförderung auf nationaler Ebene. Nur Frankreich hat wie die Schweiz keine direkten Fördermassnahmen.
GLP sieht es differenziert
«Die Themen sind effektiv relevant», bestätigt auch Jürg Grossen. Er ist nicht nur Präsident der Grünliberalen, sondern auch des Verbands Swissolar.
Seine Partei hat gleich ein ganzes Vorstosspaket rund um das solar-geplagte Stromnetz eingereicht. Nichtsdestotrotz sagt Grossen: «Eine reine Batterieförderung sehe ich als nicht nötig.»

Für ihn ist fraglich, ob damit die gewünschte Wirkung erzielt werden würde. «Zurzeit werden sehr viele Heimspeicher verkauft, mehr als bei jeder zweiten Solaranlage, einzelne Solarunternehmen sprechen gar von 80 Prozent.» Und das ganz ohne Fördergelder des Bundes.

Grossen schwebt sozusagen eine technologieneutrale Förderung vor. Das Ziel wäre das gleiche wie bei Christian Imark: Das Netz so entlasten, dass es nicht für eine theoretisch mögliche Maximallast ausgelegt sein muss. Diese würde eh nur wenige Male im Jahr während ein paar Sommersonnenstunden erreicht.
Fördern würde Grossen, wenn schon, jene PV-Anlagen, «die netz- und systemkompatibel produzieren können». Wie das erreicht wird, wäre offen: Durch gedrosselte Produktion oder durch optimierten Eigenverbrauch – mit oder ohne Batterie – oder beides. «Solche Anpassungen könnten im Parlament mehrheitsfähig werden», glaubt der GLP-Präsident.
Christian Imark ist unterdessen schon einmal zufrieden, wie er gegenüber Nau.ch bestätigt: Denn der Bundesrat empfiehlt sein Postulat widerspruchslos zur Annahme. Nicht einmal eine Begründung hielt die Landesregierung für nötig.