Fürs Präsidium der SVP kandidieren Andreas Glarner & Alfred Heer. Die Parteielite ist nicht glücklich. Findet Blocher noch eine genehme Person? Die Zeit drängt.
schweizerische Volkspartei
Wollen, aber sollen in den Augen mancher nicht Präsident der SVP werden: Alfred Heer (l.) und Andreas Glarner. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am 22. August bestimmen die SVP-Delegierten die Nachfolge von Albert Rösti.
  • Bis anhin wollen nur Andreas Glarner und Alfred Heer SVP-Chef werden.
  • Die Suche nach einem dritten, Blocher genehmen, Kandidaten läuft. Adrian Amstutz sagt ab.

Nicht einmal mehr vier Wochen dauert es, bis die SVP einen neuen Chef wählt. Und auch nach über einem halben Jahr der Suche, bleibt das Kandidatenfeld dünn. Nur der langjährige Zürcher SVP-Präsident Alfred Heer sowie Asylchef Andreas Glarner kandidieren offiziell.

Längst nicht alle sind zufrieden mit dieser Auswahl. Auch SVP-Patron Christoph Blocher ist kaum glücklich mit den beiden Deutschschweizer Mittfünfzigern. Heer hat sich immer wieder gegen die Parteispitze gestellt.

Alfred Heer SVP Blocher
Alfred Heer und Christoph Blocher (hier 2012 im Bundeshaus) kennen sich schon lange, haben das Heu aber längst nicht immer auf der gleichen Bühne. - Keystone

Kurz vor den Wahlen 2015 bezeichnete er die nationale Kampagne mit den Songs öffentlich als «gaga». Und 2019 zog er im internen Zürcher Ständeratswahlkampf gegen Roger Köppel den Kürzeren. Köppel lässt denn auch keine Gelegenheit aus, gegen Heer zu schiessen.

Alfred Heer: «Die suchen, bis sie einen finden»

Am Wochenende brachte er erneut Esther Friedli ins Spiel, die eine Kandidatur aber kategorisch ausschliesst. Seine «Weltwoche» bezeichnete Heer kürzlich gar als «Funktionär».

Roger Köppel Tweet Präsidium
Roger Köppel, Vordenker der SVP, ist offensichtlich nicht zufrieden mit der bisherigen Auswahl. - Twitter/Roger Köppel

Auch Chef-Provokateur Glarner stösst in der Elite der SVP nicht auf Begeisterung. Erst letzte Woche machte er mal wieder national Schlagzeilen, weil er Namen von Lehrabgängern veröffentlichte. Roger Köppel griff ihn deshalb öffentlich an. Ein Präsident Glarner wäre kaum kontrollierbar, fürchten viele schon länger.

Der Mann aus Oberwil-Lieli AG selbst will sich aktuell nicht zur Ausgangslage äussern. Heer seinerseits weicht dem Thema im «SonnTalk» ebenfalls aus.

«Die suchen, bis sie jemanden finden», glaubt Favorit Alfred Heer. - Tele Züri

Und meint bloss grinsend: «Die werden so lange suchen, bis sie noch einen anderen finden.»

SVP steht vor wegweisenden Tagen

Sicher ist: Die Suche nach einem Blocher & Co. genehmen Kandidaten läuft weiter. Gemäss Nau.ch-Informationen tagt der Parteileitungsausschuss am 3. August. Bis dann sollte das neunköpfige «Hirn» der SVP zumindest einen Plan haben. Und wenn möglich Namen.

SVP Schweiz Parteileitungsausschuss
Vor Wahlen übt der Parteileitungsausschuss ein Vorschlagsrecht aus. Die Findungskommission dürfte Ende Woche mögliche Kandidaten liefern. - zvg/svp.ch

Es fällt erneut jener von Magdalena Martullo-Blocher, die eigentlich längst abgesagt hat. Manche bringen sogar mal wieder den Namen von Ex-Fraktionschef Adrian Amstutz ins Spiel.

Dieser trat im Herbst 2019 aufgrund einer Amtszeitbeschränkung ab. Er tauchte aber letzte Woche anlässlich einer Pressekonferenz zu den Ausschaffungszahlen wieder öffentlich auf. Auf Anfrage von Nau.ch bestätigt Amstutz, dass die Findungskommission ihn kontaktiert habe.

SVP Adrian Amstutz
Der langjährige Fraktionschef Adrian Amstutz wird als möglicher Präsident gehandelt, will davon aber nichts wissen. - Keystone

Das sei allerdings schon eine «lange Zeit» her, so Amstutz. Er hält fest, dass das SVP-Präsidium für ihn keine Option sei. «Ein Nein von Amstutz bleibt ein Nein. Punkt.»

Tatsächlich wäre ein Präsident ohne offizielles Amt eine spezielle Ausgangslage. Auszuschliessen ist bei der SVP aber sowieso nie etwas.

Auf wen tippen Sie als neuer SVP-Chef?

Frei nach Christoph Blocher: Plötzlich «muss» jemand ein Amt übernehmen, auch wenn er nicht «will». So begründete der 79-Jährige bereits seine Bundesratskandidatur. Bei Tochter Magdalena tönte es ähnlich, als sie sich als Vizepräsidentin wählen liess.

Absage um Absage: Last-Minute-Erfolg für Caspar Baader?

Dabei hat die SVP die «alte Garde» eigentlich positioniert. Präsident der Findungskommission ist Alt-Nationalrat Caspar Baader, der als Fraktionschef die Delegation im Bundeshaus anführte. Doch auch er muss bisher vor allem Absagen zur Kenntnis nehmen.

Caspar Baader SVP Findungskommission
Der frühere Fraktionschef Caspar Baader ist Präsident der Findungskommission. - Keystone

Besonders bitter war dies im Fall von Marcel Dettling. Der junge Schwyzer Bauer hätte das Format gehabt, ein neuer Toni Brunner zu werden. Doch er liess sich bisher nicht erweichen, stellt seine Familie über das Präsidialamt.

Thomas Aeschi SVP Berset
SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi.
Dettling
Nationalrat Marcel Dettling hält im Parlament eine Rede.
Christian Imark SVP
SVP-Nationalrat Christian Imark will nicht Parteipräsident werden.
SVP Sandra Sollberger
SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger überlegte sich eine Kandidatur, sagte aber ab.
diana gutjahr
SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr will Präsidentin des Schweizer Gewerbeverbandes werden.
werner salzmann Nationalrat
SVP-Nationalrat Werner Salzmann bei einer Debatte im Nationalrat.

Kandidaten wie Thomas Aeschi, Christian Imark, Sandra Sollberger oder Diana Gutjahr haben sich offiziell ebenfalls aus dem Rennen genommen. Ob jemand von ihnen oder ein Überraschungsmann wie der Berner Lars Guggisberg doch antritt, könnte sich Ende dieser Woche zeigen.

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