Die Kritik am Blackface-Auftritt am Rande des Sechseläuten ist laut. Benjamin Giezendanner (SVP) verteidigt die Zünftler und sagt sogar, er hätte mitgelacht.
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SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner im Wahlzentrum des Kanton Aargau am Sonntag, 20. Oktober 2019, in Aarau. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zünftler sorgen mit einem Fall von Blackfacing vor dem Sechseläuten für einen Aufschrei.
  • Benjamin Giezendanner (SVP) versteht die Kritik nicht: «Es war ein privater Anlass.»
  • Der Nationalrat gibt auch zu, er hätte beim Video wahrscheinlich auch mitgelacht.

Im Vorfeld vom Sechseläuten treffen sich die Zünftler unter sich, etwa am «Ball beim Böögg». In der geschlossenen Gesellschaft feiert sich Zürichs Elite und stimmt sich auf das Fest ein. Ein Video vom diesjährigen Anlass zeigt, dass dabei auch mal die Grenzen des guten Geschmacks überschritten werden. Doch mehr als nur das – auch die Staatsanwaltschaft prüft den Vorfall.

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Das diesjährige Sechseläuten verursacht Nachwehen. - Nau.ch / Simone Imhof

Denn die Zünftler lachen gerne auf Kosten anderer und machen auch bei Rassismus nicht halt, wie ein Video zeigt. Dabei tritt ein Mann mit schwarz gefärbtem Gesicht auf, samt Kraushaarperücke, Bastrock und einem Knochen in der Hand. Doch damit nicht genug, später macht sich die Gruppe auch noch über Prostituierte und Homosexuelle lustig.

Giezendanner (SVP) verteidigt Zünftler: «War ein privater Anlass»

Dabei handelt es sich keineswegs um einen Ausrutscher, wie der Mann vor dem Abspielen des Kurzfilms selbst klarstellt. «Die Zensurbehörde der Stadt Zürich hat die Episode verboten, weil sie fand, sie sei in höchstem Mass unkorrekt. Weil wir hier aber in einer geschlossenen Gesellschaft sind, sollten Sie sich besser selber ein Bild machen.»

Nicht nur die Zünftler im Saal finden das Gezeigte offensichtlich lustig. «Ja, ich hätte wahrscheinlich mitgelacht», gibt Nationalrat Benjamin Giezendanner (SVP) im «Sonntalk» auf «Telezüri» offen zu. Für ihn sei dies kein Blackfacing. Ausserdem finde er es nicht richtig, wenn man in einer geschlossenen Gesellschaft nicht machen kann, was man will.

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Tamara Funiciello (SP) kann findet es «krass», dass Benjamin Giezendanner (SVP) das Blackfacing nicht verurteilt. - keystone

Tamara Funiciello (SP) will von Giezendanner wissen, was er an der Herabwürdigung von Homosexuellen und schwarzen Menschen so lustig finde. Schliesslich führe die Abwertung von Minderheiten im Endeffekt zu Gewalt. Darauf antwortet SVP-Mann lapidar: «Ein schlechter Witz bleibt ein schlechter Witz – egal von wem. Es bleibt eine geschlossene Gesellschaft.»

Haben Sie das Sechseläuten verfolgt?

Mit seiner Meinung bleibt Giezendanner in der Gesprächsrunde allein. Auch die Zürcher GLP-Nationalrätin Tiana Angelina Moser findet es absolut inakzeptabel. «Es ist eine Elite, die sich gegenüber einer Minderheit diskriminierend äussert, das lässt sich nicht schönreden.» Es sei auch völlig irrelevant, dass dies bei einem privaten Anlass geschehen sei, so Moser.

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