Bei der SVP Aargau herrscht dicke Luft. Grund dafür sind Glarners Äusserungen zum Ukraine-Krieg, die bei seinen Parteikollegen für reichlich Kritik sorgen.
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SVP-Nationalrat Andreas Glarner steht hinter Wladimir Putin und verteidigt dessen Krieg gegen die Ukraine. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • SVP-Nationalrat Andreas Glarner rechtfertigt den russischen Invasionskrieg.
  • Dafür hagelt es aus den eigenen Parteikreisen reichlich Kritik.
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Es gibt immer zwei Seiten der Medaille. Doch in diesem Fall scheint SVP-Nationalrat Andreas Glarner ganz alleine dazustehen. Die Rede ist von seinen umstrittenen Äusserungen zum Ukraine-Krieg.

Während der letztwöchigen Fraktionssitzung der SVP-Grossräte sagte Glarner etwa, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verlängere mit seinem Verhalten den Krieg. Und: Der Westen sei mitschuldig am Konflikt mit Russland.

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Der Regierungsrat Jean-Pierre Gallati kritisiert Glarners Äusserungen zum Ukraine-Krieg aufs Schärfste. - Keystone

Fraktionschefin Désiréé Stutz unterbrach daraufhin die Sitzung und Regierungsrat Jean-Pierre Gallati sagte ihm lautstark seine Meinung. Dabei soll er seinen Parteikollegen auch als «Putin-Verehrer» beschimpft haben.

Doch wirklich gefruchtet haben Gallatis Worte nicht – im Gegenteil. In einem Beitrag auf der Website des rechtskonservativen Blattes «Schweizerzeit» rechtfertigt Glarner jetzt sogar den von Putin angezettelten Ukraine-Krieg.

Mitglieder der SVP distanzieren sich von Glarner

So schreibt der 59-Jährige, dass er Wladimir Putins hochumstrittene Forderungen für einen Waffenstillstand unterstütze: «Wenn dieses Angebot nicht angenommen wird, sind EU und USA ganz klar schuld an jedem weiteren Opfer dieses Krieges.»

Weiter schreibt Glarner, dass er die Krim-Annexion durch Russland sowie die militärische Unterstützung in den Separatistengebieten für gerechtfertigt hält. «2014 putschten die USA die russlandfreundliche Regierung der Ukraine aus dem Amt und installierten eine US-freundliche Regierung. Durch den Putsch der US-Amerikaner genötigt, besetzte Russland die Krim.»

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Charkiw ist im Ukraine-Krieg stark beschädigt worden.
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Ukrainische Rettungskräfte arbeiten vor dem beschädigten Rathausgebäude in Charkiw nach dem russischen Beschuss im Ukraine-Krieg.
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Tausende Menschen flüchten vor dem Krieg in der Ukraine. (Archivbild)
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Ein zerstörtes Auto in Kiew.

Aussagen, die seine Parteikollegen bei der SVP entsetzen. «Ich verstehe nicht, wie unser Präsident den Angriff Russlands auf einen souveränen Staat wie die Ukraine rechtfertigen kann. Ihm fehlt ganz offenbar das nötige geschichtliche Wissen», sagt ein SVP-Mitglied gegenüber der «Aargauerzeitung».

Glarner selbst begründet seine Position mit einem Rückblick auf die Verhältnisse zwischen Russland und der Nato im Jahr 1989. «Tut man dies, wird einem bald klar, dass Russland durchaus berechtigte Ansprüche hat. Russland warnte den Westen mehrfach und reicht immer wieder die Hand zum Frieden», schreibt der Präsident der SVP Aargau.

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SVP: Glarner will Flüchtlinge aufnehmen

Er findet also, dass Russland das Anrecht auf eine Pufferzone zwischen seinem Gebiet und der Nato habe. Auch das stösst parteiintern auf reichlich Kritik. «Man stelle sich vor, andere Länder in Europa würden ebenfalls Pufferzonen verlangen; oder die Schweiz würde angegriffen und dann von ausländischen Politikern zur Kapitulation aufgefordert. Wie würde Andreas Glarner da reagieren?»

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SVP-Asylchef Andreas Glarner plädiert für eine Lockerung bei den Vorgaben für die private Unterbringung von Flüchtlingen. - Keystone

Für das SVP-Mitglied sei es unerträglich, dass Glarner sich derart offen hinter die brutale russische Aggression stelle.

Die Haltung der Aargauer SVP-Präsidenten überrascht auch insofern, als dass er erst kürzlich zugab, Flüchtlinge aufnehmen zu wollen. «Ich bin bereit, bei mir privat eine Flüchtlingsfamilie aufzunehmen», sagte der SVP-Asyl-Chef der «Aargauer Zeitung». Er habe ein grosses Haus und genügend Platz dazu.

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